Liebesdrama "Grenzenlos": Neuer Spielfilm vom Wim Wenders

Berlin · Ein bisschen Abwechslung muss sein: Nach seiner Papst-Doku schickt Kult-Regisseur Wim Wenders nun ein Liebesdrama ins Rennen um die Aufmerksamkeit an den Kinokassen. Mit Alicia Vikander und James McAvoy.

 Biomathematikerin Danny Flinders (Alicia Vikander) in unerforschten Tiefen.

Biomathematikerin Danny Flinders (Alicia Vikander) in unerforschten Tiefen.

Foto:  Warner Bros. Pictures

Keine acht Wochen her ist der Start von Wim Wenders’ viel gelobter und kontrovers diskutierter Papst-Dokumentation "Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes". Nun bringt der renommierte deutsche Filmemacher ein romantischeres Werk in die Kinos.

Ein Liebesdrama, in den Hauptrollen besetzt mit Alicia Vikander ("Tulpenfieber") und James McAvoy ("Deadpool 2"). Nachdem Wenders in den zurückliegenden Jahren vor allem mit Dokumentationen auf sich aufmerksam machen konnte - sei es mit seinem Film über den Fotografen Sebastião Salgado oder der 3D-Doku über Pina Bausch - will er nun mit einem eher konventionell gestrickten, namensstark besetzten Spielfilm Erfolg haben: "Grenzenlos" ist die Adaption eines Romans von J. M. Ledgard.

Eine knappe halbe Stunde ist der Film alt, da kommt es zum ersten leidenschaftlichen Kuss der Protagonisten: Danielle ist eine Biomathematikerin, die sich gern schlicht gekleidet und mit viel zu großem Brillenmodell im Labor ihren Forschungsobjekten widmet. Und sich bald auf eine Reise gen Meeresboden begeben soll, 3400 Meter hinab, in bisher völlig unerforschte Tiefen. James ist als Spion im Dienste des britischen MI6, offiziell aber als Wasserbauingenieur unterwegs.

Kennen lernen sie sich in einem Hotel an der französischen Atlantikküste; und auf den ersten Kuss zwar folgt noch eine leidenschaftliche Nacht. Viel mehr aber an Zeit ist den frisch Verliebten nicht beschieden: Er muss nach Somalia, sie hinunter in die Tiefen des grönländischen Meeres. Als James zudem auch noch in die Fänge von Islamisten gerät und sich bald in einem metertiefen Verlies wieder findet, ist klar, dass es für die beiden Hauptfiguren wohl bei der Erinnerung an ein paar romantische Tage bleiben wird.

Alicia Vikander wird 30 diesen Herbst. Ein Alter indes, das sich in keiner der vielen Szenen, die ihre Danielle in diesem Film hat, auch nur erahnen lässt: zu makellos, zu perfekt das Gesicht der in Göteborg geborenen, seit einigen Jahren international erfolgreichen Aktrice (2016 gab’s einen Oscar für ihre Leistung in "The Danish Girl"). In schönem Kontrast zu Vikanders Vollkommenheit steht das durchaus von manch Falte durchzogene Antlitz ihres Mitspielers McAvoy (39).

Je länger der Film währt, je größer das von Agent James zu ertragende Leiden, umso mehr wächst McAvoy in seine Rolle hinein. Vor allem in der Szene, die James bei seiner vermeintlichen Exekution zeigt, kann der Schotte all sein darstellerisches Können aufbieten. Einen Gutteil seiner Dramatik zieht der neue Wenders-Film daraus, dass die gemeinsame Leinwandzeit der zwei Liebenden derart beschränkt ist. Es ist eine Liebe, die sich vor allem in der Rückschau manifestiert. In der Erinnerung an wenige intensive Stunden an einer sonnigen, von Wenders wunderbar fotografierten normannischen Küste.

Im Rückblick auf Wenders’ Frühwerk, mit so experimentellen Filmen wie der Handke-Adaption "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", dem Schwarz-Weiß-Roadmovie "Alice in den in Städten", muss ein klassisch angelegtes Liebesdrama wie "Grenzenlos" konventionell anmuten. "Submergence" (so der Original-Titel) aber hält Überraschungen parat.

So hat etwa die unlängst lancierte Franziskus-Hommage des gebürtigen Düsseldorfers zunächst nichts gemein mit der thrillerartigen Romanze. Wendet man sich aber der Bildebene zu, gibt es Momente, die zurückdenken lassen an die spezielle Art, in der Wenders den Papst filmt: Man hat als Kinogänger das Gefühl, Franziskus schaue einen direkt an. Diesmal lässt Wenders seine Hauptdarsteller in mindestens je einer Szene direkt in die Kamera blicken. Auch dies sind Momente großer Eindringlichkeit.

Zudem ist auch in "Grenzenlos" spürbar, dass es Wenders nie nur um Unterhaltung geht. Dass ihn der Zustand der Welt umtreibt. Im Papst-Film geht’s auch um Umweltschutz. Hier rückt Wenders leitmotivisch die Bedeutung des Wassers für den Menschen in den Mittelpunkt. Und sei es in kaum auffälligen Miniaturen: Buben, die an der ostafrikanischen Küste einen großen, einen zappelnden Fisch aus dem Meer holen.

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