Zu sechst auf Beutezug

Sie scheinen fast jede Nacht in und um Kessenich auf Beutezug gewesen sein: In Kindergärten, Wohnhäuser, Schulen, Büros, Apotheken und eine Kirche sollen die Mitglieder einer Bande eingestiegen sein. Seit Freitag sitzen sechs Jugendliche vor der Jugendkammer des Landgerichts.

Zu sechst auf Beutezug
Foto: dpa (Symbolbild)

Bonn. Sie scheinen fast jede Nacht in und um Kessenich auf Beutezug gewesen sein: In Kindergärten, Wohnhäuser, Schulen, Büros, Apotheken und eine Kirche sollen die Mitglieder einer Bande eingestiegen sein. Seit Freitag sitzen sechs Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren vor der Jugendkammer des Landgerichts.

In dem Prozess geht es unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor allem um gewerbsmäßigen Bandendiebstahl im besonders schweren Fall.

Gut 100 Einbruchsdiebstähle wurden von der Staatsanwaltschaft angeklagt - doch dies scheint nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Der mutmaßliche Haupttäter, ein 16-Jähriger, hatte nach seiner Festnahme im Januar anscheinend mehr als 200 Einbrüche seit Mitte 2009 eingeräumt.

Laut Anklage hatten es die Einbrecher vor allem auf Elektronikartikel abgesehen. So sollen sie gestohlene Laptops, Digitalkameras und Beamer weiterverkauft haben. Meist scheint der Schaden um ein Vielfaches höher gewesen zu sein als die Beute: So wurden in einer Pizzeria laut Anklage 350 Euro erbeutet, der Schaden belief sich auf 2000 Euro.

In einem Wohnhaus an der Meckenheimer Allee soll die Bande hingegen Silber, Schmuck und Porzellan im Wert von 96 000 Euro erbeutet haben. Auch in eine Musikschule und eine Kirche waren die Täter offenbar eingebrochen. Beide Male mussten sie den Tatort allerdings ohne Beute verlassen, so die Staatsanwaltschaft. Im März 2010 soll zudem einer 71-Jährigen die Handtasche mit 190 Euro Bargeld geraubt worden sein. Dabei soll sich das Opfer durch einen Sturz schwer verletzt haben.

Der Haupttäter sitzt derzeit wieder in Untersuchungshaft. Er war zwischenzeitlich in eine so genannte Haftvermeidungsanstalt gekommen. Dort dauerte es genau vier Tage, bis es zum ersten Zwischenfall kam - und der Jugendliche wieder ins Gefängnis musste: Er soll mit anderen Jungs abgehauen und unter anderem Autos aufgebrochen haben.

Besonders dumm soll sich ein 18-Jähriger angestellt haben. Auch er hatte nach einigen Monaten Untersuchungshaft die Möglichkeit einer Haftvermeidung bekommen. Doch den angeordneten Schulbesuch scheint der Angeklagte nicht so ernst genommen zu haben: Obwohl nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien zu absolvieren war, soll er nur am ersten Tag in der Schule erschienen sein - weil das Wetter so schön war.

Die Sommerferien verbrachte er wieder hinter Gittern. Für den Prozess sind vorerst weitere neun Verhandlungstermine geplant.

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