Ahrweiler Sankt-Laurentius- Kirche Der Palestrina von der Ahr

AHRWEILER · Mit einem Konzert in der Ahrweiler Sankt-Laurentius- Kirche hat das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich und Martin Meyer den 150. Geburtstag von Johannes Müller gefeiert, der von 1891 bis zu seinem Tod 1942 als Küster, Organist und Chorleiter tätig war.

 Einen musikalischen Hochgenuss in Sankt Laurentius bot das Vokalensemble Kölner Dom zu Ehren von "Küster Müller".

Einen musikalischen Hochgenuss in Sankt Laurentius bot das Vokalensemble Kölner Dom zu Ehren von "Küster Müller".

Foto: Martin Gausmann

Zu diesem Anlass haben es sich die Ahrweiler nicht nehmen lassen, in großer Zahl zu kommen - darunter auch Bürgermeister Guido Orthen und Nachfahren des Geehrten.

Als Müller 1891 aus dem Altenberger Land an die Ahr zog, war er kein unbeschriebenes Blatt. Nach einer musikalischen Ausbildung am Kölner Dom und der Kirchenmusikschule Aachen folgte er dem Ruf nach Ahrweiler und bezog dort die Küsterwohnung neben der Kirche auf dem Marktplatz. Es folgten Jahre eines erfolgreichen Musikschaffens, aus dem mehr als 140 Kompositionen hervorgehen sollten - 18 davon gelten heute als verschollen.

Kompositorisch war Müller besonders durch den Renaissance-Komponisten Giovanni Pierlugi da Palestrina geprägt, den er durch Johann Neekes, seinen Lehrer in Aachen, kennen gelernt hatte. "Küster Müller", wie er im Volksmund zeitlebens und darüber hinaus hieß, hielt sich bei seinen Kompositionen stets an die Satztechniken seines großen italienischen Vorbildes und folgte nicht der aus Wien kommende Mode einer neuen, schrägen Musik.

Als vierter Nachfolger des Geehrten im Dienst des Kirchenmusikers an Sankt Laurentius setzte Klaus-Dieter Holzberger an der Orgel mit César Francks "Grand Choeur Es-Dur" einen facettenreichen Anfangspunkt und eröffnete mit Gustav Merkels Hirtenpanorama "Pastorale G-Dur" und dem ruhigen, aber verspielten "Variations sur un Noël" von André Fleury die drei musikalischen Blöcke des Konzerts. Im Mittelpunkt des ersten Blockes stand Müllers Missa "Assumpta est Maria" op. 11 für Chor ohne Orgelbegleitung. Im "Benedictus" finden sich klare Palestrina-Klänge, wenn aus dem Chorensemble vier Solostimmen hervortreten. Im "Kyrie" schafft Müller eine überzeugende Synthese aus der Musiksprache der Renaissance und der Romantik, formale Strenge trifft hier auf emotionales Pathos.

Dass er auch freudige Texte eher mit einer ihm eigenen ruhigen Innigkeit vertonte, zeigten das Sanctus aus der Messe und die geistlichen Lieder "Wiegenlied der Mutter Gottes" und "Es ist ein Ros? entsprungen", letzteres mit einer eigenwilligen Orgelbegleitung. Doch in "Das katholische Glaubensbekenntnis" von 1935 bricht sich eine wahre Wucht an Glaubensfreude Bahn: mit erdigen Klängen in der Orgel, wuchtigen Emphasen auf den Glaubensaussagen zum Leiden Jesu und einer bombastischen Harmonik zur Auferstehung. Das Publikum war wie gebannt von der Musik - nur selten hallte mal ein Huster durch das Kirchenschiff.

Im letzten Teil des Konzerts spannte das Ensemble einen Bogen in die neuere Zeit und präsentierte vor allem sphärische Kompositionen wie Ola Gjelos Ode an die Gottesmutter "Second Eve" und Morton Lauridsens "O magnum mysterium", wo der Name aufgrund der geheimnisvollen Tonfelder Programm ist. Die Musiker hatten das Publikum darum gebeten, nicht zwischen den Stücken zu applaudieren.

Als ob sich der Applaus während des Konzertes immer weiter aufgestaut hätte, brach er nach dem Konzert in stehenden Ovationen aus.

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