Jubiläum Das Heimatmuseum der Stadt Sinzig wird 60 Jahre alt

SINZIG · "Den Stadtvätern und Bürgern der traditionsreichen Barbarossastadt wird sich heute Abend zum ersten Mal im früheren Lichthof des Rathauses die Tür zum neuen Sinziger Heimatmuseum öffnen", war am 2. Dezember 1953 der begeisterten Tagespresse zu entnehmen.

 Vor den Vitrinen: Eine Familie beim Besuch des Sinziger Museums.

Vor den Vitrinen: Eine Familie beim Besuch des Sinziger Museums.

Foto: Hildegard Ginzler

Für den Traum von Bürgermeister Franz Zimmer hatten dieser und Mitstreiter fleißig "kunstgeschichtlich und folkloristisch wertvolle Schätze der glanzvollen vaterstädtischen Vergangenheit zusammengetragen".

Das Pathos ist überwunden. Aber Geschichte und Kultur sind, wenngleich unter gewandeltem Fokus, die zentralen Themen des städtischen Heimatmuseums geblieben, das in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.

1956 zog es ins Schloss. Das passte zur Ausrichtung, hatte doch schon Gustav Bunge rund 100 Jahre zuvor diese seine großbürgerliche neugotische Sommerresidenz geschichtsbewusst auf die Grundmauern der durch Graf Wilhelm von Jülich 1337 errichteten Wasserburg gesetzt.

Zimmer und die Unterstützer Franz Flossdorf, Franz Steinborn, Gustav Strohe, Philipp Niederée, Willi Hertel und Emil Schmitz strebten offenbar eine Universalsammlung aus Kunst, naturwissenschaftlichen Objekten und Altertümern wie in der Aufklärung an. Sie enthielt Versteinerungen aus dem "Urmeer in der Goldenen Meile", einen eiszeitlichen Mammutzahn, Steinzeitgeräte, römische Keramik, Glasgefäße, Münzen und Äxte vom Ziemert, fränkische Keramik, einen Kamin, Küchengerät und Eifeler Takenplatte aus dem Mönchshof sowie Franz Steinborns Aquarelle vom alten Sinzig. Im Schloss fand das früher beengte Museum sogar Platz für die Philipp-Niederéesche-Sammlung kostbarer Möbel, Heiligenfiguren, Gemälde und Bücher.

Rasche Leitungswechsel prägten die ersten Museumsjahrzehnte. Auf Bürgermeister Zimmer folgte nach langer Vakanz Karl-Heinz Weber bei der Neueröffnung 1968, der Renovierungen und Umbauten anstieß und die Sammlung neu ordnete. Dann übernahmen Zimmer, die Lehrer Gerwin Minrath, Manfred Banaszak, Flink und Bernhard Koll. Große Aufregung bescherte 1975 der Diebstahl wertvoller Skulpturen, Ölgemälde, Zinngeräte und Münzen aus dem Museum. Rasch kehrten sie zurück, als die Polizei die Beute der Jungtäter aus dem Ahrkreis in einer Rolandsecker Garage aufspürte.

Positive Tatkraft bewiesen hingegen Rhein-Gymnasiasten, die zwischen 1984 und 1987 im Museum inventarisierten und Ausstellungen erarbeiteten, aber vor allem Agnes Menacher, Leiterin seit 1985, die vor und nach der Renovierungspause (1992-1996) Sonderpräsentationen organisierte. 1989 zeigte sie im neuen Rathaus alte Sinziger Handschriften und Grafiken und holte die Ausstellung "100 Jahre Rassismus" dorthin, die viele Politiker mit "versteinerten Mienen" quittierten. Viel beachtete Museumsschauen waren "Carl Andreae", "Glaskunst", "Franz Steinborn" oder "Rheinromantik".

Zudem beteiligt sich das Haus, in dem Menacher die Sammlungen Carl Andreae und Düsseldorfer Malerschule aufbaute und die Schenkung Werner Steinborns betreut, seit 1996 am "Internationalen Museumstag" und dem Tag des offenen Denkmals. Es ging voran, dank Helfern und Sponsoren sowie der wegweisenden Vernetzung von Heimatmuseum und Denkmalverein als Förderer in 2002.

Ein gemeinsamer Internetauftritt, kostenlose Führungen und die Publikationen "Sinziger Schlossgeschichten" sorgten für verstärkte Aufmerksamkeit. Dies taten auch zwei Ausstellungen und die namensgleiche Veröffentlichung "Heiß gebrannt und unverwüstlich - 140 Jahre Fliesen aus Sinzig" (2011): Unter der Leitung von Menacher und Antoinette Lepper-Binnewerg hatte ein Projektkreis erstmalig intensiv lokale Industriegeschichte erforscht und aufbereitet.

Die Kooperation mit dem Rhein-Gymnasium hat sich erhalten, indes auch der "immerwährende Kampf um Finanzen und Renovierung", wie Menacher anmerkt. Vor einem interessierten Publikum sprach sie im Schloss über die wechselhafte Geschichte des Museums und wies auf die Notwendigkeit einer umfassenden Inventarisierung der Bestände hin.

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