Lohrsdorf Einwohner wehren sich gegen den Durchgangsverkehr in ihrem Ort

LOHRSDORF · "Wir haben die Nase von diesem Krach endgültig voll. Es muss jetzt etwas passieren. Wir werden diesen Lärm hier nicht mehr hinnehmen." Nur schwer sind die Worte des Lohrsdorfer Ortsvorstehers Hans-Jürgen Juchem zu verstehen. Zwei Lkw und eine Kolonne Pkw ziehen gerade vorbei.

Rund 30 Anlieger der Ortsdurchgangsstraße haben sich am Straßenrand eingefunden. Sie wollen schwarze Flaggen mit Totenköpfen an ihren Fassaden hissen. Der Grund: 23 000 Fahrzeuge wälzen sich tagtäglich durch den Ort. Die lang ersehnte Ortsumgehungsstraße ist von der rot-grünen Landesregierung aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen worden. Das wollen sich die Lohrsdorfer nicht gefallen lassen. Sie gehen jetzt auf die Barrikaden.

"Schluss mit dem Krach" und "60 Jahre Planung sind genug!" steht auf den schwarzen Tüchern geschrieben, die seit Samstag aus den Fenstern der Anliegerhäuser hängen. Unterschriften wurden gesammelt, der Bundesverkehrsminister wurde angeschrieben, ebenso die Landesregierung: Genutzt hat es bislang nichts.

"Die machen hier einfach, was sie wollen", so eine empörte Anliegerin. Mit "die" sind die Politiker gemeint, die für die Streichung der Ortsumfahrt aus dem Verkehrswegeplan verantwortlich sind. "Bei mir gehen die Türen im Haus wie von Geisterhand selber auf, die Vitrinen im Wohnzimmer vibrieren, das Geschirr im Schrank klappert", schildert ein Lohrsdorfer die Auswirkungen des Durchgangsverkehrs, der in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe.

Während die Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler schon bald über eine von Walporzheim bis Lohrsdorf durchgehende Umgehung des Verkehrs verfügen wird, soll sich im östlichen Stadtteil weiter der Verkehr durch das Nadelöhr des Straßendorfes zwängen. Ortsvorsteher Hans-Jürgen Juchem: "Wir müssen jetzt dagegen halten. Wir zeigen Flagge." Dass die Straße sehr plötzlich aus dem Bundesverkehrswegeplan verschwunden ist, liegt an einem angeblich schützenswerten Gebiet ("FFH-Gebiet"), das von der Trasse bei einer Ahr-Querung tangiert wäre.

Das Fauna und Flora jedoch eine solche Priorität genießen sollen, wollen die Lohrsdorfer nicht einsehen. "Wir sind es wert, dass auch auf uns Rücksicht genommen wird, und nicht auf den Dunklen Wiesenkopf-Ameisenbläuling, einen kleinen Schmetterling, den hier noch niemand gesehen hat", erklärten sie.

Und: "Wir haben das Warten satt!" Immerhin werde seit sechs Jahrzehnten um die Ortsumgehung gekämpft. Landesverkehrsminister Roger Lewentz (SPD) macht wenig Hoffnung: "Eine ökologisch vertretbare Trassenführung ist nicht erkennbar." Es sei daher "folgerichtig", das Vorhaben zu streichen.

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