Blood Simple

Krimis gehörten nicht gerade zu den Lieblingskindern im Kino der frühen 80er Jahre. Es gab sie aber, und der beste von allen war "Blood Simple", das Kinodebüt der Brüder Coen.

Das Drehbuch hatten sie gemeinsam verfasst, der Rest wurde per Arbeitsteilung umgesetzt: Ethan produzierte (der Film kostete nur anderthalb Millionen Dollar) und Joel führte Regie. Seither haben sie es immer so gemacht.

"Blood Simple" ist schierer Texas-Pulp, zynisch und brutal. Die Story um das Mädchen Abby, die mit ihrem Geliebten Ray auf der Flucht vor einem Privatdetektiv mit Lizenz zum Töten ist, verweist auf die Romane von James M. Cain aus den 40er Jahren, vor allem auf seine Klassiker "Wenn der Postmann zweimal klingelt" und "Frau ohne Gewissen".

Die Coens lassen keinen Zweifel daran, dass sie die Bücher und die dazugehörenden Verfilmungen kennen.

"Blood Simple" ist eine Stilübung in Kino, mehr der Form verhaftet als innerem Gehalt - lakonisch, zynisch und unverhohlen eklektizistisch.

Die neuen Vorzeichen, die dann auch den Ruhm des Films ausmachten, sind die beiden langen Mordsequenzen, die alle großen Momente im Kino der Coens von "Miller''s Crossing" bis "Fargo" vorwegnehmen.

Der vorliegende Director''s Cut ist freilich eine Mogelpackung. Die Coens straffen den Film lediglich um vier Minuten, ersetzen einige Songs und möbeln den originalen Mono-Ton auf digitale 5,2-Transparenz auf.

Es handelt sich dabei um nachträgliche Eingriffe unter veränderten ästhetischen Gesichtspunkten und nicht - was den Sinn eines Director''s Cut ausmacht - um die Rekonstruktion eines ursprünglichen Entwurfs.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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