Der Ötztal-Mann und seine Welt

Im Jahre 1991 wurde im Eis eines Gletschers in den Ötztaler Alpen die guterhaltene Leiche eines Frühzeitmenschen gefunden.

Als Ötzi wurde er weltberühmt. Dieser Film stellt auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse das letzte Lebensjahr des Ötztalmannes nach.

Er lebte in einem kleinen Dorf, jagte Fische und Bären und berauschte sich an Fliegenpilzen. Eines Tages auf einsamer Pirsch im Gebirge übermannte ihn die Kälte.

So könnte es natürlich gewesen sein. Und eigentlich wäre man auch geneigt, sich das und noch manches Andere auftischen zu lassen, wenn es nicht mit so bitterem Ernst vorgetragen würde.

Denn was hier unter der Regie des Mündl Kurt unter Produktionsbeteiligung von ZDF, ORF und Discovery Channel entstanden ist, spricht so ziemlich allem Hohn, was gemeinhin als Spielfilm oder Dokumentation geführt wird.

Eine Mischung soll es sein, ein Abenteuer nach Tatsachen. Die Frage ist nur: Nach welchen Tatsachen eigentlich?

Auf der Leinwand nimmt sich "Das Jahr, bevor er schlief", so der poetische Beititel des Films, ausgesprochen reißerisch aus. Das Leben der Frühzeit war ein Action-Film, bevölkert von Leuten, die aussehen wie Models für Rasierwasser.

Und schon hat es Sensationen, hübsch aufgereiht wie Perlen an einer Schnur: Bären, Adler, Wölfe und eine Lawine. Dazwischen, zur Erholung, idyllisches Dorftreiben mit Lagerfeuer und Familienleben, aber kein Sex.

Das Geschehen unterliegt einer so amateurhaft holprigen Dramaturgie, dass nicht einmal die von Christian Brückner eingesprochene Hintergrund-Erzählung in ihrer schwülstigen Wortwahl Stimmung schaffen kann.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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