Marie Antoinette

Die Jugend des Hochadels hat es auch nicht leicht

Marie Antoinette
Foto: Sony

Schön ist das Prinzessinnenleben in Wien, aber die Politik meint es anders mit der zarten Marie Antoinette. Maria Theresia braucht den Schulterschluss mit Frankreich und arrangiert zu diesem Zweck die Hochzeit zwischen Marie und Ludwig XVI., dem Dauphin in Versailles.

Marie Antoinette bekommt schnell zu spüren, welch enge Fesseln Etikette und Intrigen am Hofe zu Versailles ihrem Leben anlegen. Lediglich der alternde König scheint ihr ehrlich zugewandt, während der eitle Junggemahl nur Interesse für üppiges Frühstück und die Jagd zeigt.

Marie müht sich um die Erfüllung ihrer ehelichen und politischen Pflichten, doch als auch nach längerer Wartezeit keine Schwangerschaft zu verzeichnen ist, wird die Lage sogar ausgesprochen gefährlich für die angehende Königin.

Die Jugend des Hochadels hatte es nicht leicht am Ende des 18. Jahrhunderts. Politischer Instinkt war ebenso gefordert wie Fingerspitzengefühl im höfischen Alltag und eine gesunde Physis, um die Thronfolge zu sichern. Ein beachtlicher Katalog für eine junge Dame von gerade einmal 14 Jahren.

Sofia Coppola hatte schon in ihren ersten beiden Filmen "The Virgin Suicides" und "Lost In Translation" ihr Herz für Paradiesvögel im goldenen Käfig bewiesen. Nicht von ungefähr erscheint die historische Titelheldin Marie Antoinette wie die Quintessenz der fiktiven Lisbon-Schwestern aus Coppolas Debüt, wo die Hauptrolle auch schon von Kirsten Dunst verkörpert wurde.

Der Verwandtschaft im Leitmotiv stand nach dem Oscar- und Kassenerfolg von "Lost In Translation" nun ein ungleich gehobener Status der Filmemacherin gegenüber. Zu Coppolas künstlerischer Freiheit gesellte sich nun auch finanzielle Carte Blanche, und das ist ihren Film nicht gut bekommen.

Rund 40 Millionen Dollar Produktionsbudget haben spürbar die kreativen Belange beeinflusst. Trunken von ausstatterischem Pomp, wallenden Kostümen und aberwitzigen Frisuren ist "Marie Antoinette" zweifellos ein Film der ausgestellten Schauwerte. Seltsam schwunglos hangelt sich das Geschehen an schicken Oberflächeneffekten entlang, bestürzend plump kokettiert die Regisseurin mit Anachronismen, wenn sie die Gefühlswelten der Heldin mit Popsongs aus der eigenen Jugend in den Achtzigern (Bow Wow Wow, Adam Ant, The Cure) zu verdichten versucht und dieses Stilmittel bis zum Überdruss ausreizt.

Dazu kommt eine eklatante Fehlbesetzung der Hauptrolle, denn Kirsten Dunst ist kein Teenager mehr und spielt zudem steif und einfallslos, mimisch und auch psychologisch überfordert. Und da die Nebenrollen zwar saftig eingeführt werden, dann aber ohne Entwicklung bleiben (Asia Argento als grell vulgäre Dubarry) oder früh wieder verschwinden (Rip Torn als Ludwig XV.), steht Kirsten Dunst allein im Zentrum auf verlorenem Posten.

Im Blick auf die historische Marie Antoinette ist das durchaus konsequent gedacht, in der Ausübung aber fehlt es an dramatischer Substanz. Und da Coppola vorzeitig ausblendet und damit das böse Ende unter dem Fallbeil ausklammert, bleibt nicht mehr als ein zweistündiger Blick auf leere Tage in verschwenderischem Luxus. Bei eskalierender Langeweile.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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