Tintenherz

Der Film nach dem Fantasy-Bestseller von Cornelia Funke kann sich sehen lassen - ohne besonders zu glänzen

Tintenherz
Foto: Warner

Im Kino ist die Bestseller-Autorin Cornelia Funke keine Unbekannte. Ihre "Wilden Hühner" toben schon seit ein paar Jahren über die Leinwand, und auch Detlev Buck konnte, dank einer Funke-Vorlage, mit "Hände weg von Mississippi" erfolgreich im Kinderfilm debütieren.

Doch die Verfilmung von "Tintenherz" spielt vom Budget in einer ganz anderen Liga. Mit dem gleichnamigen ersten Band ihrer "Tinten"-Trilogie feierte Cornelia Funke weltweit so große Erfolge, dass sie das amerikanische Magazine "Time" 2005 als einzige deutsche Frau auf die Liste der 100 einflußreichsten Persönlichkeiten setzte.

Für die Verfilmung des Stoffes wurde mit der amerikanischen Firma "New Line Cinema" ein ganz großer Player aus Hollywood herangezogen. Das Resultat kann sich, im Gegensatz zur enttäuschenden Adaption von Funkes "Herr der Diebe", sehen lassen, ohne allerdings besonders zu glänzen.

Unter der Regie des Briten Iain Softley tummelt sich gleich eine ganze Riege von Hollywoodstars in Funkes Fantasy-Welt. Vorneweg Brendan Fraser, der dem bibliophilen Buchbinder Mo Flochart spielt. Mo musste auf dramatische Weise erfahren, dass er die besondere Gabe besitzt, beim Vorlesen die literarischen Geschöpfe ins reale Leben übertreten zu lassen. Für jede Figur, die der Mann mit der Zauberzunge aus dem Buch herausliest, muss allerdings ein Mensch im Gegenzug in die Welt des Buches eintauchen.

So entfleucht beim ersten Mal vor Mos Augen seine Frau Resa (Sienna Guillory). Zwölf Jahre ist dieser traumatische Tag nun her, und immer noch versucht der Buchbinder verzweifelt, Resa wieder ins Leben zurückzuholen. Dabei leistet ihm seine Tochter Meggie (Eliza Bennett) Gesellschaft, ohne dass das 13-jährige Mädchen von den Hintergründen für Mos rastloses Suchen weiß.

Mos ganze Aufmerksamkeit gilt dem Buch "Tintenherz", aus dem er damals gelesen hatte und das seitdem spurlos vom Erdboden verschwunden zu sein scheint. Capricorn (Andy Serkis), ein finsterer Ritter aus dem Buch, den Mo gemeinsam mit dessen Spießgesellen damals aus Tintenherz herausgelesen hatte, denkt gar nicht daran, wieder ins ungemütliche Mittelalter der Buchgeschichte zurückzukehren und lässt alle Exemplare des Buches vorsichtshalber verschwinden.

Ganz anders ergeht es dem Feuerkünstler Staubfinger (Paul Bettany), der ebenfalls die Welt von "Tintenherz" verlassen musste und sich sehnlichst wieder zurück an die Seite seiner Frau wünscht. Als Mo in Italien beim spleenigen Autor Fenoglio das Originalmanuskript ausfindig macht, kommt es auf der Trutzburg des Schurken Capricorn zur entscheidenden Auseinandersetzung.

Vieles an der Verfilmung erinnert an die beiden ersten Adaptionen der "Harry Potter"-Bücher. Ohne sich allzu weit von der Vorlage zu entfernen, entfaltet Iain Softley gemeinsam mit seinem Kameramann Roger Pratt eine Märchenwelt, in der sich allerlei Gestalten aus dem Grenzbereich zwischen Realität und Fantasie tummeln.

Überraschungen bleiben in dem kindgerechten Kosmos allerdings aus. Wer die Vorlage kennt, kann sich ebenso auf eine gepflegte Genreverfilmung einrichten wie Kinozuschauer, denen die standardisierten Spezialeffekte vertrautes Entertainment liefern. In dem solide inszenierten FantasySpektakel sorgen alleine die Darsteller für einige kreative Ausbrüche nach oben.

Allen voran Hellen Mirren ("The Queen") als quengelige Leseratte und Paul Bettany, der den Staubfinder mit Geheimnissen und Facetten ausstattet, von denen man gerne ein wenig mehr in diesem Film gesehen hätte.

Bilder zu "Tintenherz"

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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