Zeugen gesucht: Zweijährigen angefahren und geflüchtet

Zwei dramatische Fälle von Unfallflucht binnen drei Tagen halten die Polizei in Atem. Nachdem am Montag eine 79-Jährige auf der Königswinterer Straße von einem Betonmischer tödlich verletzt worden war, veröffentlichte die Polizei am Dienstag einen weiteren Zeugenaufruf zu einem anderen Fall.

 Leon ist seit Montag wieder zurück aus der Klinik. Er hat eine Gehirnerschütterung und Knieverletzungen.

Leon ist seit Montag wieder zurück aus der Klinik. Er hat eine Gehirnerschütterung und Knieverletzungen.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Zwei dramatische Fälle von Unfallflucht binnen drei Tagen halten die Polizei in Atem. Nachdem am Montag gegen 11.15 Uhr eine 79-Jährige auf der Königswinterer Straße von einem Betonmischer tödlich verletzt worden war, veröffentlichte die Polizei am Dienstag einen weiteren Zeugenaufruf zu einem anderen Fall. Dieser spielte sich am Samstag in Tannenbusch ab: Dabei wurde ein Zweijähriger so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus musste.

Die Mutter (23) war gegen 15.55 Uhr an der Agnetendorfer Straße unterwegs. Ihre Tochter (9 Monate) saß im Kinderwagen, ihr Sohn lief hinterher. "Leon war zwei, drei Meter hinter mir", berichtet die Frau dem GA.

Als sie vor dem Hit-Markt die Parkplatzeinfahrt überquerte, hörte sie, wie ein Auto mit lauten Motorgeräuschen heranfuhr, so die 23-Jährige. Dann habe es einen dumpfen Schlag gegeben. Als sie sich umdrehte, habe Leon bewusstlos auf dem Boden gelegen.

"Ich sah nur noch, wie das kleine rote Auto wegfuhr", sagt die Mutter. "Ich weiß nicht, ob ein Mann oder eine Frau am Steuer saß." Sie nahm Leon auf den Arm, der nach einigen Sekunden wieder zu sich kam, und wählte mit ihrem Handy die 112. Ein anderer Autofahrer hielt an und brachte eine Decke für den schreienden Jungen. Kurz darauf traf der Notarzt ein.

Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass Leon eine Gehirnerschütterung erlitten hat. Auch seine Knie sind verletzt. Trotzdem konnte er am Montag wieder nach Hause. "Ich hoffe sehr, dass die Polizei den Unfallfahrer findet", sagt die Mutter. "Es ist unglaublich, einfach so abzuhauen."

Das passiert häufiger, als man denkt. Seit 2008 verzeichnet die Bonner Polizei in ihrem Zuständigkeitsbereich eine Zunahme der Unfallfluchten - sogar dann, wenn Menschen verletzt wurden. Registrierte sie 2008 noch 177 Verletzte, waren es 2009 schon 211 und im ersten Halbjahr 2010 bereits 100. Die Fälle mit reinen Sachschäden eingerechnet, stieg die Zahl der Unfallfluchten zwischen 2008 und 2009 von 3 263 auf 3 498. Von Januar bis Juli dieses Jahres gab es insgesamt schon 2 066 Unfallfluchten.

"Das Risiko, erwischt zu werden, ist hoch", betont Polizeisprecher Frank Kreft. "Bei Unfallfluchten mit Personenschäden liegt unsere Aufklärungsquote bei bis zu 70 Prozent, bei Sachschäden um die 50 Prozent." Auch kleinere Beschädigungen, etwa beim Einparken, seien kein "Kavaliersdelikt", warnt Kreft.

Jedes "Unerlaubte Entfernen vom Unfallort" zieht ein Strafverfahren nach sich. In schweren Fällen drohen bis zu drei Jahre Haft und Fahrerlaubnisentzug. Wer ein geparktes Auto beschädigt, ist mit einem Zettel hinter dem Scheibenwischer nicht aus dem Schneider. Der Polizeisprecher: "Der Unfallverursacher muss eine angemessene Zeit warten." Was "angemessen" bedeute, sei im Einzelfall unterschiedlich. Am besten sei, sofort die Polizei zu informieren.

Zum tödlichen Unfall am Montag hält sich die Polizei bedeckt. "Die Ermittlungen laufen", erklärte Kreft nur. Der Fahrer des Betonmischers hatte den Unfallort verlassen; Beamte stellten das Fahrzeug kurz darauf bei einer Bonner Firma sicher. Um Hinweise, auch im Fall des Zweijährigen, bitten die Ermittler an die Telefonnummer (02 28) 15 0.

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