UEFA-Wahl Ceferin ist der Favorit auf das Platini-Amt

Athen · Aleksander - wer? Aleksander Ceferin startet als Favorit in das Wahl-Duell um die Nachfolge von Michel Platini als UEFA-Chef. Auch der Deutsche Fußball-Bund unterstützt den slowenischen Nobody. Doch die Blitzkarriere Ceferins wirft Fragen auf.

 Aleksander Ceferin will UEFA-Präsident werden.

Aleksander Ceferin will UEFA-Präsident werden.

Foto: Igor Kupljenik

Bei den Machtspielen hinter den Kulissen erinnert der große Favorit für das Amt des neuen UEFA-Präsidenten schon an den prominenten Vorgänger Michel Platini.

Auch dank Unterstützung aus Deutschland hat sich der Slowene Aleksander Ceferin geschickt beste Chancen für das Wahl-Duell mit Michael van Praag aus den Niederlanden am Mittwoch erarbeitet - muss sich allerdings bereits Vorwürfen über fragwürdige Deals und "Vetternwirtschaft" erwehren.

Sollte die erstaunliche Blitzkarriere des 48-Jährigen vom Unbekannten zum Top-Anwärter beim außerordentlichen Wahlkongress der Europäischen Fußball-Union im Grand Resort Lagonissi südlich von Athen dennoch gekrönt werden, darf sich der Deutsche Fußball-Bund ebenfalls als Sieger fühlen. Für den DFB beginnt nach der Kür im Nobel-Urlaubsziel die heiße Phase für den Kampf um die Ausrichtung der EM 2024.

"Wir erhoffen uns von der Wahl Aleksander Ceferins eine Lösung, die Kontinuität an der Spitze der UEFA verspricht. Es ist wichtig, dass wir in den kommenden Jahren keine erneute Personaldiskussion führen müssen", erklärte DFB-Präsident Reinhard Grindel seine Stimmenzusage an den Chef des slowenischen Verbands. Der 68 Jahre alte van Praag könnte wegen des Alterslimits die UEFA als Nachfolger des gesperrten Platini nur bis 2019 führen. "Zudem glauben wir, dass neue Impulse von außen dem Exekutivkomitee gut tun", betonte Grindel.

Gerade noch rechtzeitig schwenkte der DFB vor knapp zwei Wochen öffentlich vom Lager van Praags zum erwarteten Gewinner Ceferin um. Der Niederländer hat nur vereinzelte Wahlversprechen aus England oder Belgien, sein Kontrahent weiß unter anderen Frankreich, Irland, Portugal und weite Teile Osteuropas hinter sich, inklusive Russland mit dem einflussreichen wie umstrittenen Multifunktionär Witali Mutko.

Mit Freude dürfte der deutsche Verband den Wunsch Ceferins vernommen haben, dass das Kontinentalturnier in acht Jahren nach der Multi- Nationen-EM 2020 wieder nur in einem Land stattfinden solle. Dafür gilt Deutschland zumindest derzeit als aussichtsreichster Anwärter. Zufall oder nicht? Ceferin äußerte sich erst entsprechend, nachdem ihm der DFB die Wahlzusage gemacht hatte.

Grindel bestätigte, dass er mit beiden Kandidaten über die deutsche Bewerbung gesprochen habe. Das Thema soll aber nicht ausschlaggebend für die Entscheidung pro Ceferin gewesen sein. Er habe beiden Kandidaten "zum Ausdruck gebracht, dass wir es begrüßen würden, wenn unsere Bewerbung unterstützt wird. Das ist ebenso naheliegend wie legitim. Es wurde aber keine Absprache getroffen", sagte Grindel.

Doch Machtspiele um die nächsten Europameisterschaften rücken Ceferin früh ins Zwielicht. Im Juni machten sich die Verbände aus Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland überraschend für den Rechtsanwalt stark. Danach tauchten Berichte auf, dass Ceferin angeblich Unterstützung für eine gemeinsame EM-Bewerbung 2028 zugesagt habe.

Im Hintergrund solle ein jetziger Berater von FIFA-Chef Gianni Infantino für Ceferin die Strippen gezogen haben, das eng mit Slowenien verbundene Russland sei treibende Kraft gewesen. Räuberpistolen, gezielte Indiskretionen oder die Wahrheit? Zumindest van Praag nahm die Vorlagen dankbar an. "Wenn das wahr ist, sind wir wieder auf dem Weg der alten Schule, wie Geschäfte in der Welt des Fußballs gemacht wurden", ätzte der Niederländer. "Wir brauchen einen aufrichtigen Anführer im Fußball. Keinen machthungrigen Politiker."

Zudem besetzt Ceferins Weggefährte Tomaz Vesel als Chefaufseher eine Schlüsselposition bei der FIFA. Der Ex-Ethikberater des Weltverbands, Mark Pieth, sprach daraufhin von "Patronage" und "Vetternwirtschaft". Ceferin weist die Vorwürfe zurück - und wittert eine Kampagne: "Es ist ziemlich schwer für einige Journalisten zu verstehen, dass ein Typ aus dem kleinen Slowenien ein unabhängiger Kandidat sein kann."

Bevor die 55 Mitgliedsverbände den neuen UEFA-Präsidenten bestimmen, werden sich viele wehmütig von Platini verabschieden: Dem wegen einer Millionen-Zahlung von Joseph Blatter gesperrten Franzosen wird die Bühne für eine Rede gewährt. Das missfällt dem DFB. "Der UEFA-Kongress muss geprägt sein vom Programm des neuen Präsidenten und nicht von den Fehlern seines Vorgängers", sagte Grindel.

International vertritt der deutsche Fußball damit aber eine Außenseitermeinung. Auch Ceferin ließ eine klare Abgrenzung vorab vermissen. "Platini hat großartige Dinge für die mittelgroßen und kleinen Verbände erreicht und war ein charismatischer Anführer", schwärmte Ceferin. "Wenn ich Präsident werde, wird es aber etwas anders werden. Ich werde mehr wie der Anführer eines Teams sein."

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