Three Kings

Es ist März 1991, und dank der Durchschlagskraft der "chirurgischen" Lufteinsätze über dem Irak können die in der Wüste stationierten Bodentruppen aufatmen und (be)rauschende Parties feiern, ohne überhaupt zum Einsatz gekommen zu sein oder Gelegenheit bekommen zu haben, sich einen Eindruck von der Situation im Feindesland zu verschaffen.

So kommt es, dass Major Archie Gates (George Clooney) und seine Untergebenen Troy Barlow (Mark Wahlberg), Chief Elgin (Ice Cube) und Conrad Vig (Spike Jonze) in fröhlicher Ignoranz aufbrechen, um von Saddam Husseins Armee in der Wüste versteckte Goldbarren kuwaitischer Herkunft an sich zu bringen.

Doch das illegale Unternehmen, für das die vier Glücksritter gerade einmal einen Vormittag eingeplant hatten, wird unversehens zu einer blutigen Odyssee, als eine Gruppe irakischer Aufständischer die amerikanischen Soldaten um Hilfe anfleht.

Allen Versprechen zum Trotz von den USA im Stich gelassen, sehen sich die Rebellen dem sicheren Tod durch Saddams Schergen gegenüber, wenn ihnen Gates und seine Männer nicht helfen. Und diese ändern angesichts des Elends, von dem sie nichts ahnten, schließlich ihre Prioritäten.

David O. Russell, in Deutschland bislang nur einer Handvoll Kinozuschauer durch den trockenen Humor seiner Komödie "Flirting with Desaster" bekannt, liefert mit seiner ersten Großproduktion "Three Kings" einen Film ab, der ebenso einzigartig wie zwiespältig ist.

Wie schon in "From Dusk till Dawn" oder "Out of Sight", gibt George Clooney auch hier weniger den Saubermann und Sympathieträger als vielmehr den raubeinigen Ganoven, und auch die restliche Besetzung des Films ist gut gewählt.

Durch die Verwendung verschiedener Filmmaterialien läßt Russell seine Bilder von der anfänglichen, videoclip-ähnlichen Abenteuer-Urlaubsstimmung der ahnungslosen Soldaten in die grobkörnige, bisweilen absurde Realität des irakischen Untergrundes abschweifen.

Jedoch nimmt er sich am Ende selbst die Glaubwürdigkeit, indem er zu den schrillen Leuchtfarben zurückkehrt und den Zuschauer nach dem bisweilen atmosphärisch dichten Höllentrip doch wieder zum Grinsen bringt.

Auf Selbstvorwürfe und Reflexion folgt am Ende doch wieder jener unangemessene, schulterklopfende Humor, der einen real existierenden Konflikt zur Bagatelle reduziert, die letztlich nur die Kulisse für 112 interessant durchgestylte Filmminuten abgibt, in denen der Marlboro Man einen Ausflug in die Wüste macht.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort