"Rock am Ring" kommt zum 90-Jährigen nach Hause Euphorie rund um den Ring

NÜRBURGRING · „Willkommen zu Hause“: Nach zwei Jahren „Abstinenz“ kehrt die Traditionsveranstaltung Rock am Ring (RAR) zur „Grünen Hölle“ zurück. Ein besonderes Geburtstagsgeschenk für die Traditionsrennstrecke und ihre Fans, denn der Nürburgring wird 2017 90 Jahre alt.

Lag in einer Pressemitteilung vom 24. November noch der Schwerpunkt der Geburtstagsfestivitäten auf motorsportlichen Highlights, so schlug die Nachricht, dass die Kult-Veranstaltung vom 2. bis 4. Juni 2017 wieder am angestammten Platz stattfindet, ein wie eine Bombe.

Zugpferde von Deutschlands populärstem Open-Air-Festival werden sicherlich die Rock-am-Ring-Urgesteine „Die Toten Hosen“ sein, mit „Rammstein“, „System of a Down“ und vielen weiteren Bands steht ein pralles dreitägiges Festivalprogramm. „Auf uns wartet nun ein tolles Doppel-Jubiläum: 90 Jahre Nürburgring und zum 30. Mal Rock am Ring“, freut sich Markfort, Geschäftsführer der Capricorn Nürburgring GmbH: „Wir freuen uns, dass wir ein Stück Nürburgring-Geschichte, das die Menschen hier drei Jahrzehnte lang begeistert hat, zurückgewinnen konnten.“

In einem GA-Interview im Mai hatte Markfort auf die Frage nach einer Rückkehr des Festivals noch geantwortet: „Der Nürburgring hat seine Eignung als Festival-Location jahrelang unter Beweis gestellt. Wir wollen und werden wieder Musik-Veranstaltungen am Nürburgring durchführen, davon bin ich überzeugt. Das ist unser erklärtes Ziel.“

Nun ist Markfort – das Festival ging wegen Ring-Insolvenz, Besitzerwechsel, Streit um finanzielle Bedingungen ans wenige Kilometer entfernte Mendig verloren – der Coup gelungen, er unterschrieb mit dem Veranstalter einen Mehrjahresvertrag. Der angelaufene Ticketverkauf – für Mendig wurden schon 40 000 verkauft – gehe unvermindert weiter, alle bereits erstandenen Eintrittskarten behielten ihre Gültigkeit, könnten aber auch zurückgegeben werden. (Infos unter www.rock-am-ring.com). Zusätzlich gibt es im Geburtstagsjahr mit „Nürburgring Olé“ und Szenestars wie Jürgen Drews und Micki Krause aber auch was für Schlagerfans.

Landrat Jürgen Pföhler zur unerwarteten Entwicklung: „Der Nürburgring ist mit seinen vielen Veranstaltungen Publikumsmagnet und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deshalb ist es erfreulich, dass Rock am Ring endlich wieder zurückkehrt.“ Groß war auch die Freude im Adenauer Rathaus über die Rückkehr von RAR. Guido Nisius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau: „Die Menschen in der Verbandsgemeinde Adenau sind allesamt hoch erfreut, dass Rock am Ring wieder dorthin zurückkehrt, wo es hingehört, wo es entstanden und letztendlich 29 Jahre lang gewachsen ist. Der Weggang nach Mendig ging in der Verbandsgemeinde mit erheblichen Umsatzeinbußen im Einzelhandel, in der Hotellerie und Gastronomie, bei Dienstleistern und Handwerkern einher. Insofern bin ich froh, dass die Menschen und nicht zuletzt auch die betroffenen Ortsgemeinden um den Nürburgring herum ab 2017 wieder von dieser Großveranstaltung profitieren können. Darüber hinaus ist Rock am Ring ein nicht zu unterschätzender Imagefaktor – der Name weist unmissverständlich auf die Verbindung dieses Events mit der berühmtesten Rennstrecke der Welt hin.“

„Das Aus von Rock am Ring war für uns ein absoluter Schock, unfassbar“, erinnert sich Andrea Thelen, Vorsitzende des Adenauer Gewerbevereins, in dem 186 Mitgliedsbetriebe vereint sind. RAR sei für Adenau der wichtigste Wirtschaftsfaktor. „Schon seit der Eröffnung des Rings vor 90 Jahren wurde alles darauf ausgerichtet, dass er der Motor der Region ist. Wir haben 3000 Einwohner, aber die Infrastruktur einer Kleinstadt“, so Thelen. Jedes Jahr habe man aufs Neue gehofft, dass RAR wieder zurückkommt.

„Ich wünsche Mendig natürlich nichts Schlechtes, aber die Bedingungen dort haben uns in die Karten gespielt.“ Damit meint sie zum Beispiel auch die Wetterkapriolen. „Wir haben hier kein anderes Wetter, aber andere Bedingungen. Blitzeinschläge, überflutete Campingflächen, das alles passiert hier nicht, wegen der Gebäudehöhen und der befestigten Flächen. Das Festival konnte in 29 Jahren in seiner Struktur wachsen.“ RAR habe, so Thelen, nicht nur viele Leute in die Stadt gebracht, sondern auch für mehrere Tage. „Der Auf- und Abbau zum Beispiel erfolgt mit hiesigen Firmen. Die Lokale sind ebenso ausgebucht wie die Hotels, der Einzelhandel hat profitiert. Auch wenn das Minus schwer greifbar ist, konnte nicht jeder Betrieb den Verlust kompensieren. Nun wird die Planungssicherheit wieder die Investitionsbereitschaft unserer Mitglieder fördern.“ Der Verein plant mit dem Heimatverein, der Stadt und der Karnevalsgesellschaft, zum 90. Geburtstag einen Mercedes-Silberpfeil nachzubauen, der am Festwochenende im Kreisel eingeweiht wird.

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