Rückblick Die FC-Bilder einer durchwachsenen Saison
Zur Vorbereitung zieht es den FC im August 2020 wieder nach Donaueschingen ins Trainingslager. Mit dabei ist auch eine Neuverpflichtung. Mit Ron-Robert Zieler steht ein Weltmeister im Kölner Team. Neben Florian Kainz und Anthony Modeste fehlt auch ein Simon Terrode. Nicht ohne Grund. Der Torjäger wird bald nach Hamburg wechseln.
Die Vorbereitung läuft gut, einzig will sich auf dem Transfermarkt noch nicht sonderlich viel bewegen. Der FC gewinnt fünf seiner sechs Testspiele. Demnach optimistisch startet Köln in die neue Spielzeit.
Zum Auftakt des DFB-Pokals sind erstmals wieder Zuschauer zugelassen. 300 Dauerkartenbesitzer sehen den ungefährdeten 6:0-Erfolg über den Regionalligisten VSG Altglienicke.
Zu den Zuschauern gehört überraschend auch Kölns bisherige Lebensversicherung Jhon Cordoba. Bei dem Stürmer deutet sich ein Blitztransfer an. Cordoba wechselt für 15 Millionen zur Hertha.
Der FC startet ohne Zuschauer, ohne Punkte, dafür aber mit zwei Neuzugängen in die Bundesliga-Saison gegen Hoffenheim. In der Woche zuvor wurden Ondrej Duda und Sebastian Andersson verpflichtet. Andersson fügt sich perfekt ein und trifft im ersten Spiel. Allerdings währt die Freude nicht lange. Im Training zieht sich Andersson eine Knieverletzung zu, unter der er aber auch der FC lange leiden werden.
Köln verpflichtet zwei weitere Spieler. Dimitrios Limnios und Tolu Arokodare sollen die Offensive stärken. Beide Spieler stellen sich als Fehlgriff heraus.
Nach einem pikanten Mailverkehr im Mai muss Stefan Müller-Römer seinen Posten als Mitgliedrats-Vorsitzender räumen.
Bereits am zweiten Spieltag gibt es den nächsten Rückschlag. Gegen Arminia Bielefeld kassieren die Geißböcke eine verdiente 0:1-Niederlage. Schon früh wird klar, der FC wird es in dieser Spielzeit schwer haben. In die Kritik gerät Timo Horn, der gegen den Aufsteiger massiv patzt.
Mit der Verpflichtung von Marius Wolf schließen die Geißböcke den Transfersommer ab. Bei seinem Debüt gegen Gladbach kann aber auch er die Niederlage nicht verhindern. Das dritte Spiel, die dritte Pleite.
Mit den Unentschieden gegen Frankfurt und Stuttgart gibt es für den FC die ersten Punkte. Dann folgen die Bayern: Der FC schnuppert im Heimspiel an einer Überraschung. Am Ende folgt aber die 1:2-Niederlage und das sechste sieglose Spiel in Serie.
Nach weiteren schwachen Auftritten gegen Bremen und Union Berlin gerät Markus Gisdol zum ersten Mal in dieser Spielzeit mächtig unter Druck. Gisdol spiele zu defensiv, gerade gegen Mannschaften auf Augenhöhe, heißt es.
Doch gerade mit dieser Taktik gelingt dem FC gegen Broussia Dortmund der Befreiungsschlag. Köln gewinnt gegen den Titelkandidaten 2:1. Zweifacher Torschütze: Ellyes Skhiri.
Der FC legt eine kleine Serie hin. Gegen Wolfsburg fahren die Kölner ein Unentschieden ein, gegen Mainz weitere drei Punkte. Gisdol scheint gerettet, der FC auf einem guten Weg.
Die Ernüchterung folgt gegen Leverkusen. Köln wird von der Laufwucht des Lokalrivalen kalt erwischt. Der FC unterliegt 0:4 und ist damit noch gut bedient. Die „Mini-Erfolgsserie“ reißt.
Mit einem Punkt gegen Leipzig und einem knappen 1:0-Erfolg über Osnabrück im Pokal schließt der FC das Jahr 2020 noch halbwegs versöhnlich ab. Ein Hoffnungsschimmer: Anthony Modeste erzielt den Treffer gegen den VfL.
Es folgen sechs Spiele im Januar, die bereits als „Endspiele“ bezeichnet werden. Sechs Duelle gegen die direkte Konkurrenz. Vor allem die desolate Leistung beim 0:5 gegen Freiburg bleibt hängen. Köln holt vier Punkte aus fünf der sechs Endspiele. Wieder ist Gisdol angezählt.
Der FC bessert auf dem Transfermarkt nach, verpflichtet Max Meyer und Emmanuel Dennis. Nominell Verstärkungen, allerdings nicht auf dem Posten, der dringend benötigt wird.
Köln gewinnt gegen Bielefeld 3:1 und verschafft sich ein wenig Luft im Keller. Ein wenig, aber immerhin.
Anthony Modeste und Markus Gisdol scheinen nicht mehr zusammen zu finden. Der einstige Goalgetter verlässt den FC auf Leihbasis Richtung Frankreich.
Nur rund 48 Stunden nach seiner Einstellung als neuer Mediendirektor hat sich der 1. FC Köln wieder von Fritz Esser getrennt. Vorausgegangen waren heftige Proteste wegen Essers früheren Äußerungen zu FC-Fans und der AfD.
Die Freude über den Bielefeld-Erfolg währt nicht lange. Im Pokal scheitert der FC an Zweitligist Jahn Regensburg, trotz 2:0-Führung. Gisdols Stuhl wackelt wieder.
Doch Köln hat einen King. King Elvis. Der heißt eigentlich Rexhbecaj und trifft im Derby gleich doppelt. Köln bezwingt Gladbach 2:1, verschafft sich einen moralischen Schub und Markus Gisdol ein paar weitere Wochen auf dem Trainerstuhl.
Dominick Drexler sorgt für einen weiteren Eklat neben dem Platz. Der Bonner hatte bei der Abfahrt vom Geißbockheim am Freitagabend in Richtung Mönchengladbach in einem Video aus dem FC-Bus zu der Aktion der Ultras gesagt: „Diese Spacken“. Für dieses Zitat wurde er von den FC-Verantwortlichen und den Fans kritisiert.
Auf das moralische Hoch folgt das nächste sportliche Tief. Es folgen Niederlagen gegen Frankfurt, Stuttgart und die Bayern, ein Pünktchen gegen Bremen und eine weitere Pleite gegen Union Berlin. Trotzdem befindet sich der Verein noch über dem Strich. Noch. Gisdol erhält ein Ultimatum, ausgerechnet vor dem Spiel gegen Dortmund.
Köln macht ein gutes Spiel, kassiert in letzter Minute noch den Ausgleich, gewinnt also wieder nicht und rutscht auf den Relegationsplatz ab. Gisdol bleibt!
Auch nach der Niederlage gegen Wolfsburg hält der FC an seinem Trainer fest. Es folgt ein unglückliches 2:3 gegen den direkten Konkurrenten aus Mainz.
Es ist Gisdols letztes Spiel als Trainer des FC.
Mit Friedhelm Funkel präsentiert Köln einen Nachfolger für die verbleibenden sechs (dann acht) Saisonspiele. Zwar kassiert der Trainer zunächst eine unglückliche Niederlage gegen Leverkusen, doch Funkel bringt die Wende.
Jonas Hector entdeckt ungeahnte Stürmerqualitäten gegen Leipzig und wird zum Matchwinner.
Ondrej Duda erzielt gegen den FC Augsburg das Tor des Monats. Köln gewinnt zwei Spiele in Serie und macht sich plötzlich wieder Hoffnungen auf den Klassenerhalt.
Doch die Konkurrenz spielt nicht wie gewünscht mit. Nach einer Pleite gegen Freiburg und einem Remis gegen die Hertha kommt es am letzten Spieltag zum Showdown.
Köln, Bremen und Bielefeld kämpfen um den Klassenerhalt. Der FC hat die schlechtesten Karten, liegt auf Rang 17 und muss unbedingt gewinnen. Erst wenige Minuten vor Spielende erzielt Sebastiaan Bornauw den erlösenden Treffer. Der FC rettet sich in letzter Sekunde in die Relegation.
Dort wartet Kiel. Und die Norddeutschen erkämpfen sich einen 1:0-Auswärtserfolg in Köln.
Doch der FC schafft die Wende, gewinnt verdient 5:1...
...und hält die Klasse.
Dennoch muss Horst Heldt den Verein nun ebenfalls verlassen.