Wenn die Kirche brennt Feuerwehr übt Höhenrettung in Altenahr

ALTENAHR · Es ist ein Szenario, auf das die Einsatzkräfte vorbereitet sein wollen: Feuerwehren von Altenahr und Kreuzberg trainieren die Höhenrettung aus dem Glockenstuhl der katholischen Pfarrkirche in Altenahr.

 Gerettet: Frank Linnarz, Chef der Wehren der Verbandsgemeinde Altenahr, mit dem aus dem Turm befreiten "Arbeiter" im Korb der Drehleiter.

Gerettet: Frank Linnarz, Chef der Wehren der Verbandsgemeinde Altenahr, mit dem aus dem Turm befreiten "Arbeiter" im Korb der Drehleiter.

Foto: Martin Gausmann

Was tun, wenn die Kirche brennt? Diese Frage stellte sich Martin Marhöfer, stellvertretender Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Altenahr. Und wurde kreativ. Marhöfer entwarf ein Szenario, dem sich der Löschzug Altenahr um Stephan Knieps und die Löschgruppe Kreuzberg mit Rudolf Schneider an der Spitze am Dienstagabend stellten. Als ganz normaler Feuerwehrmann dabei: Frank Linnarz, Chef aller Wehren der Verbandsgemeinde Altenahr.

„Aus dem Kirchendach in Altenahr kommt Rauch“, meldete der zwölfjährige Julian Knieps der fiktiven „Leitstelle Koblenz“ in Person von Übungsbeobachter Marhöfer kurz nach 19 Uhr per Handy. Der „Passant“ hatte den Brand bemerkt und richtig reagiert. Und die „Leitstelle“ jagte die ganze Kavallerie nebst Drehleiter raus.

Minuten später rückten die Einsatzfahrzeuge nebst Drehleiter vom Feuerwehrhaus am Straßentunnel aus und dieselten mit dröhnenden Motoren den steilen Hang hinter der Kirche hinauf. Noch während Einsatzleiter Stephan Knieps die Positionen für Tank- und Rüstfahrzeuge sowie Drehleiter bestimmte, waren vom Kirchturm aus Hilfeschreie zu hören. Rauchschwaden aus zwei Nebelmaschinen sorgten zusätzlich für Ernstfall-Atmosphäre.

Die Lage: Bei Flexarbeiten im Turm von Sankt Maria Verkündigung hat das Gebälk Feuer gefangen. Ein Arbeiter kann sich selbstständig retten, stößt dabei jedoch die Leiter um. Zwei weitere Arbeiter im Glockenturm haben keine Möglichkeit, sich selber ins Freie zu retten, und schweben durch die starke Rauchentwicklung in Lebensgefahr.

Einer der Arbeiter springt noch vor Eintreffen der Feuerwehr aus dem Fenster aufs Kirchendach, rutscht ab und bleibt schwer verletzt im Kirchgarten liegen. Der zweite Arbeiter macht sich beim Eintreffen der Feuerwehr am Fenster des Glockenturms bemerkbar und muss über die Drehleiter gerettet werden.

Darsteller der Arbeiter waren dabei Jungs von Feuerwehrleuten. Noch während der „Schwerverletzte“ nach kurzer Suche im Kirchgarten gefunden und dem Rettungsdienst übergeben wurde, fuhr Frank Linnarz im Korb der Drehleiter hoch zu den Turmfenstern der spätromanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Den „Arbeiter“ im Korb „einzufangen“ und am Boden abzusetzen war Minutensache.

Derweil stand die Wasserversorgung aus Hydrant und Tanklöschfahrzeug. Ein Trupp unter schwerem Atemschutz kämpft sich durchs Treppenhaus des Glockenstuhls zum Brandherd vor, meldet ein weiteres Feuer im Dachstuhl des Kirchenschiffs. Es gab eben zwei Nebelmaschinen. Beiden Feuern wurde mit dem Wasserwerfer von der Drehleiter aus zu Leibe gerückt. Der Innenangriff erfolgte mit sogenannten Angriffsrohren.

„Die Menschenrettung verlief nahezu perfekt“, sagte Marhöfer am Einsatzort dem General-Anzeiger. Gleiches galt für den Löschangriff. Doch ganz ohne Macken verlief die Übung nicht. Die Atemmasken der Wehrleute im Turm machten bis auf nur schwer verständliches Gekrächze eine Funkverbindung nahezu unmöglich. Ein Umstand, der behoben werden soll. Doch trotz der kleinen Widrigkeiten gab sich Einsatzleiter Stephan Knieps, zu erkennen an der roten Weste, zufrieden.

Auch damit, dass die Funkdisziplin funktioniert hat. Denn bei aller Kameradschaft, beim Funken gilt das „Sie“. „Klappt zwar nicht immer, aber immer öfter“, flachste Knieps, der das Problem kennt: „Wenn ich beim zweiten Ruf nach dem Einsatzleiter nicht höre, kommt beim dritten Mal ein deutliches Stephan durch den Äther.“

Die Feuerwehr Altenahr hat 33 aktive Mitglieder, die Löschgruppe aus dem Ortsteil Kreuzberg zählt 17 Feuerwehrleute. Und die Drehleiter war ein Schnäppchen. Sie hat zwar 20 Jahre auf dem Buckel, ist aber bestens in Schuss und war von den Feuerwehrleuten vor zwei Jahren bei einer Messe entdeckt worden. Für 230.000 Euro statt rund 800.000 Euro wechselte sie an die Ahr, wurde technisch und optisch aufgemotzt und löste die alte Drehleiter, die einst der Stadt Königswinter gehört hatte, ab.

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