Pips: Von zähen Flüssigkeiten

Nun beginnt wieder die Erkältungszeit. Allerdings: Im Rheinland bekommt man prinzipiell keinen Schnupfen. Das liegt jedoch nicht an der besonderen Widerstandsfähigkeit der Menschen in der Region, sondern an der Alltagssprache; im Rheinland hat man nämlich den Pips.

Und den kriegt man nicht, wie den Schnupfen, sondern den holt man sich: "Zieh dir wat Dickeres an, sons holsde dir den Pips!" ist ein oft gehörter wohlmeinender Rat."

Nun ist der Pips zwar auch nicht angenehmer als der Schnupfen, er hat aber immerhin eine weitaus interessantere Wortgeschichte. Denn anders als zu vermuten, ist das lustige Wort keine Lautmalerei, sondern es hat seinen Ursprung tatsächlich im Lateinischen. Dort war "pituita" die Bezeichnung für eine zähe Flüssigkeit oder Verschleimung.

Daraus ist unter Einfluss von "pipare" (piepen, schnaufen) im Mittelalter "pipita" geworden, womit eine bestimmte schnupfenähnliche Entzündung beim Federvieh gemeint war. Im Althochdeutschen wurde daraus "phiphiz" und "phiffiz", das ursprünglich, wie der Pips heute in der ländlichen Bevölkerung immer noch, ausschließlich die Erkrankung der Hühner meinte, bis die Bedeutung auch auf den Schnupfen des Menschen übertragen wurde.

Wie die Wortgeschichte vermuten lässt, findet man parallele Entwicklungen auch in anderen Sprachen, im Spanischen heißt der Pips "pepita" und im Französischen "pepie". Im Rheinland benutzt man also in der Alltagssprache das viel ältere und weit verbreitetere Wort für den viel jüngeren Schnupfen.

So hört sich Pips gesprochen an; von Tanja Schneider, GA-Redakteurin, aufgewachsen in Ippendorf: Pips

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