Kaliber Deluxe

Diese Rezeptur erwartet man nicht von einer deutsch-österreichischen Koproduktion: knochentrocken wie ein Coen-Film und hart wie Tarantino in seinen besten Tagen. Thomas Roths Spielfilmdebüt "Kaliber Deluxe" erzählt von einer ziemlich kniffligen Situation.

Honcek hat ein Pferderennen manipuliert. Nun will er einen harmlos hohen Wetteinsatz tätigen und dann ganz gemütlich abkassieren. Plötzlich ist im Wettbüro die Hölle los. Drei Vermummte fuchteln mit Waffen, liefern sich eine Schießerei mit der Polizei und verdrückten sich ausgerechnet mit Honceks Geld.

Diese Jungs gehören zu Novak, der im Rollstuhl hinter der Theke in einem Tabakladen sitzt und mit einem Coup noch einmal groß abgreifen wollte. Wie konnte er ahnen, dass ausgerechnet der Mann bestohlen würde, der Novak einst zum Krüppel machte?

Jetzt haben sich Novak und seine Bande in einem Ferienhaus vor der Stadt eingebunkert und sie sind nicht allein. Ein Junge namens Dean (Marek Harloff) ist auch noch im Hause und hofft natürlich, dass er nicht entdeckt wird. Denn er weiß, dass weder Novak noch Honcek Männer sind, denen man spaßen kann.

"Kaliber Deluxe" überrascht mit einer Besetzung mit zwei Generationen von markigen Gesichtern. Vor allem Jürgen Hentsch (Novak), Dieter Pfaff (richtig eklig als Honcek) und Frank Giering (Deutschlands bester Jugend-Rebell) liefern kernige Studien zwischen perfidem Kalkül und unverhohlener Mordlust.

Dass ihnen das so gut gelingt, liegt auch am Drehbuch, das etwas Wesentliches beherzigt: Coole Sprüche sind erst dann was wert, wenn auch danach gehandelt wird.

So präzise Roth die Theorie studiert hat, in der Action-Praxis sind ihm dann doch einige arge Schnitzer unterlaufen. Bei den Schießereien und Verfolgungen trägt er zu dick auf, Schauplätze und Handlungselemente sind zu wenig genutzt.

Aber: "Kaliber Deluxe" zielt hoch und trifft erstaunlich oft ins Schwarze. Der Film hat eine starke Geschichte, Typen mit Wiedererkennungswert und die richtigen Schauspieler dafür, es gibt Härten und den passenden Humor. Es wurde noch nicht der ganz große Nervenkitzel, aber es reicht.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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