Abwehrschlacht, Abstiegskampf und Achterbahn Das Jahr 2021 des 1. FC Köln in Bildern - Teil I
2. Januar 2021: Nach dem Aufschwung zum Ende des Jahres 2020 mit acht Punkten aus fünf Spielen (unter anderem Erfolge gegen Mainz und Dortmund) steht der FC im Januar vor den selbst erklärten Wochen der Wahrheit. Sechs Spiele, sechs Mal gegen Mannschaften auf Augenhöhe. Den Auftakt macht Augsburg und führt dem FC mit einem 1:0-Erfolg die Wahrheit vor Augen.
In den Planungen von Trainer Markus Gisdol spielt Anthony Modeste damals schon so gut wie keine Rolle mehr. Trotz anhaltender Sturmflaute.
9. Januar 2021: Auch eine Woche später gelingt den Kölnern nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Das Gegenteil ist der Fall: Das 0:5 in Freiburg wird als Offenbarungseid deklariert. Es bleibt die höchste Niederlage der Saison. FC-Sportdirektor Horst Heldt nimmt die Spieler in die Pflicht, die Geißböcke rutschen auf den Relegationsplatz ab.
25. Januar 2021: Der FC legt noch einmal auf dem Transfermarkt nach. Mit Emmanuel Dennis und Max Meyer werden zwei namhafte Spieler verpflichtet, die zuletzt aber nicht durch überragende Leistungen auffielen. In Köln verhält es sich nicht anders. Beide Verpflichtungen entpuppen sich als Fehler.
31. Januar 2021: Sieben Punkte holt der FC aus den „Wochen der Wahrheit“, darunter ein 2:1-Erfolg auf Schalke und der 3:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld. Auf Schalke erzielt Jan Thielmann die Entscheidung in der letzten Minute, gegen die Ostwestfalen trifft Marius Wolf doppelt. Köln verbessert sich auf den 14. Platz und Markus Gisdol kann wieder durchatmen.
Kurz vor Transferschluss verlässt Anthony Modeste den FC. Der Angreifer wechselt auf Leihbasis zum französischen Erstligisten AS Saint-Étienne. „Tony hat keine einfache Zeit hinter sich. Als sich kurzfristig die Möglichkeit für einen Wechsel ergab, haben wir offen gesprochen“, sagte damals Horst Heldt.
3. Februar 2021: Innerhalb weniger Tage hat der FC noch einen weiteren Abgang zu vermelden. Die Tinte unter dem Vertrag dürfte so gerade trocken gewesen sein, da wurde die Zusammenarbeit der Geißböcke mit ihrem neuen Mediendirektor Fritz Esser schon wieder beendet. Der gebürtige Kölner hatte sich in Tweets kritisch über die aktive Fan-Szene des FC („Schwachmaten“, „Chaoten“) geäußert. Als stellvertretender Leiter Politik und Wirtschaft der Bild-Zeitung hatte er sich zudem in Kommentaren für erzkonservative Werte stark gemacht.Die Club-Führung räumte Fehler beim Auswahlprozess ein.
Auch sportlich will es an diesem Tag nicht rundlaufen. Trotz einer 2:0-Führung muss sich der FC im Achtelfinale des DFB-Pokals Jahn Regensburg geschlagen geben. Der Jahn gewinnt im Elfmeterschießen, Köln scheidet erneut aus, verpasst das erste Viertelfinale seit 2010 und eine Prämie von mehr als einer Million Euro. Immerhin erzielt Dennis ein Tor für den FC - das einzige im Geißbock-Trikot.
6. Februar 2021: Der Frust ist bei den Fans aber schnell verflogen. Denn die Geißböcke gewinnen das Derby gegen Borussia Mönchengladbach 2:1. Zum Helden avanciert Elvis Rexhbecaj, der beide Kölner Tore erzielt und dafür nach 95 langen Minuten an der Eckfahne mit seinen Teamkameraden den Derbysieg feiert. Der FC verschafft sich damit Luft im Abstiegskampf.
Für Gesprächsstoff sorgt der Bonner Dominick Drexler, der die eigenen Fans in einem Video als „Spacken“ bezeichnet. Das Video geht viral. Die wütenden Reaktionen der Fans lassen nicht lange auf sich warten. Auch FC-Idol Lukas Podolski macht seinem Ärger Luft: „Wer seine eigenen Fans Spacken nennt, hat diese Trikot nicht verdient.“
27. Februar 2021: Der sportliche Aufwind flaut jedoch rasch wieder ab. Der FC verliert die weiteren drei Spiele im Februar (Frankfurt und Stuttgart). Trotz einer ordentlichen Leistung auch 1:5 gegen Bayern München. Köln befindet sich wieder im Abstiegskampf, hat aber noch einen Puffer von drei Zählern.
7. März 2021: Der März beginnt für die Kölner mit einem Punktgewinn gegen Bremen. Der FC zeigt sich verbessert, doch die Kritik an Gisdols Spielsystem wächst. Das Motto scheint eher „Spiel zerstören“ und nicht „Spiel gewinnen“ - auch gegen Teams auf Augenhöhe. Immerhin feiert mit Jonas Hector der Kapitän sein Comeback. Dazu noch ein Gutes. Denn Hector nutzte einen Patzer von Jiri Pavlenka zum 1:1-Ausgleich.
13. März 2021: Nachdem der FC 1:2 gegen Union Berlin im eigenen Stadion verliert, wächst der Druck auf Gisdol wieder. Kein Wunder, der Vorsprung auf den Abstiegsplatz beträgt nur noch einen Zähler. Sportdirektor Horst Heldt spricht seinem Freund Gisdol aber das Vertrauen aus.
20. März 2021: Der FC beweist, dass er unter Druck die besten Spiele abliefert. Gegen den BVB deutet viel auf eine Sensation hin, auf wichtige Zähler im Abstiegsrennen. Köln führt die Begegnung lange 2:1 an, in der letzten Minute gleicht Erling Haaland für Dortmund aus. Immerhin ein Achtungserfolg. Nur die Konkurrenz will nicht mitspielen, der FC rutscht auf den Relegationsplatz ab.
3. April 2021: Trotz der Länderspielpause bleibt Markus Gisdol im Amt. Gegen den VfL Wolfsburg soll die Wende her. Auch, weil mit Sebastian Andersson und Florian Kainz zwei Langzeitverletzte in den Kader zurückkehren. Doch Josip Brekalo schießt das einzige Tor der Partie. Wolfsburg gewinnt, der FC belegt nur noch aufgrund der Tordifferenz keinen direkten Abstiegsplatz. Heldt spricht Gisdol einmal mehr das Vertrauen aus.
Der Druck auf den Trainer steigt dennoch. Das Spiel gegen Mainz dürfte über Gisdols Schicksal beim FC entscheiden.
Und erstmals geistert auch der Name Steffen Baumgart am Geißbockheim herum. Baumgart erklärt, dass er den SC Paderborn verlassen wird. Es soll schon Kontakt zum FC gegeben haben.
11. April 2021: Der FC dominiert den FSV Mainz lange Zeit, muss sich am Ende aber doch noch 2:3 geschlagen geben. Nach der bitteren Pleite herrscht Ernüchterung in Köln. Denn die Konkurrenz punktet. Der FC belegt einen Abstiegsrang und hat drei Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz.
Für Markus Gisdol endet damit das Kapitel 1. FC Köln. Die Verantwortlichen ziehen die Reißleine, der Trainer muss gehen.
Noch in der Nacht wird der Nachfolger offiziell bekannt gegeben: Friedhelm Funkel übernimmt den FC. „In der Zusammenarbeit mit den Jungs gilt es ab sofort, mit dem gleichen Einsatz die notwendigen Punkte zu holen, um in der Liga zu bleiben. Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen können“, sagt Funkel.
17. April 2021: Doch der Motivationsschub scheint schon zu verpuffen bevor er überhaupt greifen konnte. Das erste Spiel unter Funkel geht daneben. 0:3 unterliegt der FC im rheinischen Derby Leverkusen. Das rettende Ufer ist mittlerweile vier Punkte, der Relegationsplatz drei Zähler entfernt.
Für Gesprächsstoff sorgt aber der Trainer mit einer unüberlegten „Nicht-Äußerung“. „Bayer Leverkusen hat natürlich eine enorme Schnelligkeit durch ihre...“, sagt Funkel in einem Interview und sucht offensichtlich nach Worten. „Den einen oder anderen Ausdruck darf man ja jetzt nicht mehr sagen – Spieler, die so schnell sind“, fährt der Trainer schließlich fort. Funkel wurde Rassismus unterstellt. Der Trainer entschuldigt sich später.
20. April 2021: Das 0:3 gegen Leverkusen ist dagegen schnell vergessen. Denn schon gegen Leipzig gelingt dem FC eine Überraschung. Auch, weil Funkel Jonas Hector eine offensivere Rolle spielen lässt. Der Kapitän erzielt beim 2:1-Erfolg über den Tabellenzweiten beide Treffer und bescherrt dem FC neue Klassenerhaltshoffnungen. Köln belegt punktgleich mit Hertha BSC (16.) den 17. Tabellenplatz.
23. April 2021: Und Köln legt direkt noch einmal nach. Wenn auch glücklich. Trotz 3:0-Führung zittern sich die Geißböcke zum 3:2-Erfolg über den FC Augsburg. Gleich zwei Mal ist Ondrej Duda erfolgreich. Sein Volleyschuss wird später zum Tor des Monats gewählt. Der FC übernimmt den Relegationsplatz und hat die Rettung eigentlich wieder in den eigenen Händen.
26. April 2021: Etwas überraschend geben die Geißböcke bereits die erste Personalie des kommenden Sommers bekannt. Dejan Ljubicic soll den FC verstärken - unabhängig der Ligazugehörigkeit.
Ljubicic ist nicht der einzige Österreicher, über den in Köln gesprochen wird. Da Friedhelm Funkel den FC „nur“ retten soll und den Verein nach der Saison wieder verlassen wird, wird heftig über sein Nachfolger spekuliert. Immer wieder fällt der Name Peter Stöger. Es gibt sogar konkrete Gespräche. Man kann sich jedoch nicht einigen.
9. Mai 2021: Sportlich erlebt der FC aber einen bitteren Dämpfer. 1:4 unterliegen die Geißböcke dem SC Freiburg. Vor allem der schwache erste Durchgang kostet Köln wichtige Punkte. Der FC rutscht wieder auf Rang 17 ab.
11. Mai 2021: Nur zwei Tage nach der Niederlage stellt der FC mitten im Abstiegskampf wichtige Weichen für die kommende Saison: Steffen Baumgart wird als neuer Trainer offiziell bestätigt. „Es freut uns sehr, dass sich Steffen Baumgart für den 1. FC Köln entschieden hat. Er hat in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit in Paderborn geleistet. Er hat bewiesen, dass er Spieler, egal welchen Alters, weiterentwickeln und besser machen kann“, sagt der damalige FC-Sportdirektor Horst Heldt. „Damit ist er der richtige Mann für den Weg, den wir in den nächsten Jahren gehen müssen. Dazu ist er ein emotionaler Leader, der sehr gut zum FC passt.“
15. Mai 2021: Die Ausgangslage ist an diesem 33. Spieltag für den FC bescheiden. Zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz. Ein Sieg gegen Hertha wäre extrem wichtig. Doch der FC spielt viel zu ängstlich, kommt nicht über ein 0:0 hinaus, wahrt aber noch eine minimale Chance. Köln belegt Rang 17, einen Punkt hinter Bremen, zwei hinter Bielefeld. Am letzten Spieltag fällt die Entscheidung.
22. Mai 2021: Sebastiaan Bornauw heißt der Held des Spiels. Zwar gewinnt Bielefeld überraschend in Stuttgart, Bremen verliert aber gegen Bremen. Ein Sieg gegen Schalke und der FC rettet sich in die Relegation. Doch der Treffer will einfach nicht fallen. Bis zur 86. Minute. Dann ist Bornauw mit dem Kopf zur Stelle: Relegation!
26. Mai 2021: Durch die Relegation hat der FC den Klassenerhalt wieder in den eigenen Händen. Doch der Dämpfer folgt im Heimspiel. 0:1 verlieren die Geißböcke das Hinspiel. Die Chancen schwinden wieder.
29. Mai 2021: Doch der Frust ist schnell vergessen. Das Rückspiel gewinnt Köln 5:1 und bleibt erstklassig. Ein Abstieg wäre finanziell kaum stemmbar gewesen.
30. Mai 2021: Am Tag nach den Klassenerhalt muss Horst Heldt den FC verlassen. Der Sportdirektor wird von seinem Amt enthoben. „Wir sind Horst Heldt sehr dankbar, dass er den Posten beim 1. FC Köln unter schwierigen Rahmenbedingungen übernommen und alles für den FC gegeben hat. Wir wissen, wie sehr er unseren Verein im Herzen trägt – entsprechend ist uns der Schritt nicht leichtgefallen“, sagt FC-Präsident Werner Wolf.
18. Juni 2021: Mark Uth kehrt zurück an den Rhein. Der gebürtige Kölner wechselt ablösefrei zum FC. Später werden auch die Verpflichtungen von Marvin Schwäbe und Timo Hübers bekannt gegeben.