Nach "La La Land" Chazelles "Aufbruch zum Mond" mit Ryan Gosling

Berlin · Schon mit "La La Land" feierten Regisseur Damien Chazelle und Schauspieler Ryan Gosling große Erfolge. Nun arbeiteten sie wieder zusammen: "Aufbruch zum Mond" erzählt von Neil Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond.

 Das Weltraumprogramm stellt auch die Ehe von Neil Armstrong (Ryan Gosling) und seiner Frau Janet (Claire Foy) auf die Probe.

Das Weltraumprogramm stellt auch die Ehe von Neil Armstrong (Ryan Gosling) und seiner Frau Janet (Claire Foy) auf die Probe.

Foto: Universal Pictures

Mit seinem Musical "La La Land" stieg der junge Regisseur Damien Chazelle vor knapp zwei Jahren zum neuen Superstar in Hollywood auf. Immerhin verzauberte der Film mit Emma Stone und Ryan Gosling nicht nur Millionen Zuschauer weltweit.

"La La Land" gewann auch zahlreiche Preise, darunter sieben Golden Globes und sechs Oscars. So ein Erfolg lässt sich natürlich nicht beliebig wiederholen - und doch könnte Chazelle auch mit seinem neuen Film erneut auf Oscar-Kurs gehen: "Aufbruch zum Mond" zählt bereits zu den heißen Favoriten für die Nominierungen.

Für "First Man", wie das Werk im englischen Original heißt, arbeitete Chazelle wieder mit Ryan Gosling zusammen. Der spielt darin den Weltraumpionier Neil Armstrong, der im Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. "Aufbruch zum Mond" erzählt von den immensen Anstrengungen, die dieses Vorhaben für ihn und sein Team mit sich brachte. Im Mittelpunkt aber steht Armstrong selbst. Wie er seine kleine Tochter verlor, sich in die Arbeit stürzte und welche Folgen das riskante Weltraumprogramm für seine Ehe hatte.

Ryan Gosling verkörpert den Astronauten als etwas wortkargen, introvertierten Abenteurer, der sich fast schon stoisch seinen Herausforderungen stellt und den Gefahren nicht ausweicht. "Das Laufen auf dem Mond ist der einfache Teil", sagt er einmal über die Mission, bei der so viel schief gehen kann. Schließlich müssen alle technischen Finessen erst noch entwickelt und optimiert werden, vom Antriebssystem bis zum Mondfahrzeug.

"Aufbruch zum Mond" wird dabei zu einer faszinierenden Verneigung vor der Leistung aller Beteiligten. Regisseur Chazelle nimmt das Publikum quasi mit in die Kapsel einer Rakete, wo die Astronauten eingepfercht und angespannt auf ihren Start warten - und lässt dann die Leinwand förmlich beben, genauso wie die Raketen damals durchs All geschossen sein müssen.

Die Raumfahrer werden beim Start wild hin- und hergeschleudert und in der Kapsel dröhnt und quietscht es, als würde sie wie eine Blechbüchse jeden Moment auseinanderplatzen. Aus heutiger Sicht mag das lebensmüde wirken, macht aber gleichzeitig auch eindrucksvoll die Gefahren und Verdienste deutlich.

Die zweite große Leistung des gerade einmal 33-jährigen Chazelle ist, dass er die Person hinter der Legende zeigt. Den Mann, der als erster Mensch auf dem Mond in die Geschichtsbücher einging. In enger Zusammenarbeit mit Armstrongs Familie porträtiert er einen gebrochenen Familienvater, der nach dem Tod seiner Tochter erst in die Arbeit und dann möglichst weit weg flieht (und fliegt).

Nicht nur Gosling ist hier als Hauptdarsteller sehenswert, auch Claire Foy als seine Ehefrau. In nur wenigen Szenen verleiht die Britin - bekannt aus der TV-Serie "The Crown" - ihrer Rolle emotionale Tiefe. Sie zeigt, wie hilflos und zugleich stark diese Frau im Hintergrund war, die sich trotz der Sorge um ihren Mann um die zwei anderen Kinder kümmerte. "Ihr seid ein Haufen Jungs", schreit sie die Forscher verzweifelt an, "ihr habt nichts unter Kontrolle!"

Darüber hinaus bettet Chazelle den Wettlauf zum Mond in einen gesellschaftlichen Kontext ein. Ein Klagelied eines Afro-Amerikaners reicht dabei, um die Absurdität der Situation zu verdeutlichen: Während die USA in der Bürgerrechtsbewegung stecken, Schwarze um ihre grundlegendsten Rechte kämpfen und viele Menschen unter Armut leiden, werden unzählige Millionen Dollar für das Prestigeprojekt im Kalten Krieg ausgegeben.

Ganz andere Kritik hingegen sorgte vor Kurzem für Schlagzeilen. Denn Chazelle bläht die Geschichte nicht zu einem patriotischen Heldenwerk auf, sondern inszeniert die Mondlandung als einen sehr persönlichen, stillen Moment für Armstrong. Deswegen wird bei ihm auch keine US-Fahne effektvoll in den Boden gerammt - genau das gefiel vielen Amerikanern nicht, darunter Präsident Donald Trump. Der verkündete, er wolle den Film nicht sehen. Das ist schade für ihn. Dem Film aber tut genau diese Darstellung gut: Er würdigt die Mondlandung als Meilenstein für die Menschen, unabhängig von der Nationalität.

Aufbruch zum Mond, USA 2018, 142 Min., FSK ab 12, von Damien Chazelle, mit Ryan Gosling, Claire Foy, Pablo Schreiber

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