Das Kloster gab der Stadt den Namen

25 Jahre Sankt Augustin: Die Steyler Patres benannten ihr Missionshaus nach dem Heiligen Augustinus

Mächtiges Portal: Das Missionshaus der Steyler ist nicht zu übersehen. Foto: Volker Lannert

Viel hätte nicht gefehlt, und Sankt Augustin läge heute in der Eifel, im Siebengebirge - oder nirgendwo. Denn der Name der zweitgrößten Stadt des Kreises ist untrennbar mit dem gleichnamigen Kloster der Steyler Missionare verbunden.

Die Niederlassung der Patres, die sich seit mehr als 100 Jahren der Mission in allen Kontinenten der Erde widmen, wäre beinahe in Steinfeld in der Eifel, in Ramersdorf oder Niederdollendorf errichtet worden. Lange Zeit war sogar fraglich, ob die als Erholungsheim für heimkehrende Missionare geplante Niederlassung des aus den Niederlanden stammenden Ordens, die schließlich der Stadt ihren Namen gab, überhaupt verwirklicht würde.

Denn über die zähen und langwierigen Verhandlungen zwischen dem expandierenden Missionsorden einerseits und dem Kölner Erzbischof, den örtlichen Pfarreien und dem preußischen Staat andererseits war der Ordensgründer, Pater Arnold Janssen, verstorben.

Als sein Nachfolger Nikolaus Blum 1909 die Pläne Janssens wieder aufgriff, scheiterten seine Bemühungen um ein Erholungsheim für Missionspriester, in dem auch Platz für einige Seminaristen sein sollte, anfangs erneut.

Am 29. September 1910 traf im Missionshaus "St. Michael", dem niederländischen Mutterhaus der Steyler Missionare, der Brief eines gewissen Franz Jacobi ein. Der war damals geistlicher Rektor in Hangelar, einem winzigen Dorf bei Bonn, das zwischen weitläufigen Feldern und am Rande eines Exerzierplatzes lag.

Der spätere Hangelarer Pfarrer hatte von den Bemühungen der Missionare gehört, ein Studienhaus und Erholungsheim in der Nähe von Bonn zu errichten. Ohne große Umschweife kam der tüchtige Gottesmann zum Thema: "Sollten Sie sich noch nicht für einen bestimmten Ort definitiv entschlossen haben, dann möchte ich Ihnen unseren Ort empfehlen."

Gute Gründe gebe es reichlich, versicherte Jacobi. Ein Tonwerk am Ort könne billig die Steine zum Bau der Ordensniederlassung liefern, und Arbeitskräfte gebe es ebenfalls genügend. Die Steyler Patres, die immerhin schon sieben Jahre erfolglos die Gründung einer Niederlassung in der preußischen Rheinprovinz betrieben, gingen sofort auf das "vielversprechende Anerbieten" ein.

Am 7. Januar 1911 erteilte der Kölner Erzbischof den Steylern die Erlaubnis, in Hangelar eine Niederlassung zu errichten. Doch der steinige Weg bis zum Bau des Steyler-Klosters "St. Augustin" dauerte noch fast zwei Jahre.

Die Heimstätte der Missionare lag genau im Dreieck zwischen den Dörfern Hangelar, Menden und Mülldorf und ganz in der Nähe der elektrischen Bahn nach Bonn. Das neue Missionshaus wurde am 3. Dezember 1913 feierlich auf den Namen des Heiligen Augustinus geweiht.

Wenige Wochen zuvor waren die ersten Missionare in den mächtigen Bau eingezogen. War anfangs vom Kloster als Augustinus-Haus die Rede, wurde es bald allgemein nur noch "St. Augustin" genannt. Denselben Namen erhielt auch die neu eingerichtete Haltestelle der elektrischen Bahn.

1921 legte die Deutsche Reichspost für das Kloster und die inzwischen in der Nähe entstandene kleine Ansiedlung "St. Augustin" als offizielle postalische Bezeichnung fest. St. Augustin - der Ort - spielte in den folgenden Jahrzehnten in der kommunalen Politik keine Rolle. Obwohl der Ort stetig wuchs, gehörte er innerhalb des Amtes Menden weiterhin zu dem Gemeinden Hangelar und Mülldorf.

Als die Kommunalpolitiker des Amtes Menden Ende der 60er Jahre darüber stritten, wie denn nun die Gemeinde nach der kommunalen Neuordnung am 1. August 1969 heißen sollte, war einzig der Name "Gemeinde Sankt Augustin" kompromissfähig. Im Gegensatz zu den Steylern vom Kloster St. Augustin bestehen die Stadtväter der inzwischen mehr als 58 000 Einwohner zählenden Kommune im Namen auf das "Sankt" vor dem Augustin.