Jahresrückblick 2013 Das waren die Aufreger-Themen im Vorgebirge

Vorgebirge · Es gab zahlreiche Themen, die die Menschen im Vorgebirge im Jahr 2013 bewegt haben. Dazu gehörte das Thema "Wasser", das nicht nur essenziell für alle Lebewesen ist, sondern auch Unheil anrichten kann. Ein Rückblick auf die wichtigsten Themen.

 Ein seltener Anblick zwischen Meckenheim und Rheinbach: Während der größte Teil des Himmels wolkenverhangen ist, bricht an einer Stelle die Sonne durch. Sie sorgt für eine ungewöhnliche Beleuchtung der in diesem Jahr aufwendig auf 380 Kilovolt umgerüsteten Stromtrasse. Vor dem dunklen Hintergrund entsteht der Eindruck, im Himmel sei das Licht eingeschaltet worden.

Ein seltener Anblick zwischen Meckenheim und Rheinbach: Während der größte Teil des Himmels wolkenverhangen ist, bricht an einer Stelle die Sonne durch. Sie sorgt für eine ungewöhnliche Beleuchtung der in diesem Jahr aufwendig auf 380 Kilovolt umgerüsteten Stromtrasse. Vor dem dunklen Hintergrund entsteht der Eindruck, im Himmel sei das Licht eingeschaltet worden.

Foto: ga

Ätzendes Trinkwasser: Was am 11. April 2013 in den Bornheimer Rheinorten geschieht, war zuvor undenkbar: Mehrere Bewohner werden durch Trinkwasser verletzt, weil es einen zu hohen Anteil Natronlauge enthält. Ein Mann kommt mit roter Haut ins Krankenhaus. Weitere Anwohner erleiden Hautreizungen, Atemnot und Verätzungen.

Gleich eine Kette von Pannen führt zu dem verhängnisvollen Unfall. Eine defekte Pumpe mischt im Wasserwerk zu viel Natronlauge ins Trinkwasser. Der zuständige Stadtbetrieb Bornheim (SBB) ist auf einen Unfall dieser Art nicht eingestellt, denn so etwas ist zuvor noch nie vorgekommen. Daher enthält der Notfallplan gar keine Richtlinien für einen solchen Fall.

Zudem schlägt das System nicht Alarm. Die Anlage ist so eingestellt, dass der erhöhte Wert lediglich angezeigt wird. So erfährt der Bereitschaftsdienst erst durch betroffene Anwohner von dem ätzenden Wasser, als es schon einige Stunden lang in die Leitungen gepumpt wurde. Und auch die Warnung für die betroffenen Anwohner in Widdig, Uedorf und Hersel funktioniert nicht richtig. Nach dem Auftreten erster Verletzungsfälle informiert die Feuerwehr sie über Durchsagen. Darin wird allerdings zunächst ein zu früher Zeitpunkt für eine Entwarnung durchgegeben. Außerdem hören viele Anwohner diese Ansagen gar nicht.

Königstraße: Die Einbahnstraßenregelung auf der Königstraße in Bornheim spaltet nach wie vor die Gemüter. Zunächst wird im März der Probebetrieb eingerichtet, um die neue Verkehrsführung zu testen. Protest dagegen gibt es nicht nur von den Anwohnern des Servatiuswegs, der zu einer Hauptverkehrsader avanciert. Auch Geschäftsleute befürchten Einbußen, wenn weniger Verkehr durch die "Kö" rollt und spontane Kunden wegfallen. Während die Befürworter der Einbahnstraße nicht organisiert auftreten, machen die Kritiker mobil: Mit Plakaten, einer Bürgerinitiative und Protestaktionen fordern sie die "Zweibahnstraße".

Besonders viel Kritik hagelt es, als für den Testbetrieb der Peter-Fryns-Platz gesperrt wird. Einige Bürger parken trotzdem weiter dort, bis die Stadt sich entscheidet, wieder zehn Kurzzeitparkplätze freizugeben. Im Dezember votiert der Rat der Stadt Bornheim mit knapper Mehrheit für die Einbahnstraße. Doch die Mehrheit kommt nur durch erkrankte Ratsmitglieder zustande, so dass nicht alle sich mit der Entscheidung abfinden wollen. Bornheims Gewerbevereinsvorsitzender Norbert Nettekoven hat schon angekündigt, dagegen klagen zu wollen.

Einkaufszentrum, Bücherei und Bauhaus: Nach vielen Demonstrationen der Gegner bringt der Bornheimer Rat im Dezember die Pläne für die Toom-Erweiterung in Roisdorf voran. Die Mitglieder stimmen für die erneute Offenlage. Die Entscheidung ist vor allem nach der Abstimmung im Planungsausschuss kurz zuvor noch einmal spannend: Dieser hatte sich knapp dagegen ausgesprochen.

Die Gegner geben dennoch nicht auf. Sie haben mehr als 3000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf der städtischen Grundstücke am Toom-Gelände gesammelt und Bürgermeister Wolfgang Henseler übergeben. So wollen sie die Erweiterung noch verhindern.

Viel diskutiert wird in Bornheim auch über die Bücherei und Bauhaus. Die Resultate: Die Bücherei muss trotz Sparkurs nicht umziehen, Bauhaus darf nun erweitern.

Kerosin: Die Firma Shell nimmt weitere von der Bezirksregierung angeordnete Sanierungsbrunnen in Betrieb, die das mit Kerosin verseuchte Wesselinger Grundwasser reinigen sollen. Bis Ende Juli kann wegen Hochwassers allerdings kaum Kerosin abgepumpt werden. Für die Sanierung des Bodens testet Shell noch verschiedene Verfahren. Im November wird bekannt, dass sich Schadstoffe aus dem "Kerosinsee" gelöst und im Grundwasser verteilt haben. Ein Aktivkohlefilter soll sie nun aus dem Wasser holen.

Rohrbrüche: In Bornheim sorgen im August gleich drei Rohrbrüche innerhalb von drei Tagen für Aufregung. Während der Reparatur einer Wasserleitung unter der L183 in Waldorf muss 16 Haushalten das Wasser abgestellt werden. Als die Baustellengrube verfüllt ist, entsteht wenige Meter daneben ein weiteres Leck. Einen Tag später kommt es zum dritten Rohrbruch, diesmal in Hersel. Auch hier sind zeitweise Anwohner ohne Wasser.

Rheinufer: Kostspielig wird die Sanierung des Rheinufers. Experten stellen fest: Die Böschung bewegt sich und muss für viele Millionen Euro saniert werden. Neben den Kosten kommen damit auch längerfristige Sperrungen im Uferbereich auf die Anwohner in Hersel, Uedorf und Widdig zu. So darf der Leinpfad nicht mehr betreten werden, auch der Rheinuferweg ist in Teilen betroffen.

Starkregen: Anfang Juli regnet es innerhalb kürzester Zeit so viel, dass ganze Felder unter Wasser stehen. Kirschgroße Hagelkörner tragen ihren Teil dazu bei, dass die Ernte vieler Landwirte vernichtet wird. Auch ein neues Regenrückhaltebecken verhindert nicht, dass die K12n in Alfter an ihrer tiefsten Stelle wieder voll Wasser läuft.

In den nächsten Jahren will die Gemeinde Alfter drei Hochwasserrückhaltebecken im Baugebiet Auf der Mierbache, in Olsdorf und am Stühleshof bauen. Im Broichpark wird es nach längerer Diskussion nun kein Becken geben.

Hochspannungstrasse: Die Baustelle zieht sich durch das komplette Vorgebirge und bietet wieder und wieder Gelegenheit für besondere Fotomotive: Zwischen Weißenthurm bei Koblenz und Sechtem wird 2013 die Stromtrasse ausgebaut. Sukzessive werden 207 kleinere Masten, die 220-Kilovolt-Kabel halten, durch 90 größere Stahlriesen mit 380-Kilovolt-Leitungen ersetzt. So soll der Strom aus dem windstarken Norden schneller in den Süden transportiert werden.

Dabei müssen die Arbeiter in schwindelerregender Höhe Stahlteile aufeinandersetzen oder Seile durch Winden ziehen. Allein vier Wochen ist die K 12n zwischen Alfter und Dransdorf deshalb im August gesperrt, damit beim Leitungsaustausch keine Autofahrer gefährdet werden.

Gesamtschule: Kurz vor Jahresende fällt die Entscheidung. Die Räte der Stadt Rheinbach und der Gemeinde Alfter sprechen sich für eine gemeinsame Gesamtschule am Standort Rheinbach aus. Die Genehmigung der Bezirksregierung vorausgesetzt, kann es im Februar 2014 zum Anmeldeverfahren kommen.

Damit wollen die Kommunen nun zusammen schaffen, was jede alleine nicht erreicht hat. Alfter hält sich allerdings ein Türchen offen: Sobald sich die Schule in Rheinbach ab dem Schuljahr 2015/16 über sechs Züge hinaus entwickelt und die Kinder aus Alfter in größerer Zahl an der Gesamtschule angemeldet sind, streben die Kommunen auch einen Standort in Oedekoven an. Das Projekt ruft aber auch Kritiker auf den Plan. Vor allem die Befürworter der Real- und Hauptschule lehnen es ab. Sie monieren auch, dass Eltern auf dem Fragebogen, mit dem die Stadt Rheinbach das Interesse an einer Gesamtschule abgefragt hatte, die Anmeldung an einer Haupt- oder Realschule nur als Option in einer Nachbarkommune ankreuzen konnten.

Monte Mare: Viel Hin und Her gibt es beim Thema Monte Mare. Diskutiert wird über den Pachtvertrag des Freizeitbadbetreibers mit Rheinbach. Die Stadt beschließt gegen großen Widerstand, die Pacht von 480.000 Euro auf 60.000 Euro zu senken. Das Bad führt gestiegene Energiekosten als Grund für die Senkung an. Für Rheinbach ergeben sich dadurch erhebliche Mehrbelastungen. Die Kommunalaufsicht genehmigt den Nachtrag zum Pachtvertrag dennoch.

Sicherheit: Die Meckenheimer sorgen sich um ihre Sicherheit, vor allem was den Einbruchsschutz angeht. Das Thema begleitet die Bürger das gesamte Jahr über; auch nachdem im Januar bereits eine Tätergruppe festgenommen wird, die in Meckenheim aktiv gewesen ist. Die Bürgerprojektgruppe "Sicherheit in Meckenheim" macht mit Aufrufen, Briefen an NRW-Innenminister Ralf Jäger und Versammlungen mobil.

Ihre Forderungen: Die Transparenz und die Polizeipräsenz müssen verstärkt werden, um weitere Delikte zu verhindern. Denn: Die Stadt Meckenheim wird vermehrt von Einbrechern heimgesucht, allein 57 Fälle sollen es allein im ersten Halbjahr gewesen sein. Die Kommunalpolitik nimmt sich des Themas ebenfalls an: So vereinbaren Stadt und Polizei im Juni eine Ordnungspartnerschaft zur "Präsenz vor Ort", bei der auch das Ordnungsamt eingebunden ist.

Windkraft: Der Weg für Windkraft-Konzentrationszonen auf dem Gebiet der Gemeinde Swisttal wird im Dezember geebnet. Bei zwei Enthaltungen beschließt der Rat den Teilflächennutzungsplan. Wie viele Windräder einmal entstehen und wie hoch diese sein dürfen, wird im nächsten Schritt bei der Festlegung des Bebauungsplans geklärt.

Der mögliche Windpark soll eine potenzielle Gesamtgröße von 78 Hektar entlang der A 61 verteilt auf drei Flächen umfassen. Dem Beschluss gehen viele Diskussionen, unter anderem bei zwei Dialogforen, voraus: Gleich zwei Bürgerinitiativen - eine aus Dünstekoven und "Lebenswertes Swisttal" aus Miel - kämpfen gegen die Windräder. Sie befürchten eine Verspargelung der Landschaft und Lärm. Außerdem sehen sie den Abstand von 500 Metern zu Einzelhöfen und 900 Metern zu Wohngebieten als zu gering an.

Bauprojekte: Rheinbach erhält einen weiteren Haltepunkt an der Voreifelstrecke der RB 23. Pünktlich zum Fahrplanwechsel im Dezember feiern Bahn und Stadt genau ein Jahr nach dem ersten Spatenstich die Eröffnung der Haltestelle Römerkanal. Sie soll vor allem Berufspendlern, aber auch dem Gewerbe Vorteile bringen. Mehr Platz für Betriebe in Meckenheim bringt der Stadtentwicklungsausschuss auf den Weg.

Der Industriepark Kottenforst soll um 23 Hektar Baugebiet wachsen. Das jetzige Gewerbegebiet weist keine freien Grundstücke mehr auf. Der Kleintierzuchtverein muss aufgrund der Erweiterung aber nicht - wie zunächst befürchtet - von der Lüftelberger Straße weichen, da das neue Gebiet kleiner werden soll als zunächst angedacht. Gute Nachrichten gibt es für Meckenheim im Dezember: Die Bezirksregierung teilt mit, dass sie das Entwicklungskonzept für die Altstadt, das unter anderem die Umgestaltung der Hauptstraße und des Kirchplatzes vorsieht, mit 2,6 Millionen Euro fördert.

Für 13,7 Millionen Euro errichtet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) in Bornheim ein neues Gebäude für die Förderschule. Schüler und Lehrer ziehen im November ein. Nach zehn Jahren Standortsuche und Planung wird im August auch die Moschee in Alfter-Witterschlick fertiggestellt. Geschätzte 1,5 Millionen Euro hat die Türkisch-Islamische Gemeinde in das Bauvorhaben im Gewerbegebiet investiert.

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