Auf der Suche nach Gold, Myrrhe und Weihrauch Wo es noch Myrrhe gibt

Brüser Berg. · Am Dreikönigstag feiern Katholiken das Epiphanias-Fest und denken an die Gaben der Weisen aus dem Morgenland. Aber wo gibt es heute – abgesehen von Gold – Myrrhe und Weihrauch?

 Vertretungsküster Helmut Fischer präpariert im Gemeindezentrum St. Edith Stein das Weihrauchfass.

Vertretungsküster Helmut Fischer präpariert im Gemeindezentrum St. Edith Stein das Weihrauchfass.

Foto: v/Stefan Hermes

Am 6. Januar ist Dreikönigstag. Katholiken feiern dann das Epiphanias-Fest, das Fest der Erscheinung des Herrn. Es erinnert an die Huldigung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Während der Evangelist Matthäus die drei Könige in der Bibel noch als Weise oder Sterndeuter aus dem Morgenland beschrieb, wurden sie im Verlauf der Jahrhunderte aufgrund ihrer wertvollen Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe – zu Königen.

In einer Auslegung des Evangeliums soll jeder König einen der Kontinente der damals bekannten Welt repräsentieren: Afrika, Asien und Europa. Ein Zeichen dafür, dass die ganze Welt zu Jesus kommt. Die Geschenke sind mehr als zwei Jahrtausende später noch ähnlich bedeutsam, wie sie es damals waren. In der Antike war Myrrhe sowohl als kosmetisches wie auch als medizinisches Mittel sehr begehrt. Der afrikanische König Caspar schenkte Myrrhe als Heilpflanze, die damit auf die Heiler-Fähigkeit von Jesus verweisen soll. Es ist auch heute erhältlich, etwa in Apotheken. „Myrrhe können Sie als Tinktur oder Kapseln bekommen“, sagt Michaela Reinhardt von der Apotheke Am Brüser Berg.

Gleiches gilt auch für den Weihrauch, den der royale Asiat Balthasar aus den Sphären der Tempel zur Krippe brachte und damit bereits einen Hinweis auf die Göttlichkeit des Beschenkten gab. 196 lieferbare Weihrauch-Produkte listet alleine der Computer der Brüser-Berg-Apotheke auf. „Weihrauch gibt es in allen Formen, als Pulver, Salbe, als Tinktur oder in Kapseln“, so Apothekerin Petra Becker.

„Die Wirkung von Weihrauch hat vor allem etwas mit seiner Qualität zu tun“, ist Jörg Harth, Pfarrer in der katholischen Pfarrei St. Rochus und Augustinus, überzeugt. Weihrauch entsteht bei der Verbrennung des Harzes des Boswelliabaumes, das größtenteils in Äthiopien, Somalia, Indien und im Oman geerntet wird. Zehn Tonnen verbrennen davon jährlich in deutschen Kirchen – als Symbol für die Gebete, die zum Himmel aufsteigen. Seit jeher wird dem Rauch des speziellen Harzes eine apotropäische, also Unheil abwendende Wirkung zugeschrieben. So wurde der Weihrauch im Volksglauben wegen seiner schützenden Wirkung auch zum Ausräuchern von Haus und Hof in den zwölf Rau(c)hnächten zwischen Weihnachten und Epiphanie benutzt. Auf ähnliche Weise sollen übrigens auch die auf Haustüren gezeichneten Initialen der Heiligen Drei Könige, „C“, „M“ und „B“, gegen das Eindringen von Dämonen wirken, auch wenn die drei Buchstaben heute mit „Christus Mansionem Benedicat“ („Christus segne dieses Haus“) übersetzt werden. Wie auch immer man die Symbolik interpretiert, wichtig war dem Volksglauben, dass die Buchstaben mit weißer Kreide, der Farbe, die Dämonen abschreckt, geschrieben wurden.

Und wollte man es Melchior, dem blaublütigen Vertreter Europas gleichtun, der dem Jesuskind Gold mitbrachte, weil es ein angemessenes Geschenk für einen Herrscher war, hätte man es heute sehr einfach, Gold zu erwerben und damit seine Verehrung auszudrücken. Gold übt seit Anbeginn der frühesten Zivilisationen eine bis heute ungebrochene Faszination auf Menschen aus. Schon aus der Antike ist das Zeremoniell des „Aurum Coronarium“, der Goldkranzspende, bekannt. So darf das Goldgeschenk als eine symbolische Handlung betrachtet werden, in der Jesus durch das Kostbarste geehrt wird, was die damalige Welt zu bieten hatte. Auch heute noch wird Goldschmuck als Ausdruck von Zuneigung und Liebe verschenkt. In seiner puren Form ist es aktuell in nahezu jeder Bank oder Sparkasse als Wertanlage zu bekommen. Etwa 51 Euro kostete am Dienstag ein Gramm des Edelmetalls, das nach aktuellem Tagespreis taxiert wird. Zudem hat sich Gold in der heutigen Zeit zu einem unverzichtbaren Rohstoff in der Computertechnik, in der Raumfahrt und der Medizin entwickelt.

Übrigens: Wenn auch nicht die ganze Welt, so besuchen heute immerhin rund sechs Millionen Menschen die „Könige“ im Kölner Dom und machen die Kathedrale damit zu der beliebtesten Sehenswürdigkeit in Deutschland und zugleich zu einer der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas. Nach katholischer Überlieferung sind dort die Gebeine der Könige, die in dem goldenen Dreikönigsschrein aufbewahrt werden. Die Sarkophag-Platte zählt zu den bedeutendsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Jedes Jahr wird sie am 6. Januar abgenommen und gibt den Besuchern des Doms einen Blick auf die Schädel der Heiligen Drei Könige frei. Vor Köln wurden die Reliquien im Mailänder Dom aufbewahrt. Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1162 die Stadt eroberte, schenkte er seinem Verbündeten Rainald von Dassel, dem Erzbischof von Köln, diese wertvollsten Reliquien des Mittelalters als Kriegsbeute.

Ein Bonner Anatom war es zudem, der 1864 während einer Untersuchung herausfand, dass es Knochen von drei verschiedenaltrigen Männern sind. Da man bei den Gebeinen zudem einen syrischen Stofffetzen aus dem zweiten Jahrhundert fand, folgerte man, dass diese Gebeine relativ früh als Reliquien verehrt wurden, womit sie zu den frühesten nachweisbaren Reliquien des Christentums wurden.

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