Die Tränen meiner Mutter

Filmautor Alejandro Cardenas-Amelio erzählt seine eigene Geschichte

  Mit den Augen eines Kindes:  Alex hat Eltern aus Argentinien, die sich unterschiedlich gut an das Leben im deutschen Exil gewöhnen.

Mit den Augen eines Kindes: Alex hat Eltern aus Argentinien, die sich unterschiedlich gut an das Leben im deutschen Exil gewöhnen.

Foto: farbfilm verleih

In einem anderen Land zu leben, das ist für Alex vor allem ein großes Abenteuer. Seine Eltern Carlos und Lizzy hatten die argentinische Heimat wegen der Militärjunta verlassen müssen. Jetzt lebt die Familie im Westen Berlins in einer Fabriketage, die sie sich mit anderen illustren Gestalten teilt.

Während Carlos (Rafael Ferro) sich als Maler von Postkarten und Touristenporträts durchschlägt und lieber heute als morgen zurück nach Argentinien möchte, geht Lizzy (Erica Rivas) in ihrer journalistischen Arbeit auf und findet immer mehr Freunde und Anerkennung.

Bilder Die Tränen meiner MutterUnd auch Alex (Adrian Goessel) fühlt sich wohl in Berlin und beobachtet mit Interesse, dass ihm mit der Pubertät auch spannende übernatürliche Fähigkeiten erwachsen; er kann Dinge mittels Gedankenkraft in Bewegung versetzen.Noch genießt der Junge die letzten Tage der Kindheit und die sanfte Zugewandtheit der Frauen in der WG, vor allem seitens der jungen Punkerin Sik (Alice Dwyer). Als sein Vater eine Affäre mit der spanischen Mitbewohnerin Anita (Toni Chaparro) eingeht und damit die Ehe zu zerbrechen droht, regt sich in Alex Widerstand.

"Die Basis für diesen Film ist quasi meine eigene Geschichte gewesen": Momente seiner Kindheit und Jugend im Berlin der 80er Jahre durchmischt Filmautor Alejandro Cardenas-Amelio in seinem Spielfilmdebüt "Die Tränen meiner Mutter" mit mal ironisch gebrochener, mal nostalgisch verklärter WG-Beschreibung und nutzt den Kinderblick auf die Erwachsenenwelt für Anflüge jenes magischen Realismus, wie er dem südamerikanischen Kino seit rund 20 Jahren zu eigen ist.

Erzählerisch findet der Film wenig Stringenz. Die Rahmenhandlung mit Fabian Busch als erwachsener Alex dient allein dazu, einen Kommentator zu etablieren, der die Handlungslöcher und defizitäre Charakterskizzen mit Worten füllt. Das dramaturgische Konzept ist zu überladen mit Figuren und Konflikten, worüber man sich aber nicht ärgern muss.

Das Debüt hat viele Stärken, vornehmlich die Hauptdarsteller und die Bildführung. Nicht von ungefähr wurde Alice Dwyer für mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet, durfte Florian Schilling in Shanghai den Kamerapreis entgegennehmen.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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