Historische Fotos So sah das zerstörte Bonn 1945 aus

Aufgenommen wurde dieses Bild in der Mitte der Franziskanerstraße. Man ist bereits damit beschäftigt, die zerstörten Häuser abzureißen und die Trümmer zu beseitigen. Links ist der ausgebrannte Flügel der Universität zu sehen, der bis fast zum alten Zoll und Lenné-Haus reicht. Auf dem Bild ist trotz starken Staubs auf der Straße das Gleis der Straßenbahnlinie 3 zu sehen, welche auf diesem Gleis von der Stadthalle in der Gronau kommend durch das Koblenzer Tor über den Marktplatz zum Hauptbahnhof und von dort nach Endenich fuhr. Der riesige Schuttberg ist durch den Abbruch des ausgebrannten, sehr massiven Kirchenschiffs des ehemaligen Franziskanerklosters verursacht. Das Kirchenschiff war im 17. Jahrhundert sogar mit dem Schloss durch einen Rokokobogen verbunden. Ein kleiner Rest des Kirchenschiffs ist noch auf dem Abbruchbild zu sehen. Das Kirchenschiff blieb nach Auflösung des Klosters 1802 als einziges der Klostergebäude erhalten, wurde umgebaut, rechts zum Teil mit einer Fassade versehen und vier Geschossdecken eingezogen und beherbergte von 1807 bis 1817 die Baumwollfabrik Frowein & Berg. Später ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über. Bis vor der Zerstörung beherbergte es sowohl ein paar wenige Wohnungen als auch das Jugend- und Wohlfahrtsamt der Stadt Bonn sowie auch den Reichsbund der deutschen Kapital- und Kleinrentner. Das ausgebrannte Haus daneben war das Friseur-, Seifen- und Parfümgeschäft Heinrich Schmitt. Hier war wohl auch der Eingang zum Viktoriabad. Auf dem Bild zu sehen ist ebenfalls der unten stark beschädigte Nordostturm (rechts) wie auch der Südostturm (links) der Universität. Das Bild ist schätzungsweise frühestens Ende Mai 1945 aufgenommen worden, aber auf jeden Fall vor August 1945, da ab August die einzelnen Strecken der Straßenbahn abschnittsweise nach jeweils fertiggestellten Reparaturarbeiten wieder in Betrieb gingen, wenn auch teilweise mit geänderter Linienführung. Die Oberleitung ist auf dem Foto noch nicht wiederhergestellt. Der Flügel des Universitätsgebäudes wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut und eine weitere Etage hinzugefügt, daher ist dieser heute wesentlich höher. Norbert Kreitel

Dieses Foto zeigt die Rheingasse vom Belderberg aus zum Rhein hin. Das Viertel war ein Teil der historischen Stadt Bonn mit teils jahrhundertealten Häusern. Der Charakter hatte sich über die Jahrhunderte kaum verändert und war dort am besten zu erkennen. Die Rheingasse war einer der schönsten und malerischsten Teile von Bonn. Neben Geschäften für den täglichen Bedarf wie Lebensmittel, Back- und Konditoreien befanden sich hier zahlreiche Hotels und Pensionen, um den Gästen, die mit den Dampfschiffen ankamen, Übernachtungsmöglichkeiten bei hervorragender Verköstigung zu bieten. Als „das“ historische Haus der Rheingasse ist das Gebäude mit dem Gasthaus „Zum schwarzen Hörnchen“ von 1535 (Haus Nr. 24) zu nennen, das zu der Zeit dem Wirt Peter Berntgen gehörte. Selbst nach dem Krieg ließ er sich nicht unterkriegen und von dort vertreiben, richtete den Wirtssaal wieder her und erfreute sich großer Beliebtheit. Längst um ihn herum war schon alles meterhoch mit dem Schutt aus der Innenstadt aufgeschüttet. Erst beim Bau des Theaters zu Beginn der sechziger Jahre gab er auf und die Ruine wurde abgetragen. Dass er so lange durchgehalten hat, dankten ihm seine Stammgäste mit dem Ehrentitel „Eiserner Peter“. Haus Nr. 22 war das Gebäude des Möbelhändlers Theodor Merzbach, Haus Nr. 20 war die Gastwirtschaft von Karl Kamp, die von Kuno Rodepeter betrieben wurde, in Haus Nr. 18 betrieb Eberhard Rücker seine Bäckerei-Konditorei. In Haus Nr. 16 wartete Schuhmachermeister Joh. Welter auf seine geschätzten Kunden und in Haus Nr. 14 befand sich das Kolonialwaren-Geschäft von Wilhelm Schmitz als auch die Radio-Reparatur-Werkstatt mit Kundendienst von H. Schmitz. In Haus Nr. 12 befand sich das Friseurgeschäft von Hans Höfs. Auf der rechten Seite ist das Kolonialwaren-Geschäft von Karl Lütz unter der Haus Nr. 25 zu finden. In Haus Nr. 23 fertigt Wilhelm Kleimann täglich frische Backwaren und konditorische Köstlichkeiten. Kleimann ist heute Bonns älteste noch existierende Konditorei und seit der Gründung in der Rheingasse im Jahre 1895 durch Bäckermeister Heinrich Kleimann im Familienbesitz. Nach der vollständigen Zerstörung im Krieg wurde das Haus 1956 neu aufgebaut. Die Hausnummern haben sich nach dem Neuaufbau der Rheingasse geändert, so ist Kleimann heute unter der Nummer 16 – 18 zu finden. Haus Nr. 21 bis zur Zerstörung im Krieg ein reines Wohnhaus. Von der einst malerischen und romantischen Rheingasse ist leider heute nichts mehr erhalten. Das Foto ist im Jahr 1929 oder danach entstanden, da die Bäckerei Kleimann bereits durch den Sohn Wilhelm Kleimann übernommen worden war, wie an der Fassadenreklame zu sehen ist (Übernahmejahr 1929). Norbert Kreitel

Dieses Foto zeigt die Wesselstraße und den rechten Bereich der Martinstraße (heute Maximilianstraße). Links ist das Eckhaus Wesselstraße Nr. 1/Martinstraße mit der Autozubehör- und Fahrradhandlung von Josef Kentenich zu sehen. In Wesselstraße Nr. 3 befand sich die Geschäftsstelle der Kaufmännischen Krankenkasse Halle an der Saale, in Nr. 5 befand sich die Geschäftsstelle Bonn der Beamten-Spar- und Darlehenskasse Köln GmbH und in Nr. 7 das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps M 71. In Eckhaus Wesselstraße Nr. 2/Martinstraße bot Kürschnermeister Karl Blum in seinem „Spezial-Pelzhaus“ edle Pelzkleidung an. Haus Martinstraße Nr. 6 beheimatete die Musikpsychologische Versuchsstelle von Prof. Dr. Poppelreuter und Ingenieur A. Klausener, in Nr. 4 befand sich die Motorradhandlung A. Kraus und in Haus Nr. 2 das Friseurgeschäft von Hubert Patten sowie die Staatliche Lotterieeinnahme Schwarz. In Eckhaus Martinstraße/Kaiserplatz Nr. 22 fand man das Jagd- und Sportartikelgeschäft von Phillip Reeb. Die Oberleitungen der Straßenbahn nach Bad Godesberg als auch durch sie Südunterführung zur Poppelsdorfer Allee sind bereits wieder repariert, auch sind die Trümmerberge der Häuser in dem Bereich der Bahnhofstraße schon teilweise kleiner, die Reste der Fassaden sind also schon komplett verschwunden, man war also bereits mit dem Abtransport des Schutts beschäftigt. Das Foto muss also auch nach dem 15. Juli 1945 oder zumindest kurz davor entstanden sein, da zu diesem Zeitpunkt der Betrieb der Straßenbahn in Teilstücken wieder aufgenommen worden war. Ebenso ist der Schaden am Hauptturm der Münsterkirche bereits notdürftig repariert und abgedichtet worden. Norbert Kreitel

Dieses Foto wurde von der Bahnhofstraße aus aufgenommen und zeigt die Gangolfstraße sowie nach rechts die Ecke Gangolfstraße/Martinstraße. Zu sehen ist das markante, nur gering beschädigte Eckhaus Gangolfstraße 4 (heute Gangolfstraße 8 – 10), das ab 1934 den Puppenkönig beheimatete (Geschäftsaufgabe 2019), der zu damaliger Zeit neben Spielwaren auch Gartenmöbel im Verkaufsangebot hatte. Vorher befand sich in dem Haus im Erdgeschoss eine Niederlassung des Bekleidungsgeschäftes F. H. Zirkel und in der ersten Etage das „Gangolf-Café“ der Konditorei A. Wientepper. Nach dem Krieg wurde die markante Sprosseneinteilung der Schaufenster nicht wiederhergestellt. Rechts an der Ecke Gangolfstraße/Martinstraße (heute Maximilianstraße) ist das Gebäude der Gangolf-Lichtspiele zu sehen, wo man direkt in den zerstörten Kinosaal sehen kann. In dem Haus wohnten auch Angestellte des Kinos wie der Portier Peter Rieck und der Vorführer Peter Kaltenbach. Ebenfalls in dem Haus wohnte Willi Rebensburg, der nur wenige Meter weiter in der Gerhard-von-Are-Straße 2 sein Herren-Modehaus „Kronprinz“ betrieb. Links müsste noch die eine Hälfte des Hauses Nr. 9 sein, wo die Firma Wessendorf & Co ihre Holz- und Eisenwarenhandlung betrieb. Im Vordergrund wäre vor dem Kino das Haus Bahnhofstraße 16 zu sehen (dieses gehörte auch wie Nr. 14 und 12 dem General-Anzeiger). In diesem betrieb im Erdgeschoss Gottfried Storek sein Zigarrenhaus als auch Theo Hennes sein Uhrengeschäft. Im ersten Geschoss war die Puppenklinik von Mila Kuhoff. Zu sehen ist auch der Hauptturm des Bonner Münsters, welcher bereits an den Schadenstellen durch Bretter notdürftig repariert bzw. abgedichtet worden ist. Das Bild ist daher schätzungsweise allerfrühestens Mitte bis Ende Mai 1945 oder gar erst im Juni oder Juli aufgenommen worden. Norbert Kreitel

Das Foto ist dort aufgenommen worden, wo die Südunterführung von der Poppelsdorfer Allee vor dem Bahnhof das Straßenniveau erreicht. Rechts unten sieht man im Bild die Gleise der Straßenbahnlinie nach Bad Godesberg, die direkt neben der Unterführung verliefen. Die Ruine im Vordergrund ist das Hotel-Restaurant Wilhelm Vogt, Bahnhofstr. 10 (links daneben, nicht zu sehen, befanden sich die Ruinen des Gebäudes des General-Anzeigers, Bahnhofstr. 12, man sieht die leichte Rundung des Bordsteins, der eigentlich als Verbindung zwischen diesen Gebäuden in die Martinstraße führt, der Zugang ist jedoch durch Schutt und die aufgeschichteten Steine blockiert). Die Martinstraße (heute Maximilianstraße) befand sich hinter dem Hotel parallel zur Bahnhofstraße. Ganz links im Bild sieht man im Hintergrund Teile der Fassade von Haus Martinstraße 8. Hier befand sich die Medizinische Instrumentenhandlung von F. A. Eichbaum Nachfolger. Rechts von Haus Nr. 8 sieht man in der zweiten Etage die ausgebrannten Fenster-Halbrundbögen von Eckhaus Wesselstraße 1. Hier befand sich die Autozubehör- und Fahrradhandlung von Josef Kentenich. Rechts sieht man die Fassade von Eckhaus Martinstraße/Kaiserplatz 22, wo sich das Jagd- und Sportartikelgeschäft von Phillip Reeb befand. Wie man sieht, ist die Oberleitung der Straßenbahn nach Bad Godesberg bereits repariert worden (auf der gesamten Bahnhofstraße war diese nämlich durch die Bombenexplosionen heruntergerissen), die Gleise sind bereits gereinigt. Gesäubert sind auch das Trottoir und das Kopfsteinpflaster der Straße. Auf dem Kaiserplatz ist ein Baum zu sehen, der kein Laub trägt. Ebenso sind die Personen schon etwas dicker angezogen. Hieraus kann man nun wie folgt schließen: Die Straßenbahn nach Bad Godesberg hat am 15. Juli 1945 auf Teilstücken den Betrieb wiederaufgenommen, das Bild kann also nicht vor (oder höchstens maximal kurz vor) diesen Datum aufgenommen worden sein. Die fehlende Belaubung des Baumes ist wahrscheinlich nicht mehr auf die Bombardierung zurückzuführen. Auch die bereits dickere Kleidung in Form von Wollmänteln der Personen zeugt von fortgeschrittener Jahreszeit. Und letztlich ist bereits der Schutt des Hotels Vogt schon erheblich durch die Nässe vom Regen, welche Mörtel, Putz, Sand und Deckenfüllmaterial ausgewaschen und aufgeweicht hat, zusammengesackt und verdichtet. Das Bild dürfte daher mit großer Wahrscheinlichkeit um dem Oktober 1945 oder gar Anfang November 1945 aufgenommen worden sein. Norbert Kreitel

Dieses Foto ist aus dem Obergeschoss des zweigeschossigen, kleinen Pavillons des ehemaligen Königlichen Oberbergamtes am Rhein aufgenommen worden (heute Universität Bonn – Institut für Geschichtswissenschaft). Man sieht das charakteristische, schmiedeeiserne Geländer, das noch heute vor beiden Fenstern ist. Das gleiche Geländer vor dem rechten Fenster ist wohl wegen Baufälligkeit vor knapp zwei Jahren verschwunden. Das Foto muss kurz nach dem 8.Mai 1945 aufgenommen worden sein, da das verlassene Geschütz noch am Rheinufer steht. Die völlig verbrannten Baumreste vor dem Oberbergamt am Rheinufer sind jedoch scheinbar schon entfernt. Würde man weiter nach links schauen können, wären die Ruinen des Hotels „Rheineck“ sichtbar. Norbert Kreitel

Dieses Foto wurde wahrscheinlich von einer Veranda im Hinterhof von Haus Nr. 8 oder Nr. 10 der Koblenzer Straße (heute Adenauerallee) aus aufgenommen. Von dort sind rechts Reste eines Gewerbegebäudes zu erkennen, vermutlich handelt es sich um die Zigarettenfabrik von Sonntag & Co KG. Ebenfalls beheimatet war dort der Automarkt von Gasper & Krahwinkel. Alles überragend ist der schmale Kirchturm der Herz-Jesu-Kirche Ecke Lennéstraße/Hofgartenstraße (heute Ecke Lennéstraße/Ecke Fritz-Tillmann-Straße, auf dem Kirchen- und Klostergelände befindet heute das Arithmeum). Er war in der Stadt (außer dem Bonner Münster) der einzige Kirchturm, der oben in oktagonaler Form gebaut war. Ein Instandsetzen und Erhalten des Turmes hat man später offensichtlich nicht für erachtenswert gehalten. An der Ecke ist das Haus Maarflach Nr. 12 zu erkennen, das damals im Besitz der Tanzlehrerin Elise Jurgschat-Tomasini war und die im Erdgeschoss wohnte. Auch zu sehen ist die Ruine von Haus Nr. 17, der kleine Anbau Haus Nr. 17 a ist vermutlich unter dem Schutt davor. Ebenfalls sind die beiderseitigen Ruinen der Lennéstraße zu sehen. Von der Straße Maarflach ist nach der Bombardierung bis heute nur noch Haus Nr. 2 erhalten sowie das Eckhaus Maarflach/Am Hofgarten, das heute die Philosophische Fakultät beheimatet. Alle ursprünglichen Gebäude der Lennéstraße in diesem Bereich sind ebenfalls nicht mehr vorhanden und wurden nach Abtragung der Ruinen durch Nachkriegsbauten ersetzt, auf Maarflach 7 - 13 steht heute die Münsterschule. Norbert Kreitel

Dieses Foto wurde vom Ende der Franziskanerstraße in Richtung des damaligen „Horst-Wessel-Platz“ mit dem 1913 errichteten Studentenbrunnen aufgenommen. Rechts vom Studentenbrunnen sind die zwei zerstörten Wohn- und Geschäftshäuser Nr. 2 und 4 zu sehen, die gepflasterte Straße vor den Häusern ist durch die Trümmer völlig zugeschüttet. In Nr. 2 befand sich das Friseur- und Parfümeriegeschäft von Hugo Heringhaus, in Nr. 4 befand sich im Erdgeschoss das Blumengeschäft von E. Tigges, im ersten Geschoss die „Pelz-Etage“ von W. Adrian, in der dritten Etage war die akademische Buchhandlung von K. Limbach beheimatet. Zu sehen sind der Nordost- und Südostturm der Universität mit den zerstörten Verbindungsflügeln. Links befand sich im Universitätsflügel unter der Haus-Nr. 1 das Germanistische Seminar sowie die Niederländische Abteilung, in Nr. 3 das Universitäts-Kuratorium. Über dem zerstörten Verbindungsflügel ist der Turm der Münsterkirche zu sehen. Ebenfalls deutlich zu erkennen sind die Gleise der Straßenbahnlinie 3. Stark zu sehen ist das Gleis, das vom Koblenzer Tor Richtung Marktplatz führt, etwas schwächer erkennbar ist das Gleis, das vom Marktplatz kommend zum Stockentor Richtung Gronau führt. Der Studentenbrunnen steht heute nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle, sondern wurde nach dem Krieg abgebaut und eingelagert und nach Ende der Restaurierung 1985 weiter nach hinten zur Universität versetzt, der platzartige Charakter des Areals ist ebenfalls dadurch verschwunden, auch weil die Grundstücke mit den neuen Häusern nach dem Krieg weiter zur Universität hingezogen wurden wie auf der aktuellen Ansicht zu erkennen ist. Der Brunnen stand früher ungefähr dort, wo heute der Baum steht. Heute heißt dieser Bereich „An der Schlosskirche“. Norbert Kreitel

Vor dem Haupteingang von der Universität der Straße „Am Hof“ Richtung Fürstenstraße ist dieses Foto aufgenommen worden und zeigt auch die in diesem Areal enormen Zerstörungen. Der Bereich vor dem Haupteingang war durch die geschwungenen Fassaden der Häuser zu einem kleinen Platz gestaltet worden und bot sozusagen eine Art Tor zur Universität von der Fürstenstraße aus. Der Flügel der Universität mit dem Haupteingang war zwar stark beschädigt, aber bei weitem nicht so zerstört und nicht ausgebrannt, wie der Rest des ganzen Schlosskomplexes. Im Haus Nr. 26 a befand sich im Erdgeschoss das Damen-Friseurgeschäft Mäurer-Süttenich sowie das Korsettgeschäft „Kalafiris“ von E. Schulte-Uechting, in der ersten Etage die Damen- und Herrenschneiderei von Karl Reuß. In Haus Nr. 26 befand sich das Stickereiwaren-Geschäft von Theodor Bohnen, die Fassadenreklame über den Schaufenstern ist sogar noch schwach zu lesen. In ihrem Geschäft in Haus Nr. 24 bot die Frau von Oskar Stetter Damenhüte an. Haus Nr. 22 beheimatete das Fotoatelier von Dorothea Bleibtreu sowie die Buchbinderei von H. Zieher. In Haus Nr. 20 war das Zigarrengeschäft von Heinrich Rosen. Die Bischofsgasse ging von der Ecke „Markt“ aus, ging man dann nach links, kam man direkt zum Horst-Wessel-Platz (heute „An der Schlosskirche“). Heute befindet sich statt der Häuser der Bischofsplatz als Verbindungsstraße der Rathausgasse zur Straße „Am Hof“, die Ruinen der Häuser wurden abgetragen und deshalb nicht wieder aufgebaut, um diese gerade und breite Verbindung zu ermöglichen, daher wurde die Bebauung der Stockenstraße hin zur Universität etwas verlängert. Norbert Kreitel

Dieses Foto wurde vom Liebfrauenweg (heute Regina-Pacis-Weg) aufgenommen, der an der gesamten Universität entlangführt. Es zeigt den zerstörten Flügel der Universität, der vom Koblenzer Tor bis fast zum Alten Zoll bzw. Lenné-Haus reicht. Die Eingänge zu den einzelnen Teilen des Flügels waren hausnummernmäßig der Konvitktstraße zugeordnet. In dem Flügelteil mit der Nr. 9 (vom Koblenzer Tor ausgehend) befand sich die Bibliothek, in Nr. 7 befand sich das Psychologische Seminar und Institut für experimentelle Psychologie und das Institut für Leibesübungen. Der Flügelteil enthielt im Dachgeschoss auch eine Wohnung für den Heizer des Gebäudes. Eine Haus-Nr. 5 gab es nicht. Der Ruinenteil, der im Stil des Schlosses später angebaut wurde und fast bis zum Lenné-Haus reichte, war als Nr. 3 der Große Hörsaal (Auditorium Maximum, nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut, heute Freifläche und Verbindungsweg zur Konviktstraße). Heute befindet sich beispielsweise im linken Teil des Flüges bis in Teilen der Räume über dem Koblenzer Tor das Ägyptische Museum unter der Adresse Regina-Pacis-Weg 7. Das Foto ist sicherlich auch im Mai oder Juni 1945 aufgenommen worden, da bereits leichtes Unkraut hier und da auf Teilen des Schutts sprießt, nachdem der schwerste Angriff am 18. Oktober 1944 bereits über ein halbes Jahr zurückliegt und die Schwärzung der ausgebrannten Ruinen durch wiederholten Regen etwas abgewaschen ist. Norbert Kreitel

Von der Langgasse aus quer über die Kölnstraße Richtung Stiftskirche (damals Pfarrkirche Dietkirchen) wurde dieses Foto aufgenommen. Es zeigt die enormen Zerstörungen in diesem Bereich. Links neben der Kirche sieht man die Reste des Gebäudes Kölnstraße 29, wo die Cornelius Stüssgen AG ein Lebensmittelgeschäft betrieb. Der Trümmerberg links müsste das Eckhaus Kölnstraße 18 mit der Obst- und Südfrüchte-Großhandlung der Geschwister Tümmeler sein als auch das Haus Langgasse Nr. 16 sein. In dem Bereich der Kölnstraße und Langgasse war die Bebauung sehr verschachtelt, es befanden sich teilweise auch Lager in den Gebäuden. Die noch stehende, große Wand könnte von Kölnstraße Haus Nr. 20 des Elektro-Geschäfts von H. Seul sein. Die Ruine rechts im Bild müsste Stiftsplatz Haus Nr. 4 sein. Das Foto ist vermutlich auch ziemlich nahe nach Kriegsende im Mai 1945 aufgenommen worden, da die Dachschäden der Stiftskirche noch nicht provisorisch repariert worden sind. Norbert Kreitel

An der Ecke Baumschuallee/Poppelsdorfer Allee ist dieses Foto aufgenommen worden. Es zeigt den Zerstörungszustand der Häuser Poppelsdorfer Allee Nr. 36 bis 40 als auch den des Eckhauses (Zwischenkriegsbau) Baumschulallee Nr. 2. In Nr. 36 befand sich im Erdgeschoss das Preußische Gewerbeaufsichtsamt, in Nr. 38 wohnten nur Privatleute, und in Nr. 40 befand sich die Praxis des Spezialarztes Dr. med. Wilhelm Hersing. Auch zu sehen ist links neben Baumschulallee Nr. 2 das Haus Nr. 4 (ebenfalls ein Zwischenkriegsbau) mit seinem rundgeformten Fassadenteil, als auch das wuchtig, etwas klotzig wirkende Haus Nr. 6, das vermutlich in den zwanziger Jahren entstanden ist. Auf dem Foto zu sehen ist ebenfalls der große Teich auf der Poppelsdorfer Allee, welcher die gesamte Breite und von der Länge her praktisch die Hälfte der Allee von Baumschulallee bis Quantiusstraße einnahm. Wann und zu welchem Zweck dieser Teich erstellt wurde, ist mir nicht bekannt. Auf alten Fotos oder Postkarten ist er nicht zu sehen, auch auf der Stadtkarte von 1934 ist er nicht eingezeichnet. Es stellt sich daher die Frage, was der Zweck dieses recht lieblos gestalteten Wasserbeckens war, das so gar nicht auf die Poppelsdorfer Allee passte und wie ein Fremdkörper wirkte. War es einfach „nur“ ein Teich, der Spaziergänger zum Verweilen einladen sollte oder war es eine Art Löschwasserbecken für Notfälle oder dergleichen? Die Anlage muss entweder Ende der 1930er Jahre oder während des Krieges erfolgt sein. Auch auf Luftbildern ist sie deutlich zu erkennen. Das Foto ist vermutlich auch kurz nach Kriegsende im Mai 1945 entstanden, da noch keine Aufräumarbeiten stattgefunden haben. Norbert Kreitel

Von der Ruine Haus Markt Nr. 1 an der Ecke zur Bischofsgasse aus (heute Bischofsplatz, hier befand sich bis vor Jahren Möbel Haus, heute ein Reisebüro) ist dieses Foto diagonal über den Marktplatz hin zum Eingang der Brüder- und Wenzelgasse aufgenommen worden. Es zeigt vor allem das imposante Hotel „Zum goldenen Stern“ (Haus Nr. 8), welches zwar erhebliche Schäden aufwies, aber nicht komplett zerstört war. Nach dem Krieg baute man es wieder auf, entfernte jedoch einige Stuckelemente (obwohl diese nicht beschädigt waren), was die Harmonie der Fassade leider bis heute beeinträchtigt. Auch wurden das vierte Geschoss sowie das fünfte (Dachgeschoss) nicht wiederaufgebaut. Das heutige Dachgeschoss ist eigentlich das ursprüngliche vierte Geschoss, und die beiden Balkone waren früher die Erker, die den Galeriegang verbanden. Das Hotel wirkt heute dadurch sehr gedrungen. Meine Vermutung ist auch, dass es früher hinter vorgehaltener Hand manchem Stadtoberen ein Ärgernis war, dass das Hotel den Marktplatz mit seiner imposanten Größe und den beiden Türmchen dominierte (das Rathaus wirkte dagegen klein und untergeordnet) und man vielleicht nach dem Krieg beim Wiederaufbau keine Genehmigung mehr zur Wiederherstellung der oberen beiden Geschosse gegeben hat. Es findet sich nämlich im Buch „Bonn – ehemals, gestern und heute“ (Höroldt, Dietrich – Steinkopf-Verlag 1983) folgender Hinweis zum Rathaus-Wiederaufbau: „Dabei wurde das Dach so weit erhöht, dass es vom Sternhotel, das in verminderter Größe wiederaufgebaut wurde, nicht mehr überragt wird. Damit wird zwar der Akzent vom Hotel zum Rathaus zurückverschoben, andererseits aber die Harmonie der Rathausfassade beeinträchtigt.“ Das neue Dach des Rathauses ist damit viel zu wuchtig, zumal auch auf die früher noch vorhandenen kleinen Dachfenster verzichtet wurde. Neben dem Sternhotel befand sich rechts unter Haus Nr. 6 die „Rathaus-Apotheke“. Links vom Sternhotel unter Haus Nr. 10 war die allseits bekannte Geflügelhandlung von Heinrich Mundorf. Haus Nr. 12 beherbergte das Bonner Traditionslokal und –hotel „Ewige Lampe“. In seinem Geschäft in Haus Nr. 14 bot Edmund Thomé Uhren und Goldwaren an und Haus Nr. 16 war das Damenhutgeschäft Linden. Im Eckhaus Wenzelgasse Nr. 1 befand sich das große Konfektionsgeschäft mit Maßschneiderei von Heinrich Töpfer. Beim Wiederaufbau hat man am Markt meiner Meinung nach später wenig Feingefühl für historische Substanz gehabt, denn so wären zumindest die Fassaden der Häuser 12 bis 16 erhaltenswert gewesen, ebenso wie etliche Fassaden auf der anderen Seite. Wie auf dem Foto zu sehen ist, wurden bereits zwei Lampen quer über den Markt aufgehängt, um diesen zumindest wieder notdürftig zu beleuchten. Die Oberleitung der Straßenbahn, die dort von ca. August 1945 bis 1949 wieder fuhr, ist noch nicht neu erstellt. Im Konfektionshaus von Töpfer sieht man bereits im Erdgeschoss wiederhergestellte Schaufenster, als auch reparierte Fenster in den oberen Geschossen, man hatte also den Geschäftsbetrieb wohl schon wieder aufgenommen oder war zumindest kurz davor. Auch wirkt der Marktplatz insgesamt schon aufgeräumt, die Schuttberge sind zusammengeschoben worden, das Pflaster gereinigt. Das Foto lässt sich somit in die Zeit von Mitte Juni bis Mitte Juli 1945 einordnen. Norbert Kreitel

Dieses Foto ist in der Konviktstraße Richtung Beueler Rheinufer aufgenommen worden. Schön zu sehen ist der Turm der Sankt-Josefs-Kirche in Beuel. Links auf dem Foto ist das stark beschädigte und teilweise ausgebrannte Königliche Oberbergamt zu sehen. Rechts sieht man das ausgebrannte und im Inneren zum großen Teil eingestürzte Lenné-Haus. Das Lenné-Haus hatte früher die Hausnummer 1, die Nummern wurden nach dem Krieg neu geordnet, so trägt es heute die Nr. 4. Bis zur Zerstörung wohnte im Erdgeschoss des Lenné-Hauses der Magazinverwalter, im Obergeschoss befand sich das Phonetische Institut. Das Oberbergamt wurde als einziges Haus der ehemaligen Rheinbebauung 1950 wiederaufgebaut, wenn auch in einfacherer Form. Man verzichtete auf den Balkon als auch auf viele verlorengegangene Ornamente der Fassade oder entfernte diese und setzte ein einfaches Walmdach auf. Norbert Kreitel
