Zukunft des Bildnerischen Zentrums ist ungewiss

Bei rückläufigen Nutzerzahlen steht Standort Paul-Kemp-Straße in Frage - VHS-Direktorin Schöll will Fachbereich Kultur und Kunst jedoch erhalten

  In dem Gebäude  an der Paul-Kemp-Straße, das heute das Bildnerische Zentrum der Volkshochschule beherbergt, war vor vielen Jahren einmal die Bachschule untergebracht.

In dem Gebäude an der Paul-Kemp-Straße, das heute das Bildnerische Zentrum der Volkshochschule beherbergt, war vor vielen Jahren einmal die Bachschule untergebracht.

Foto: Friese

Bad Godesberg. Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern. Die Zukunft des seit 26 Jahren in der ehemaligen Bachschule an der Paul-Kemp-Straße angesiedelten Bildnerischen Zentrums der Bonner Volkshochschule und damit eines Bausteins der kulturellen Infrastruktur Bad Godesbergs ist in Gefahr.

Rund 80 Prozent des Angebots des Bonner VHS-Fachbereichs Kunst finden hier statt. Es wird in Öl und Acryl gemalt, Akt gezeichnet, aquarelliert und radiert, textil und fotografisch gestaltet. Tischler- und Holzbildhauerarbeiten entstehen genauso wie Glas- und Goldschmiedekunstwerke.

"Das hier gezeigte professionelle Laientum ist ein Pfund, mit dem jede Stadt wuchern würde", schwärmt Bonns VHS-Direktorin Ingrid Schöll auf GA-Anfrage. Im Vergleich mit privaten Anbietern könne in dem Zentrum jeder auch ohne Qualifikation seinen künstlerischen Ausdruck finden, "und der Preis ist auch nicht so hoch".

Andererseits sei die Nutzungstendenz klar rückläufig, fügt Schöll hinzu. In diesem Semester seien dort nur um die 400 Kursteilnehmer ein und ausgegangen. Das ökonomische Konzept stimme nicht mehr in dem denkmalgeschützten, aber inzwischen arg sanierungsbedürftigen Haus am Rande des Villenviertels.

Obwohl sich die VHS in den vergangenen Jahren bemüht habe, die Einrichtung mit attraktiven Vormittagsangeboten zu füllen, "nehmen die Menschen das Bildnerische Zentrum nicht recht an", sagt Schöll. Und das, obwohl die Konkurrenz "nicht exorbitant angewachsen" sei.

Der ihrer Meinung nach für viele Nutzer abgelegene und nicht im besten Zustand befindliche Standort sei also das Problem. "Jetzt muss die Politik sagen, wo es langgeht", meint die VHS-Chefin mit Blick auf die Kulturausschuss-Sitzung am 27. März.

Entweder müsse man an der Paul-Kemp-Straße investieren oder, wie in den anderen VHS-Fachbereichen, zukünftig an mehreren Standorten anbieten. Von einer Schließung des Fachbereichs könne also nicht die Rede sein, betont Schöll. "Ich bin VHS-Frau mit Leib und Seele." Wiewohl Kultur und Kunst im Weiterbildungsbereich "zur Kür und nicht zur Pflicht" gehörten, gibt sie zu bedenken. Unter Nutzern und Dozenten sind jedenfalls seit einiger Zeit die Warnlichter angegangen.

Dass die VHS ihr baulich seit Jahren vernachlässigtes Bildnerisches Zentrum schon lange aufgegeben habe und, weil verkehrsgünstig gelegen, wohl mit einem nebenan seit einem Jahr leer stehenden Gebäude als Immobilie kommerziell zu nutzen plane, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Und es geht die Sorge um, dass der Bereich Kunst bei der VHS letztlich im Rahmen eines Gesundschrumpfungsprozesses wegfallen könnte.

Die Räumlichkeiten an der Paul-Kemp-Straße für bildende Künstler seien ideal und mit einem innovativen Konzept besser nutzbar als bisher. Es kämen sogar Teilnehmer aus dem Ausland extra hierher.

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