"Jet Power" auf Bengener Heide Fast 10.000 Besucher bestaunten Modellflugneuheiten

BAD NEUENAHR · Der Himmel über der Bengener Heide zeigte sich nicht gerade von seiner besten Seite. Und der Boden war auf dem Park-Areal zum Teil so aufgeweicht, dass einige Autos derer, die den Empfehlungen der eigens als Parkeinweiser fungierenden THW-Helfer nicht Folge leisteten, nicht wieder eigenständig aus dem Matsch heraus kamen.

Bei der Nachtflugshow tauchen die Jets und Helis den Abendhimmel über der Heide in bunte Farben.

Foto: Martin Gausmann

Das Wetter tat jedoch weder der Stimmung bei der Jet Power einen Abbruch, noch hatte es gravierende Auswirkungen auf die Besucherzahlen. Wer von weit her anreise und Modellflugneuheiten und Material sehen und erstehen wolle, achte nicht so sehr aufs Wetter, erklärte Horst Westerholt, der die Kombination aus Flugshow und Fachmesse zum elften Mal gemeinsam mit dem Rheinbacher Chef-Organisator Winfried Ohlgart vorbereitet hat.

Zufrieden waren sie denn auch mit nach ersten Schätzungen wieder fast 10.000 Besuchern. Von Berlin bis Freiburg kamen diese und sorgten ebenso wie die vielen Holländer, Belgier, Luxemburger, Franzosen und Italiener für ein beinah babylonisches Sprachgewirr auf dem Flugplatzgelände oberhalb von Bad Neuenahr.

Babylonisch klangen für den Laien auch die Fachgespräche an den Ständen der rund 120 Aussteller in den zwei riesigen Messezelten. Einer der Blickfänger war ein Alphajet-Prototyp im Maßstab 1:2,58. Außerdem waren beispielsweise Modellbausätze für Eurofighter oder Boeing 727 zu haben.

Dass Modellbau auf diesem Niveau nichts mit Spielzeug zu tun hat, bewiesen schon die Preise: Manche der Düsen-Flugzeuge und -Hubschrauber waren fast so teuer wie ein Kleinwagen, allein die Turbinentriebwerke schlugen mit mindestens 2000 Euro zu Buche.

Zubehör wie Dampferzeuger für den Kondensstrahl, entsprechende Rauchfarben sowie alle möglichen Arten von Beleuchtung für die Modelle wurden nicht nur in den Hallen vorgestellt, sondern waren draußen auch in Aktion zu erleben: Tagsüber und auch bei der Nachtflugshow am Samstagabend.

Manche Flugobjekte zogen zu Musik ihre Bahnen, andere sorgten durch ihre Ausstattung mit Feuerwerkskörpern für Spezialeffekte.Je nach Modell kreischend oder zischend, sausten Jets mit bis zu Tempo 400 über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Drei Kampfjets stiegen im Steilflug auf, bohrten sich schier senkrecht in die Wolken, trudelten dann scheinbar außer Kontrolle wieder herunter, um wieder zur Formation zusammenzufinden, auf einmal scheinbar in der Luft stehen zu bleiben und nach mehreren Loopings schließlich fast lautlos zu landen.

Wie behäbig wirkte da manch manntragende Maschine wie die JU52, die wegen ihres Gewichts zwar nicht landen durfte, aber mehrfach den Platz überflog: Ein Raunen galt "Tante JU" durchaus, wurde dieser Flugzeugtyp doch bereits in den 1930-er Jahren wegen seiner Robustheit, Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit als Standard-Verkehrsflugzeug der Deutschen Lufthansa und im Zweiten Weltkrieg als Transportflugzeug eingesetzt.

Viel Applaus brandete auch auf für Vater Ralf und Sohn Nico Niebergall auf, die parallel mit einer originalen und einer nachgebauten kleineren Siai Marchetti in Formation flogen. Den Kopf meist im Nacken, hatten es sich die Zuschauer auf Campingstühlen sowie mit Regenzeug, Fernglas und vielfach Kameras am Rand der Start- und Landebahn bequem gemacht. Deutsche und internationale Meister ihres Fachs gehörten zu den 183 Piloten, deren Konzentration speziell beim Querwind gefordert war.

"Die tief hängenden Wolken sind eine dramatische Kulisse für noch dramatischere Vorführungen", fand einer der Besucher. Die Regenschauer machten den Modellen eher wenig aus, aber die empfindlichen Steuerpulte mussten vor den Wassertropfen geschützt werden. Außerdem behinderte der Regen die Sicht, "denn mit einem Modell kann man nur so hoch und weit fliegen wie man es sieht", erklärt Westerholt. Trotzdem ging es in bis zu 300 Meter Höhe.