Geliebte Clara

Martina Gedeck in Helma Sanders-Brahms' Film - Gelegentlich betritt die Regisseurin auch das Reich der Spekulation

Geliebte Clara
Foto: kinowelt

Der alternde König geht, der junge König kommt. Und dazwischen steht die Dame." So hat die Regisseurin Helma Sanders-Brahms den Inhalt ihres Films "Geliebte Clara" auf eine prägnante Formel gebracht. Doch der Film zeigt kein Königsdrama nach dem Vorbild Shakespeares, sondern eher die Leidensgeschichte des Musiker-Ehepaares Robert und Clara Schumann, in dessen Leben ein junger Wilder mit Namen Johannes Brahms tritt.

Zu Beginn vielleicht mit etwas zu schwer lastender Symbolik. Als Clara (Martina Gedeck) in Hamburg Schumanns Klavierkonzert spielt, gleitet Robert (Pascal Greggory) der Ehering vom Finger, der genau vor die Füße des unter den Konzertbesuchern weilenden Johannes Brahms (Malik Zidi) rollt.

Bilder Geliebte ClaraAm Ende des Films sitzt Clara wieder am Klavier. Diesmal aber spielt sie das d-Moll-Konzert von Johannes Brahms, das der junge Komponist noch unter dem Eindruck des Todes von Robert Schumann geschrieben hatte.Dazwischen erzählt der Film in mitunter eindringlichen und schonungslosen Bildern die schwierige Zeit, die das Musikerpaar in Düsseldorf durchlebte, von Roberts schwerer seelischer Erkrankung, seiner Alkohol- und Medikamentensucht, seinen Qualen in der Endenicher Nervenheilanstalt.

Und sie erzählt davon, wie Clara nicht nur den Alltag mit einem kranken, unberechenbaren Mann, fünf Kindern und einem genialischen Hausgast bewältigt, sondern auch noch die Arbeit ihres Mannes als Dirigent übernimmt. Robert nämlich fühlt sich vor seinem Düsseldorfer Orchester nicht wohl, wirkt unsicher und zieht sich ganz in die Komponierstube zurück.

Helma Sanders-Brahms, die als Regisseurin des Autorenfilm-Klassikers "Deutschland bleiche Mutter" berühmt wurde, betreibt keine Schönfärberei und will möglichst authentisch wirken. So hat etwa Martina Gedeck viele Trainingsstunden investiert, um zum Playback am Klavier nicht gedoubelt werden zu müssen.

Und wenn man Johannes Brahms bewundern kann, wie er als talentierter Treppenhaus-Akrobat die Schumann-Kinder begeistert, wirft dies ein ganz neues Licht auf den Musiker.

Gelegentlich betritt die Regisseurin, die weitläufig mit Johannes Brahms verwandt ist, aber auch das Reich der Spekulation. Denn dass Clara mit einem blauen Auge, das der betrunkene Robert ihr im Weinkeller geschlagen hat, vor die Düsseldorfer Musiker tritt, ist keineswegs überliefert.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort