Zugänge zum Rhein sind mangelhaft

Forum zum Masterplan: Fast 200 Bürger waren am Freitagnachmittag ins Münster-Carré gekommen, wo Professor Klaus Selle die Ziele und den Ablauf des Prozesses bis zum Masterplan erläuterte und Professor Kunibert Wachten die Analyse vorstellte.

 Eine zentrale Aufgabe für den Masterplan: So öde wie dieser Zugang von der Beethovenhalle zum Rhein sind fast alle Abschnitte des linksrheinischen Ufers. Dass da etwas geschehen muss, darüber bestand im Forum Einigkeit.

Eine zentrale Aufgabe für den Masterplan: So öde wie dieser Zugang von der Beethovenhalle zum Rhein sind fast alle Abschnitte des linksrheinischen Ufers. Dass da etwas geschehen muss, darüber bestand im Forum Einigkeit.

Foto: Volker Lannert

Bonn. "Ich kenne keine Stadt am Rhein, die so wenig am Rhein liegt wie Bonn." Der Zugezogene aus dem Sauerland, der beim ersten öffentlichen Forum zum Masterplan Innere Stadt Bonn das Wort ergriff, erntete eindeutige Zustimmung.

Fast 200 Bürger waren am Freitagnachmittag ins Münster-Carré gekommen, wo Professor Klaus Selle die Ziele und den Ablauf des Prozesses bis zum Masterplan erläuterte und Professor Kunibert Wachten die Analyse vorstellte. Wie berichtet, soll in einem öffentlichen und offenen Verfahren eine Strategie für die Stadtentwicklung der kommenden 20 Jahre entwickelt werden.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Einmalige Gelegenheit"In der Tat stellte Wachten die Beziehungen der Stadt zum Rhein als eine der Schwachstellen der Bundesstadt dar: Vor allem die Zugänge - oft mit vielen Barrieren - seien mangelhaft. Insgesamt stellte Wachten fest, dass die Übergänge von der City in die umliegenden Quartiere einer dringenden Planung bedürfen: die Verknüpfungsräume um das Stadthaus herum, an der Oxfordstraße und am City-Ring, der eine Integration der umliegenden Viertel fast unmöglich mache, aber auch der Streifen zwischen Rhein und Kaiserstraße.

Für Wachten, der mit seinem Team eine Vielzahl von Gesprächen mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft geführt hat, herrsche dort eine völlig andere Atmosphäre, als etwa jenseits der Bahn in der Südstadt, "eines der besten Wohngebiete bundesweit", so Wachten. Dringenden Diskussionsbedarf sieht Wachten auch bei der Anbindung des alten Rheinviertels zwischen Beethovenhalle und Altem Zoll an die Innenstadt.

Bei ihren Überlegungen für einen Masterplan müsse stets berücksichtigt werden, dass das Wohnen in der Innenstadt eine immer größere Bedeutung gewinne - schon aus Gründen des demografischen Wandels, weil man in der Innenstadt eben alles auf engstem Raum findet.

Auch wenn eine Studie der Bertelsmann-Stiftung für Bonn nur marginale Änderungen im Altersaufbau prognostiziert, aber ein Bevölkerungswachstum von fünf Prozent bis zum Jahr 2015. Das bedeute also, dass Wohnraum geschaffen werden müsse, sagte Wachten.

Möglichkeiten, vorhandene Brachflächen wie die Poliklinik an der Wilhelmstraße, das Gelände der ehemaligen Kurfürsten-Brauerei an der Bornheimer Straße oder die Ermekeilkaserne in der Südstadt zu "revitalisieren", gebe es geradezu im Überfluss. Überhaupt: Bonn habe ein höheres Potenzial, als es ausschöpfe.

Touristisch werbe es mit der Kulisse des Siebengebirges und mit dem Konterfei Beethovens. Zu wenig, findet der Städteplaner. Nach wie vor assoziierten die meisten Menschen Bonn mit dem Regierungsviertel. Doch Bonn könne eine "baukulturelle Vielfalt" vorweisen, mit einer markanten Silhouette am Rhein.

Zu überlegen sei, ob die mittlere Rheinlage und ein entsprechendes Angebot nicht auch für den Medizintourismus eine größere Rolle spielen könnte. Auch kulturell konzentriere sich Bonn viel zu stark aufs Beethovenfest, obwohl es über ein wesentlich bunteres Angebot verfüge.

Bei vielem gesellschaftlichem Konsens, etwa das innerstädtische Wohnen zu stärken und die Stadteinfahrten schöner zu gestalten, sieht Wachten weitere harte Kontroversen auf die Akteure zukommen: bei der Frage nach einem Festspielhaus, bei der Zukunft des Stadthauses und des Bahnhofsvorplatzes.

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