Zurück am Tatort - als Filmregisseur

Florian Steinbiss dreht am Päda Szenen für die Kino-Komödie "Neander-Jin - The Return of the Neandertal Man"

Zurück am Tatort - als Filmregisseur
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. "Da oben haben wir die Krankenhausbetten hin- und hergeschoben!" Florian Steinbiss steht auf dem Schulhof der Otto-Kühne-Schule und zeigt in Richtung Fassade. Früher, in den siebziger Jahren, ging er selbst als "Pädaner" durch die Flure.

Jetzt ist er wieder am "Tatort" - als Regisseur. In den Sommerferien drehte er Szenen des Films "Neander-Jin - The Return of the Neandertal Man", der im Februar oder März 2010 in die Kinos kommen soll. Den langen Gang im ersten Stock ließ Steinbiss dafür zum Krankenhaus umgestalten. Was in der Sieben-Minuten-Sequenz passiert, will Steinbiss nicht genau verraten. Nur soviel: Jemand wird eingeliefert und wieder befreit.

Dass jemand in diesem Film durchdreht, ist allerdings nicht verwunderlich. Schließlich taucht nicht alle Tage ein Neandertaler wieder auf. Wie das? "Tja, eine Zeitreise", meint Steinbiss lakonisch bei einer Pressekonferenz, die er kurzerhand auf den Schulhof verlegt hat. Mit vor Ort sind vier junge, bestens aufgelegte Schauspieler. Ihren Frotzeleien nach zu urteilen, sind sie immer noch am Set der turbulenten Comedy.

Nur der Neandertaler fehlt. Gespielt wird er von dem Amerikaner Jon Chardiet. Der läuft im Film, wie es sich für einen Steinzeitmenschen gehört, mit zotteligen Haaren und in ein Fell gehüllt herum, bringt nicht mehr als ein paar Urlaute heraus, erobert sich aber das Herz der jungen Umweltsoziologin Barbara (Sarah Mühlhause).

Nur eine Keule schwingt er nicht: Steinbiss hat sich hier von Experten vom Düsseldorfer Neandertal-Museum beraten lassen. Der Vorfahr des Homo sapiens gerät im Verlauf der Komödie in den Sog der modernen Gesellschaft: die Medien wittern eine Sensation, die Forschung ebenso.

Schließlich landet der knorrige Typ, ein "Jin", wie man auf japanisch sagt, in einer Fernseh-Show. Der Film "ist eine Mediensatire", erklärt der Regisseur. Plötzlich fällt ihm etwas ein, und er verschwindet im Schulgebäude. Gelegenheit für Sarah Mühlhause, ein Lob loszuwerden: "Florians Regie ist nicht so festgelegt. Er lässt auch spontane Sachen zu." Dann ist Steinbiss wieder da: "Ich habe kurz den Kercher (Hans-Georg Kercher, ehemaliger Rektor des Päda, d. Red.) begrüßt. Der hat mir Latein beigebracht."

Milton Welsh zitiert derweil lauthals den Spruch auf der Päda-Fassade: “Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang„ - "na, das macht doch richtig Lust auf Schule." Doch verdankt Steinbiss seiner Penne noch mehr. "Meine journalistische Laufbahn hat hier begonnen, mit zehn Jahren. Ich habe Artikel für den "Pädanten" geschrieben."

Später studierte er Psychologie. Braucht man das fürs Filmen? "Mir hilft's manchmal", sagt Steinbiss mit einem Augenzwinkern in Richtung seiner Darsteller, die mal eben eine Lovestory improvisieren. "Zwischen uns hat's gefunkt", witzeln Welsh und Kirsten Hesse. "Ist ja toll, dass ich das jetzt erfahre", spielt Struffolino den Beleidigten. Dann ertönt die Pausenklingel, Schüler strömen auf den Schulhof: "Breakdance für alle!" röhrt Milton Welsh mit knarriger Stimme.

Spielort des Streifens sind Düsseldorf und das Neandertal, gedreht wurde aber auch im Bonner Raum, unter anderem am Rolandsbogen. Hoch überm Rhein spielt die Eröffnungssequenz, ein windiger Deal zwischen Medienhaien spielt sich hier ab.

Mit von der Partie sind auch Mitglieder des Pantheon-Ensembles. Und dem Kabarettisten Norbert Alich hat Steinbiss die Rolle von Otto Klein, Direktor eines Wasserpumpenwerks, direkt auf den Leib geschrieben. Einmal darf er sogar eine Arie aus der "Zauberflöte" singen.

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