Zwischen Louis-quatorze-Möbeln und Moderne

Claus Kelber und Petra Baronsky haben ehemaliges Pförtnerhaus der Ramersdorfer Kommende zu Traumvilla umgebaut - Vier Jahre lang saniert

Ramersdorf. Eine perfekte Filmkulisse würde das Haus abgeben. Die Toreinfahrt könnte glänzend in einen Edgar-Wallace-Film passen, die schöne Backsteinvilla mit dem spitzen Satteldach das Heim für eine heile TV-Familie à la "Drei Mädchen und drei Jungen" sein. Gut, das Haus der Bradys aus der 70er-Jahre-Serie sah etwas anders aus. Aber die Geschichte des ehemaligen Pförtnerhauses der Ramersdorfer Kommende hätte es auch verdient, verfilmt zu werden.

Als der Architekt Claus Kelber das Haus 1979 erwarb, war es ziemlich verfallen: "Als ich mir damals das Gebäude angesehen habe, konnte man vom Parterre aus drei Etagen hoch schauen, und die Tauben wohnten in den Gemäuern. Das Ding war richtig platt", erinnert er sich, während er nachdenklich die efeuberankte Fassade hochblickt.

Er sieht noch diese kleine Ausschreibung im General-Anzeiger vor sich, in der es hieß, man könne ein Gebot beim Bundesvermögensamt abgeben: "Die anderen Interessenten haben wohl alle gedacht, die könnten das alles für'n Appel und 'n Ei bekommen. Ich war wohl der Einzige, der ein realistisches Angebot vorgelegt hat. Jedenfalls habe ich den Zuschlag erhalten."

Der gebürtige Unterfranke, der bereits seit 1953 in Beuel lebt, hatte ursprünglich vor, das Haus zu einem Weinlokal auszubauen und sein Architektur-Büro aus der Limpericher Straße in das Obergeschoss zu verlegen. "Aber irgendwann habe ich Bedenken bekommen." Kelber hat fast alle Sanierungsarbeiten selbst gemacht. Er kennt jeden Stein in den Wänden.

Rund um das alte Haus hat er selbst das Erdreich von Hand ausgehoben, um die Außenwände zu isolieren. Gut 2000 Bohrungen hat er in die dicken Wände gesetzt, um das Fundament trockenzulegen. Vier Jahre lang hat er an dem historischen Häuschen gebaut. Da mochte er es nicht mehr in fremde Hände geben.

Und dann lernte er seine spätere Frau kennen. Petra Baronsky brachte drei Kinder mit in die Ehe, ein viertes gemeinsames kam später hinzu. Also mussten vier Kinderzimmer her. Das Paar, das seither als Bauherrengemeinschaft zusammenarbeitet, entwarf einen Anbau - und damit begann eine quälend lange Phase der Abstimmungen mit der Denkmalbehörde und der Politik.

Doch am Ende zählt das Ergebnis, und das Paar ist damit mehr als zufrieden: "Ich wollte keinen modernen Anbau, sondern einen, der sich an der vorhandenen Bausubstanz harmonisch orientiert, ohne diese völlig zu imitieren", so Kelber. Daher trägt der angebaute Teil zwar auch Strukturen eines Fachwerkhauses, aber diese sind bewusst glatter gehalten. Dasselbe gilt auch für die Fensterrahmen.

Man betritt das Haus durch eine schöne alte Eichentür und steht in einer Diele mit Granitböden. Links geht es durch die Bibliothek ein paar Stufen hinunter zum großen Esstisch, an dem bequem zehn, zwölf Gäste Platz haben. Der Tisch ist passend zum Schiffsparkett aus hellem Buchenholz. An den weißen Wänden hängen Kunstdrucke von Kandinsky. Der Essraum wie auch das anschließende Wohnzimmer sind lichtdurchflutet. Große, bodentiefe Fenster, ein Glassatteldach über dem Essbereich lassen die Helligkeit ungehindert hinein.

Das Wohnzimmer ist zurückhaltend eingerichtet. Das schwarze gemütliche Sofa bildet klar den Mittelpunkt. Ein großformatiges abstraktes Bild der Bad Godesberger Künstlerin Martine Seibert-Raken gibt dem Raum einen farblichen i-Punkt. Klare, moderne Linien geben hier den Ton an. Grau und Schwarz dominieren auch in der von Kelber selbstentworfenen Küche, die mit dem Herdblock in der Mitte des großen Raumes so manches Kochherz höher schlagen ließe.

Einen deutlichen Gegenpol zu den übrigen Räumen bildet Petra Baronskys Atelier/Musikzimmer im Anbau: Selbstgemalte Bilder an den Wänden, Louis-quatorze Möbel, ein alter Flügel vom Großvater, der einst einen Musikalienhandel in Düsseldorf betrieb, die alten Bücher in den Regalen geben dem großzügigen Raum den Charakter eines Salons. "Hier frühstücke ich am liebsten", sagt sie mit Blick auf die Toreinfahrt.

Dort draußen neben der Hecke zeigt eine bunte Schaukel, dass Kinder zu dem Haus gehören. Zumindest eines, die Neunjährige, benutzt sie noch fleißig. Die drei erwachsenen Kinder sind längst aus dem Haus.

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