Ob ihr wollt oder nicht

Ernstes Thema, leichte Form: Krebsdrama und Familienkomödie

Der Krebstod einer jungen Frau taugt im Allgemeinen nicht für eine Komödie. Ben Verbong wagt es mit "Ob ihr wollt oder nicht" trotzdem, indem er das traurige Ereignis zur Ausgangslage für ein turbulentes Familientreffen nimmt.

Die schwerkranke Laura bricht ihre Chemotherapie ab, verlässt ihren Ehemann und zieht ins Haus ihrer Eltern, um in dem Anwesen an der Nordseeküste ihre letzten Tage zu verbringen. Ihren Mann möchte sie nicht sehen, dafür verlangt es ihr nach den Schwestern.

So treffen nach und nach im elterlichen Haus an der Nordsee auch die übrigen drei Töchter der Familie ein. Neben dem üblichen Geschwistergezanke und den Auseinandersetzungen mit den Eltern finden alle vier erwachsenen Frauen dabei Gelegenheit, über ihr bisheriges Leben nachzusinnen, und nicht bei allen fällt das Resümee zufriedenstellend aus. Aber noch bleibt ja für drei der Frauen Zeit für einen Neubeginn.

Die Mischung aus Krebsdrama und Familienkomödie kann nur bedingt überzeugen, auch wenn sich Verbong große Mühe gibt, das Gezeigte, bis hin zum problematischen Thema der Sterbehilfe, glaubwürdig zu gestalten. Zu Beginn ist es vor allem Katherina Schubert, die der Figur der todkranken Laura die nötige Ernsthaftigkeit verleiht, ohne dabei in Rührseligkeit zu verfallen. So bekommt ihr Wunsch der Familienzusammenführung testamentarische Weihe.

Leider bleibt die Figurenzeichnung der drei anderen Schwestern konsequent auf seichtem Fernsehniveau. Probleme wie Beziehungsunfähigkeit, sexuelle Frustration oder Kaufsucht, die da aufgereiht und im Hauruckverfahren gelöst werden, wirken aufgesetzt und oberflächlich und können zu keiner Zeit berühren. Zu guter Letzt muss auch Laura vor den Inszenierungs-Einfällen des Regisseurs Ben Verbong kapitulieren.

Wenn sich bei ihrer Sterbeszene alle in abgestimmten Weißtönen zu sphärischer Musik um ihr Bett versammeln, raubt diese Schöner-Wohnen-Kulisse dem Anlass seine Würde. Dass ein Film, der sein Publikum zum Lachen und zum Weinen bringen will, keine Angst vor schmerzhaften Momenten haben darf, scheint dem Regisseur entgangen zu sein.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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