Kommentar Der teure Imageträger

Mangelnden Mut kann man dem Geschäftsführer der Ahr-Therme, Maternus Fiedler, wirklich nicht unterstellen. Hasenfüße hätten als Badbetreiber allerdings auch einen wirklich schlechten Stand. Schließlich soll Fiedler ein Defizit-Bad ersten Ranges im Auftrag der Stadt am Leben halten.

900.000 Euro betrug das Defizit im vergangenen Jahr, davor waren es 800.000 Euro. Das entspricht der Höhe des gesamten Stammkapitals, mit dem die GmbH von der Stadt, also vom Steuerzahler, ausstaffiert ist. Lange kann es also nicht dauern, bis dieses Geld aufgezehrt ist.

Die Besucherzahlen sind bislang nach Fiedlers Angaben ähnlich denen des Vorjahres. Daraus darf man getrost folgern, dass das künftige Defizit - vielleicht von Nuancen abgesehen - auch nicht viel anders sein kann als gehabt. Wer hofft, dass die Therme irgendwann kostendeckend betrieben wird und somit für einen privaten Betreiber von Interesse sein könnte, der wird vermutlich jäh enttäuscht werden. Egal, wie oft man diese Hoffnung in den nächsten Tagen auf den Wunschzettel ans Christkind niederschreibt: An den Fakten, an den Risiken und Nebenwirkungen kommt man nicht vorbei.

Und zu den Fakten gehört, dass in den nächsten 25 Jahren gut und gerne rund 40 Millionen Euro aufgebracht werden müssen, um das Bad zu betreiben und zu finanzieren (Schuldendienst und gleichbleibender Defizitausgleich). Wenn dann die Kredite getilgt sind, ist das Bad übrigens 46 Jahre alt.

Fiedler & Co. kennen diese Fakten. Dass sie sich dennoch so ins Zeug werfen, ist ihnen hoch anzurechnen. Sie machen das für ihre Stadt, die ihnen diese unlösbare Aufgabe gestellt hat.

Unstrittig ist, dass die Ahr-Therme der wichtigste Imageträger der Stadt ist. Und der mit Abstand teuerste. Gäbe es das Bad nicht mehr, so Fiedlers Credo, müsse die Stadt im Kampf um Gäste ein anderes Alleinstellungsmerkmal, einen anderen Imageträger anbieten und aufbauen. Das mag richtig sein.

In Bad Neuenahr geht es nach der Devise: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.

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