Einer schreibt Geschichte: Costa Rica oder Griechenland

Recife · Im Duell der Außenseiter wird WM-Geschichte geschrieben: Einer der Überraschungs-Achtelfinalisten aus Costa Rica und Griechenland wird zum ersten Mal in der Historie zu den besten acht Mannschaften der Welt gehören.

 Costa Rica will für die nächste Überraschung sorgen. Foto: Julio Munoz

Costa Rica will für die nächste Überraschung sorgen. Foto: Julio Munoz

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Die Griechen haben sich zwar mit wenig schillerndem Defensivfußball ins Achtelfinale der Fußball-WM in Brasilien gemogelt, wollen aber zehn Jahre nach ihrem europäischen Sensationstitel auch auf der globalen Bühne glänzen.

"Das Griechenland, das ich gesehen habe und kenne, kann Costa Rica überwinden", sagte Europameister-Coach Otto Rehhagel der Zeitung "SportDay". Optimistisch stimmt auch die Rückkehr von Stammtorwart Orestis Karnezis. Der Keeper vom FC Granada musste im letzten Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste nach 24 Minuten ausgewechselt werden, hat seine Rückenprobleme aber überwunden.

"Wir müssen sehr stark aufpassen, sie sind in der Todesgruppe Erster geworden", sagte Griechenlands Trainer Fernando Santos, der 2010 den Posten von Rehhagel übernommen hat und dessen Vertrag nach der WM in Brasilien auf eigenen Wunsch endet. "Aus diesem Grund können wir es uns nicht erlauben, sie zu unterschätzen", ergänzte der Portugiese - was vor der Partie am Sonntag im endlich wieder sonnigen und trockenen Recife dann doch überraschte.

Denn nach den Ereignissen der turbulenten Gruppenphase gilt der Europameister von 2004 nicht gerade als Favorit, der überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, seinen Gegner zu unterschätzen. Costa Rica hat drei Weltmeister hinter sich gelassen und mit Siegen gegen Italien und Uruguay und einem Remis gegen England verblüfft.

"Wir wollen gut spielen, um weiter im Turnier zu bleiben. Klar wollen wir jetzt den nächsten Schritt machen und ins Viertelfinale einziehen", sagte der Mainzer Bundesliga-Profi Junior Diaz dem "Kicker" und betonte: "Wir wollen so weit wie möglich kommen."

Die Griechen dagegen gingen 0:3 gegen Kolumbien unter, trennten sich torlos von den schwachen Japanern und kamen erst in der Nachspielzeit zu einem schmeichelhaften 2:1-Erfolg gegen die Elfenbeinküste. "Uns interessiert es nicht, ob wir Favorit sind. Wir fühlen uns nicht als Favoriten", gab Costa Ricas Chefcoach Jorge Luis Pinto zu Protokoll.

Der nur 1,65 Meter große Trainer hat die Auswahl des 4,8-Millionen-Einwohner-Landes zu einer erfrischenden Einheit mit viel Esprit geformt - was das Weltmeister-Trio schon schmerzlich erfahren musste. "Wir wollen noch mehr als das Achtelfinale", sagte Pinto und klang dabei weder übergeschnappt noch größenwahnsinnig.

Ex-Nationaltorwart Luis Gabelo Conejo, der 1990 beim WM-Achtelfinale in Italien dabei war, rief trotz des überraschenden Erfolges zur Besonnenheit auf. "Wir sind uns sehr darüber bewusst, was wir wollen. Wir gehen bescheiden zur Sache, mit den Füßen auf dem Boden", sagte der 54-Jährige der Nachrichtenagentur dpa.

Mit einer absolut disziplinierten und taktisch erstaunlich reifen Hintermannschaft und einem bemerkenswert durchschlagenden Offensiv-Trio aus Joel Campbell, Bryan Ruíz und Cristian Bolaños haben die Costa Ricaner ihre Gegner zermürbt. Nachdem sie eher Kolumbien oder die Elfenbeinküste im Achtelfinale erwartet hatten, ist nun Campbell als Tippgeber gefragt: Er ging zuletzt für Olympiakos Piräus auf Torejagd. "Er kennt vier oder fünf Spieler und hat uns auf die Stärken der Griechen hingewiesen", sagte Teamkollege Oscar Duarte.

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