Flüchtlinge in Bad Neuenahr-Ahrweiler "Brückenbauer" für Stadt und Flüchtlinge

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der gebürtige Syrer Radwan Mardini arbeitet bei der Verwaltung als Dolmetscher und Betreuer

 Ein wichtiger Begleiter für Flüchtlinge: Radwan Mardini.

Ein wichtiger Begleiter für Flüchtlinge: Radwan Mardini.

Foto: Stadtverwaltung

"Im Umgang mit Flüchtlingen ist insbesondere in den Kommunen viel Verständnis von allen Seiten gefragt", sagt Bürgermeister Guido Orthen, "und das fängt damit an, dass vor Ort sprachliche Hindernisse besser überbrückt werden." Ein solcher Brückenbauer ist Radwan Mardini. Der gebürtige Syrer ist seit Anfang Mai bei der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler angestellt und arbeitet als Dolmetscher und als Betreuer von Asylbewerbern, die im Stadtgebiet eine Bleibe erhalten.

"Viele Flüchtlinge kommen nur mit dem bei uns an, was sie am Leibe tragen oder bestenfalls mit kleinem Gepäck", erklärt Mardini. Beim Beziehen einer Unterkunft oder bei der Suche nach Bekleidung und Wohnungsausstattung steht er den Ankommenden als Ansprechpartner zur Seite. Dabei hat er auch den Zustand der Asyl-Unterkünfte im Blick und packt auch selber mit an, wenn etwa erforderliche Betten oder Matratzen besorgt werden müssen.

Vor allem bei Gesprächen zwischen Flüchtlingen aus Syrien und seinen Kollegen aus der Stadtverwaltung und anderen Ämtern ist er zu einem wichtigen Begleiter geworden. Mardini spricht Deutsch, Arabisch und Kurdisch. "Damit trägt er entscheidend dazu bei, dass die bestehenden Sprachbarrieren leichter überwunden werden können", sagt dazu Orthen.

Mittlerweile leben bereits mehr als 170 Flüchtlinge in der Kreisstadt. Dazu gehören Asylbewerber, anerkannte Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge. "Die Menschen kommen meist aus Ländern, in denen der Alltag von Krieg oder Bürgerkrieg bestimmt wird", sagt Mardini. Der 40-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, was Flucht bedeutet. Er weiß aber auch, welche Schwierigkeiten auf die Migranten zukommen, wenn sie in ihrem Aufnahmeland erst einmal angekommen sind und Fuß fassen wollen.

Mardini hat seine alte Heimat 2001 verlassen und kam als Asylbewerber nach Deutschland. Zunächst fand er im Kreis Warendorf sein erstes neues Zuhause, genauer in der Kleinstadt Sendenhorst. "Dort habe ich zunächst einige Jahre als Steril- und Versorgungsassistent und danach als Angestellter im örtlichen Krankenhaus gearbeitet", blickt er zurück. Während dieser Zeit drückte er nochmals die Schulbank und "machte" an der Berufsbegleitenden Abendrealschule Münster die Fachoberschulreife. Darauf aufbauend begann er später beim Berufsförderungswerk eine Ausbildung zum Industriemechaniker, die er erfolgreich abschließen konnte.

Mardini, der seit 2010 in Bad Neuenahr-Ahrweiler lebt, wurde zwischenzeitlich arbeitslos. Doch er nutzte die Zeit und engagierte sich ehrenamtlich bei der Ökumenischen Flüchtlingshilfe. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien begann er, Bürgerkriegsflüchtlinge zu unterstützen. Der sprachkundige Mardini fungierte als Dolmetscher, vor allem bei Behördengängen, Vertragsangelegenheiten, bei Familienzusammenführungen und bei Gesprächen mit Rechtsanwälten oder im Job-Center. Auch bei Arztbesuchen leistete er als Übersetzer zwischen Arzt und Patient wertvolle Dienste. All diese Erfahrungen kann er in seine verantwortungsvolle Tätigkeit als Mitarbeiter der Stadtverwaltung einbringen.

Viele Menschen engagieren sich auch in der Kreisstadt ehrenamtlich in Flüchtlingsfragen. "Sie nehmen die Neu-Ankömmlinge an die Hand, stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und üben auf diese Weise tätige Nächstenliebe", lobt der Bürgermeister den Einsatz all jener, die als freiwillige Helfer täglich viel Zeit investieren.

Der frühere ehrenamtliche Einsatz von Mardini ist bereits auf Landesebene gesehen und gewürdigt worden. Mardini, der seit Ende 2012 eingebürgert ist, gehörte zur Delegation des Kreises Ahrweiler beim Bürgerempfang von Ministerpräsidentin Malu Dreyer Ende Februar in Mainz. Eingeladen waren Mitbürger, die in vorbildlicher Weise eine Willkommenskultur vorleben. Mardini, der auch einige Worte mit Dreyer wechselte: "Es hat mich sehr stolz gemacht, dass ich bei diesem Empfang dabei sein durfte."

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