Es geht um mehr als den Buchverleih

Zum Thema "Bezirksbibliothek privatisieren"

 In der Diskussion: Die Bezirksbibliothek im Lindeblock könnte "privatisiert" und der Buchbestand auf die Pfarrbüchereien verteilt werden.

In der Diskussion: Die Bezirksbibliothek im Lindeblock könnte "privatisiert" und der Buchbestand auf die Pfarrbüchereien verteilt werden.

Foto: Richard Bongartz

Neulich hatte ich einen wunderschönen Traum: Unsere Kommunalpolitiker - ob "Büchermenschen" oder nicht - besuchten unsere Stadtbibliothek. Sie wollten sich dort über die Arbeit der Bibliothekare informieren, bevor sie über die weitere Existenz dieser Einrichtung im Stadtparlament entscheiden sollten. Sie sprachen mit Schülern, die für ein Referat Informationen über den Schilddrüsenstoffwechsel bei Menschen und Säugetieren suchten; mit dem Referendar, der Literatur zur Didaktik des Geschichtsunterrichtes brauchte; mit einer Dame, die Bücher zur afrikanischen Kunst für eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle benötigte.

Die kleine Bibliothek, in der ich arbeitete, kann Bücher zu solchen Anfragen nicht immer im eigenen Bestand vorhalten. Aber eine Bibliothekarin hat gelernt, effektiv zu recherchieren, und sie kann deshalb "ausgefallene" Buchwünsche durch eine gut funktionierende Fernleihe erfüllen. Natürlich kann sie auch den "Büchermenschen" mit dem passenden Roman versorgen; Kindern den Spaß am Lesen vermitteln; Eltern Erziehungsratgeber anbieten; immer aktuelle Reiseführer bereithalten... In meinem Traum staunten die Kommunalpolitiker und befanden, dass eine solche Einrichtung, die kompetent und umfassend Bildung vermittelt, mit allen Mitteln erhalten und unterstützt werden muss. Und ihnen wurde klar, dass eine Pfarrbücherei, die von freiwilligen Kräften geführt wird, diese Aufgaben nicht erfüllen kann.

Ich wachte auf und war zornig, denn kaum ein Kommunalpolitiker hat je unsere Bibliothek besucht. Er weiß kaum etwas über unsere Arbeit, stimmt aber beherzt darüber ab, dass Bibliotheken beschnitten oder gar geschlossen werden. Ich bin zornig, wenn ich lese, dass Millionen für ein Festspielhaus-Grundstück vorgehalten werden, während ein Bruchteil dieser Summe die Existenz von Bibliotheken sichern könnte. Allen unseren Politikern schreibe ich ins Poesiealbum, was ich in der Rostocker Stadtbibliothek las: Bibliotheken rechnen sich nicht, aber sie machen sich bezahlt!

Edda Biesterfeld, Bonn

Schließung der Bezirksbibliothek Bad Godesberg? Die städtische Bücherei ist ein niederschwelliges Bildungsangebot der Bundesstadt, das auch von Migrantinnen in hohen Maße genutzt wird. Regelmäßig nutzen zum Beispiel kleine Schülergruppen Bücher und Räume zum Lernen. Zu Hause ist dazu kein Platz.

Kirchliche Büchereien sind kein Ersatz. Wenn Bildung gerade für Migranten Priorität haben soll, darf die Bezirksbücherei Bad Godesberg nicht geschlossen werden"!

Ulrich Thomas, Pf. i.R., Bonn

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