Es stand im General-Anzeiger

Wohnraum

Vater und Mutter haben ihre Betten schon in die vordere Stube gestellt. In ihrem Zimmer schlafen jetzt die beiden Jungen und Gerda, Kurts Frau, die eines Abends mit ihren drei Kindern vor Tür stand. Die Mädchenkammer ist mit einer Bombengeschädigten belegt. "Nein, enger geht`s wirklich nicht!" Das war der erste Gedanke, der Mutter durch den Kopf ging, als der Blockleiter sich die Wohnung nach Zimmern ansah, die noch für Volksgenossen freigemacht werden können. Und es fand sich ein Weg. Den Bücherschrank und die Kommode haben sie vom Herrenzimmer ins Wohnzimmer geschoben. Sie haben dafür Betten hineingestellt, Stühle und einen Kleiderschrank. Noch steht das Zimmer leer. Man weiß nicht, wer es beziehen wird. Wer es aber sei - es sind Gäste, von denen die Zeit härtere Opfer forderte als von uns.

Aus dem General-Anzeiger 24. Februar 1945

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