Angleichung von Ost und West Deutlich steigende Bezüge für 21 Millionen Rentner

Berlin · Der neue Sozialminister kann kurz nach Amtsantritt gleich positive Nachrichten für die Rentner verkünden. Die bevorstehende Steigerung der Bezüge wirkt sich spürbar aus. Doch die Rentenprobleme kommen erst.

 Ein Rentnerpaar sonnt sich auf einer Bank in Berlin. Die Renten in Deutschland sollen Mitte des Jahres um 3,2 Prozent im Westen und 3,4 Prozent im Osten steigen.

Ein Rentnerpaar sonnt sich auf einer Bank in Berlin. Die Renten in Deutschland sollen Mitte des Jahres um 3,2 Prozent im Westen und 3,4 Prozent im Osten steigen.

Foto: Stephan Scheuer

Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland können sich im Sommer auf eine satte Erhöhung ihrer Bezüge freuen. Die Renten sollen zum 1. Juli im Westen um 3,22 Prozent und im Osten um 3,37 Prozent steigen.

Das teilte der neue Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) an diesem Dienstag in Berlin mit. Eine monatliche Rente von 1000 Euro, die nur auf West-Beiträgen beruht, erhöht sich so um 32,20 Euro, eine gleich hohe Rente mit Ost-Beiträgen um 33,70 Euro.

Im vergangenen Jahr hatten die Rentner im Osten 3,59 Prozent und im Westen 1,9 Prozent mehr bekommen. Heil erklärte: "Auch in diesem Jahr führen die gute Lage am Arbeitsmarkt und die Lohnsteigerungen der Vergangenheit zu besseren Renten."

Männer kamen nach dem aktuellen Rentenversicherungsbericht zuletzt auf eine durchschnittliche Rentenzahlung von 1065 Euro, bei Frauen waren es am 1. Juli 2016 im Schnitt 671 Euro. Aber nur knapp zwei Drittel aller Einkommen der Seniorenhaushalte stammten von der gesetzlichen Rente. 2015 kamen Ehepaare im Westen auf ein monatliches Nettoeinkommen von durchschnittlich 2572 Euro, alleinstehende Männer auf 1593 und Frauen auf 1422 Euro. In den neuen Ländern verfügten Ehepaare über 2257 Euro, alleinstehende Männer über 1389 und Frauen über 1370 Euro.

Mit dem Rentenplus 2018 nähern sich auch die Ost- und die Westrenten weiter an. Der Rentenwert (Ost) steigt auf 95,8 Prozent des Rentenwerts West (bisher: 95,7 Prozent). Bis spätestens zur Rentenanpassung 2024 werde der aktuelle Rentenwert im Ost auf 100 Prozent des Westwerts ansteigen, sagte Heil.

Die derzeitige Aufwertung der Berechnungsgrundlage für die Ost-Renten wird im Gegenzug abgeschmolzen. Das bedeutet, dass die im Schnitt niedrigeren Osteinkommen für die Rente nicht mehr ausgeglichen werden sollen.

Heil würdigte die gesetzliche Rente als zentrale Säule der Alterssicherung. Union und SPD wollen in der neuen Regierung eine Grundrente für Menschen mit lange geringem Verdienst einführen, Rentenniveau und Beitragssatz stabilisieren, die Absicherung bei Erwerbsminderung verbessern und die Mütterrente ausweiten. Kritiker warnen vor hohen Milliardenkosten zu Lasten der Beitragszahler.

Die Rentensteigerung beruht auf einer festen Formel und folgt der Lohnentwicklung in Deutschland. Auch die Beitragsentwicklung und das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern spielen mit herein.

"Mit der Rentenanpassung in diesem Jahr erleben wir seit 2014 eine Steigerung der Renten im Westen von 12 Prozent und im Osten von über 16 Prozent", unterstrich die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach. "Das liegt deutlich über der Preissteigerung in diesem Zeitraum."

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach forderte für die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus - also des Verhältnisses von Rente zum Lohn - bei Bedarf zusätzliche Steuermittel.

Als "kleinen Schritt in die richtige Richtung" wertete der Sozialverband VdK die Rentenerhöhung. Nötig sei nun unter anderem eine Erhöhung des Rentenniveaus, forderte Präsidentin Ulrike Mascher. Das Problem Altersarmut bleibe akut, mahnte auch der Sozialverband Deutschland (SoVD). Der Linke-Rentenexperte Matthias W. Birkwald sagte, die richtige Rentenerhöhung ändere nichts daran, "dass wir zu einem lebensstandardsichernden Rentenniveau von 53 Prozent zurückkehren müssen".

Der FDP-Sozialexperte Johannes Vogel hingegen betonte, Rentenplus und gute Lohnentwicklung könnten nicht darüber hinwegtäuschen, "dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden". Die geburtenstarken Jahrgänge würden im kommenden Jahrzehnt in Rente gehen. Politik mit der Gießkanne dürfe es nicht geben.

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