Bad Breisiger Brunnenfest Faszination Feuer

BAD BREISIG · Vor Trommeln, Riesennetz und kupfernem Sonnenrad erwarteten weit über 200 Schaulustige beim Brunnenfest am Samstag gespannt den Auftritt des Theaters "Feuervogel". Am abgesperrten Rasenstück, das die Akteure dafür zwischen zwei Bäumen im Kurpark auswählten, drängten sich auch Hamed (12) und die Brüder Leon (10) und Maximilian (13).

Faszination Feuer: Szene aus der Aufführung im Bad Breisiger Kurpark.

Foto: Martin Gausmann

Hamed ist am aufgeregtesten, da sich die Sache verzögert, wo er doch versprochen hat, pünktlich zu Hause zu sein. Aber schon entzündet der feurige Vogel (Karen Balzer), erst im Kapuzenumhang, später im flirrend schwarz-roten Flügelgewand, rundum Feuer in Schalen. Nebel wabert, geheimnisvolle Klänge ertönen, die zu kräftigen Rhythmen wechseln, als ein spindeldürrer schwarz-grauer Riese auftaucht.

Andrew Scordiles mimt die Spinne mit Bravour, stakst auf Stelzen und Krücken in kantigen Bewegungen auf sein Netz zu, um da urplötzlich geschmeidige Akrobatik zu vollführen: poetische Drehungen um die eigene Achse, Kopfunterartistik, Kletterpartien. Mit einem stöhnenden Urviech von Drachen (Hermann Schuck), das aus fernsten Mythen- und Traumwelten einen makaberen Karren hinter sich zieht, der wie aus Knochen gemacht scheint, ist das geheimnisvolle Trio komplett.

So kann das fantastische Geschehen seinen Lauf nehmen. Der Feuervogel beginnt zu tanzen, wedelt mit einem gigantischen Fächer. Feengleiche Sprünge und laszive Schwünge zu melancholisch-orientalischen Tönen und Trommeln des Drachens locken die Spinne an. Bedroht sie das flatternde Geschöpf oder versucht sie in abgehackten Umrundungen eine groteske Balz? Donner dröhnt und blitzartig beugt sich der Gliederfüßler über die Beute, schleppt sie fort, heftet sie ans Netz.

Aber sie wird vom Beschützer des Opfers angegriffen. Erbarmungslos bekriegen sich Spinne und Drache, zielen mit feuer- und funkensprühenden Waffen aufeinander. Doch welche Überraschung, nachdem der siegreiche Drache schließlich den Vogel befreit: Nicht etwa Vierteilung oder anderweitig aus Märchen bekannte Vernichtung erwartet den Unterlegenen, sondern in vollkommener Harmonie formieren sich die drei zum Tanz.

Gebannt verfolgt das Publikum, wie das Urviech die Trommel schlägt, während Vogel und Spinne raumgreifend übers Gras hüpfen und springen. In Mythen und Träumen wie in den Untiefen des Unbewussten, welche die Charaktere wohl verkörpern, haben eben Licht und Dunkel, Schmerz und Freude, Aggression und Liebessehnsucht alle ihren gleichberechtigten Platz.

Jedenfalls bot das zauberhafte Spektakel der Protagonisten, die von Marie Balzer unterstützt wurden, mit Grenzgängen in Fantasielandschaften reichlich Stoff zum Nachsinnen. Auf der Aktionsebene wurde eine fabelhafte Show mit Feuer, Dynamik, Sound und tollen Kostümen erlebbar. Hamed sah sie, hielt sein Versprechen und verschwand sogleich heimwärts.

Maximilian, den der Kampf am meisten fesselte, bewunderte: "Da steckt total viel Arbeit drin." Sein Bruder Leon war hin und weg: "Wie sie hereingekommen sind, war schön, der Kampf war klasse, auch das Ende. Ich fand das alles super. Wenn die noch Mal kämen, würde ich wieder hingehen."