No. 2

Familienfest, Familienfehde

No. 2
Foto: Cinetext

Die greise Nanna Maria (Ruby Dee) möchte noch einmal ein großes Fest in dem Haus Nr. 2 veranstalten. Dafür, dass in den Haus am Rande von Neuseelands Metropole Auckland seit dem Tod ihres Mannes kein Leben mehr herrscht, macht sie in erster Linie ihre gänzlich zerstrittenen Kinder verantwortlich.

So sollen zu dem Fest auch nur die zahlreichen Enkel und Enkelinnen eingeladen werden. Mit eisernem Willen setzt die gebrechliche Frau alle Hebel in Bewegung, um das Fest auf die Beine zu stellen.

Alle Enkel werden in die Vorbereitungen eingespannt. Ein Nein lässt das resolute Familienoberhaupt nicht gelten. Die große Verwandtschaft ist sich denn auch ihrer Verantwortung bewusst, gleichzeitig hat sich aber bei dem einst von den Fidschi-Inseln eingewanderten Clan der für westliche Gesellschaften übliche Vereinzelungsprozess eingeschlichen.

So hat Nannas Lieblingsneffe Tyson eine britische Freundin, die er mitbringt, obwohl Fremde sonst bei Familienfeiern nicht gerne gesehen werden. Die Spannung vor dem Fest steigt von Stunde zu Stunde, denn Nanna hat durchsickern lassen, dass im Rahmen des Festes ihr Nachfolger bestimmt wird.

Da bleiben selbst die uneingeladenen Kinder nicht fern. Dass folgerichtig beim Feiern bald schon wieder genauso vehement gestritten wie gefeiert wird und die Fäuste fliegen, scheint die Greisin nicht zu stören, hat sie doch längst einen Plan geschmiedet, wie der Clan wieder vereint werden kann.

Zwischen Tradition und Moderne siedelt Regisseur Toa Fraser seine autobiografisch eingefärbte Familien-Geschichte an. Seine eigene Familie ist von den Fidschi-Inseln nach Neuseeland ausgewandert. Die Erinnerungen an die eigene Kindheit und das Erwachsenwerden flossen in sein Theaterstück "No. 2" mit ein, dessen Kinoadaption er nun selber vornimmt.

Bei den zuweilen auch mal deftigen Konflikten wird die Institution der Familie weder verklärt noch verteufelt. Besonders tiefgründig wirkt Toas Tohuwabohu aber nicht, dafür bleiben die einzelnen Charaktere zu typisiert und ohne Facetten. Für Flair sorgt da in erster Linie Ruby Dee als resolutes Familienoberhaupt. Sie haucht dem mitunter zu melancholischen Rückblick immer wieder Leben ein.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort