Sleepy Hollow

Das amerikanische Horrormärchen "Sleepy Hollow" wirkt wie ein Vorläufer der Akte-X-Serie. Nur dass bei Tim Burtons Adaption des Gruselklassikers von Washington Irving der männliche Part die Fahne der Wissenschaft hochhält.

Johnny Depp spielt den jungen Polizisten Ichabod Crane, der im New York des ausgehenden 18. Jahrhundert fest an die Möglichkeiten der Wissenschaft glaubt.

Als Forensiker der frühen Stunde zieht er den Zorn der konservativen Kollegenschaft auf sich. Von seinen Vorgesetzten wird der Störenfried kurzerhand in die Provinz versetzt.

In dem heimeligen Hudsonstädtchen Sleepy Hollow soll er eine Serie von mysteriösen Morden aufklären. Doch auch hier schlägt ihm schon bald offener Widerstand entgegen.

Vor allem Katrina (Christina Ricci), die Tochter seines Gastgebers ist den neumodischen Untersuchungsmethoden des vorwitzigen Städters von vornherein abgeneigt.

Fungiert sie doch in dem Dörfchen als "Weiße Hexe". Gemeinsam und gegeneinander haben es Magie und Wissenschaft mit einem kopflosen Reiter (Christopher Walken) zu tun, der auf seinen Streifzügen den armen Dörflern die Köpfe raubt.

Crane, dessen Kindheit vom Kampf der freidenkenden Mutter gegen den fanatischen bibeltreuen Vater geprägt war, muss die Grenze von Magie und Wissenschaft überwinden, um des tödlichen Spuks Herr zu werden.

Tim Burton kann bei dieser Schauergeschichte sein Faible für Fantastisches und ausschmückende Dekors ausleben. Die in nebliges graublau getauchten Bilder sind zugleich verspielt und perfekt arrangiert.

Zuweilen sieht das Set aus wie eine hinreißend dekorierte Halloween-Party. Sehr schön anzusehen, aber ungeeignet, für eine ernst zu nehmende Gruselgeschichte.

Wenn dann noch Johnny Depp, bekannt für sein Talent zum Slapstick, den linkischen Forensiker mal kurzerhand in einen Superhelden wider Willen verwandelt, schwenkt die Gothic-Geschichte endgültig in Richtung kreischende Geisterbahn.

Streckenweise ganz amüsant und unterhaltsam, aber ein spannendes und schlüssige Schreckensszenario sieht anders aus. Was bleibt ist ein wunderschönes Dekor, das leider das Drama erschlägt.

Dazu auch: Sag'' zu Batman niemals nie - Tim Burton über seinen neuen Film "Sleepy Hollow"

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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