Düsteres Drama "Lady Macbeth": Über Liebe, Hass und Freiheit

München · Bei William Shakespeare ist "Macbeth" ein schottischer Heerführer, der in seiner Machtgier keine Grenzen kennt. Nun kommt der Film "Lady Macbeth" ins Kino - ein packendes, düsteres Drama, das zeigt, wohin Unterdrückung, Hass und Lieblosigkeit führen können.

Katherine (Florence Pugh) wandlet sich von einer verschreckten Frau zu einer Rächerin.

Foto: Koch Films

Liebe, Leidenschaft und Hass - der Stoff, aus dem Tragödien gemacht sind. So auch im Film "Lady Macbeth" von William Oldroyd, der 1856 in England spielt.

Katherine ist gefangen in einer Ehe mit Alexander. Ein Mann, der seine junge Braut peinigt und erniedrigt, wo es nur geht. Doch Katherines Wunsch nach Freiheit und ihre Sehnsucht nach Liebe sind übermächtig, und so steuert alles auf ein tragisches Ende zu. "Lady Macbeth" ist ein furioses, düsteres Drama über unterdrückte Leidenschaften, übermächtige Gefühle und unerfüllte Liebe, die sich in finsteren Hass verwandelt, grandios gespielt von Florence Pugh als Katherine.

Der Film schildert Katherines langsame Verwandlung. Von der verschreckten Frau zur Rächerin, die sich nicht länger demütigen lassen will, sondern selbst bestimmen will, wem sie ihre Liebe schenkt. Auf dem Gut ihres Ehemannes Alexander (Paul Hilton) und ihres Schwiegervaters (Christopher Fairbank) gefangen, wendet sie sich einem der Arbeiter zu, Sebastian (Cosmo Jarvis). Bald sind beide in einer wilden Affäre gefangen. Doch Katherines Ehemann kehrt von einer längeren Reise zurück und schöpft Verdacht. Mit seinen drakonischen Strafen und seiner Überheblichkeit entfesselt er in Katherine einen Sturm des Hasses und der ungeahnten Gewalt.

Oldroyd hat mit "Lady Macbeth" ein packendes Drama geschaffen, das tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt, mit Anklängen an Emily Brontes Roman "Sturmhöhe". Die Farben sind gedeckt, die Räume karg, es ist windig. Und immer wieder leere Gänge. Eine verlorene, bedrückende Umgebung voller Hoffnungslosigkeit, aus der Katherine nicht entfliehen kann. "Mein Vater hat dich gekauft, zusammen mit einem Stück Land, auf dem nicht mal eine Kuh grasen kann", wirft ihr Alexander an den Kopf. Voller Zweifel und düsterer Begierden lässt er seine Unsicherheit und seinen Selbsthass an ihr aus, nichts ahnend, dass er damit seinen Untergang besiegelt.

Denn auch in Katherine steckt Grausamkeit. In ihrem Wunsch nach Freiheit - so verständlich er sein mag - verliert sie jedes Maß und steigert sich in einen Rausch des Hasses, bar jeder Menschlichkeit und Vernunft und damit ähnlich wie der machthungrige Heerführer "Macbeth" aus William Shakespeares gleichnamigem Drama. Vorlage für das Drehbuch von Alice Birch war die russische Novelle "Die Lady Macbeth von Mzensk", die Nikolai Leskow 1865 geschrieben hatte. Fjodor Dostojewski hatte die Geschichte in der Zeitung "Epocha" veröffentlicht. In den 1930er Jahren machte der Komponist Dmitri Schostakowitsch daraus eine Oper, die allerdings trotz großer Erfolge in Russland nicht lange zu sehen war. Zu subversiv, befand Stalin und verbot sie schließlich.

Dass der Stoff als subversiv galt, verwundert nicht, hatten Frauen doch eigentlich die Rolle der Hübschen, Leidenden. Der Duldsamen, die sich mit List und Tücke, aber nie mit roher Gewalt zur Wehr setzt. Das blieb den Männern vorbehalten. Auch wenn Katherine die Grenzen der Menschlichkeit bei weitem überschreitet, macht "Lady Macbeth" deutlich: Frauen wollen sich längst nicht mehr alles gefallen lassen.