Rettungsdienst im Ahrkreis Die Rettungswache platzt aus allen Nähten

KREIS AHRWEILER · Ein Neubau in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler wäre dringend erforderlich, aber alle warten auf das neue Rettungsdienstgesetz. Das soll die Finanzierung regeln.

 Die DRK-Rettungswache am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr platzt aus allen Nähten. Container sind Behelfslösungen. FOTO: GAUSMANN

Die DRK-Rettungswache am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr platzt aus allen Nähten. Container sind Behelfslösungen. FOTO: GAUSMANN

Foto: Matin Gausmann

45 Jahre ist die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes am Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr alt. Damit ist sie die älteste ihrer Art im Kreis Ahrweiler. 1974 wurde sie den damaligen Erfordernissen entsprechend für zwei Einsatzfahrzeuge und vier Mitarbeiter je Dienstschicht tagsüber gebaut.

Das funktionierte schon in den 1990er Jahren nicht mehr. Es wurde ein Erweiterungsbau geschaffen. Für damals drei Fahrzeuge plus ein Reservefahrzeug. Je Schicht wurden fünf bis sieben Mitarbeiter gezählt. Azubis und Praktikanten ausgenommen. Erstellt wurden damals auch zusätzliche sanitären Einrichtungen inklusive Umkleidebereich, ein Desinfektionsbereich sowie in einem Obergeschoss Ruheräume für die Nachtdienste.

Damals viel, heute viel zu wenig. So berichtet DRK-Kreissprecher Thorsten Trügen: „Durch die stetig steigenden Einsatzzahlen sind in der Rettungswache sechs Einsatzfahrzeuge und tagsüber mindestens elf Mitarbeiter im Dienst. Gelände und Gebäude sind mittlerweile voll ausgereizt.“ Durch viele kleinere Baumaßnahmen seit den 1990er Jahren, etwa Einrichtung von Medikamentenlagerraum, Vorratsraum für Verbrauchsmaterial oder Bürobereich für die Einsatzdokumentation sei die Rettungswache an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Das Problem sieht laut Rettungsdienstleiter Lothar Backes so aus: „Durch die Inbetriebnahme zusätzlicher Einsatzfahrzeuge in den Regeldienst sind auch die Personalstellen entsprechend erhöht worden. Dementsprechend wurden die vorhandenen Umkleidebereiche, die jeder Mitarbeiter aus hygienischen Gründen zu nutzen hat, zu klein. Jedem Mitarbeiter müssen dort zwei Spinde für seine persönliche Bekleidung und Einsatzkleidung zur Verfügung stehen.“ Damit war man bereits in ein Nebengebäude des Krankenhauses ausgewichen.

Ein Neubau wäre die Lösung

Ein Behelf für die insgesamt rund 40 Mitarbeiter, wie auch die 2016 aufgestellten Container. „Damit wollten wir für die Büroarbeiten einigermaßen akzeptable Arbeitsbedingen schaffen“, sagt Backes. „Weiter wurde damit das Ziel verfolgt, den viel zu engen Sozialbereich durch den frei gewordenen Büroraum zu erweitern.“ Die Container könnten aber auch nur als Provisorium betrachtet werden, da deren Nutzung insbesondere bei den Nachtdiensten in den Wintermonaten für die Mitarbeiter beim Wechsel von einem Gebäude in das andere ein nicht unerhebliches Unfallrisiko in sich berge.

Ein Neubau wäre die Lösung. Aber dazu schränkt DRK-Kreisgeschäftsführer Frank Trömel ein: „Der Kreisverband Ahrweiler hat keinerlei Möglichkeiten, einen Neubau zu realisieren, wenn nicht die zuständige Behörde ihren Finanzierungsanteil dazu leistet. Dazu wurde allerdings in der Vergangenheit konsequent geäußert, dass die erforderlichen Mittel im Kreis Ahrweiler nicht zur Verfügung stünden.“

Das DRK habe daher wegen der Dringlichkeit alternative Finanzierungsmodelle mit der Kreisverwaltung erörtert.

Aber so Trömel: „In die tatsächliche Umsetzung eines solchen Modells platzte dann die Novellierung des Rettungsdienstgesetzes, in dessen bisherigem Entwurf eine andere Finanzierungsgrundlage vorgesehen ist. Der Entwurf sieht die Auflösung der örtlich-kommunalen Zuständigkeit der Rettungswachenfinanzierung vor und gliedert diese neu in Zuständigkeiten innerhalb des Rettungsdienstbereiches, also mehrerer Kreise oder kreisfreie Städte.“ Im konkreten Fall gehören zum Rettungsdienstbereich Koblenz die Kreise Ahrweiler, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und die Stadt Koblenz.

Interimslösung ist geplant

Die Krux an der Sache: „Infolgedessen wurden landesweit bei fast allen zuständigen Behörden beantragte Bewilligungen gestoppt, da man überall erst das Inkrafttreten des novellierten Rettungsdienstgesetzes abwarten will, bevor Bewilligungen erteilt werden“, sagt Trömel. Diese Situation sei aktuell ein landesweites Problem und nicht auf den Kreis Ahrweiler begrenzt.

„Bei entsprechend gesicherter Finanzierung hätte eine frühere Neubaubewilligung diese erneute Wartephase allerdings verhindert“, erklärt der Kreisgeschäftsführer, der den Mitarbeitern Respekt zollt: „Den bisher eingetretenen Verzögerungen des Neubaubeginns ist die Belegschaft der betroffenen Rettungswache mit einem anerkennenswert hohen Maß an Geduld begegnet.“

Dies aber im Wesentlichen vor dem Hintergrund der Perspektive, dass die abschließenden Finanzierungsfragen im Jahr 2018 kurz vor der Klärung standen und folglich mit einem Baubeginn im Jahr 2019 gerechnet worden sei. „Die erneute Verzögerung durch die Auswirkungen der Novellierung des Rettungsdienstgesetzes hat daher verständlicherweise im erheblichen Maß zu Enttäuschung und Frustration geführt. Es bleibt zu hoffen, dass das Inkrafttreten des Gesetzes nicht mehr lange auf sich warten lässt und somit sehr bald Rechtssicherheit zur der Finanzierung des Neubaus entsteht“, so Trömel.

Vorerst sei der DRK-Kreisverband im Einvernehmen mit der Personalvertretung und den Mitarbeitern bemüht, eine Interimslösung zu schaffen, die zu einer Verminderung der Raumnot führe.

Ein Thema, das auch die Parteien beschäftigt. So hat sich die SPD-Kreistagsfraktion bereits vor der Kommunalwahl vor Ort in der Rettungswache informiert. Die CDU-Kreistagsfraktion hat nach Angaben von Fraktionsgeschäftsführer Michael Schneider das Thema ebenfalls auf der Agenda: „Denn, dass sich da was tun muss, ist klar.“

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