Iranischer Regisseur Trotz Berufsverbot gedreht: Jafar Panahis "Drei Gesichter"

Berlin · Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat wieder einen Film fertiggestellt - obwohl er eigentlich nicht arbeiten darf. Doch trotz der Einschränkungen kann er erneut überraschen.

 Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat Berufsverbot. Dennoch ist es ihm nun zum dritten Mal gelungen, einen Film zu drehen.

Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat Berufsverbot. Dennoch ist es ihm nun zum dritten Mal gelungen, einen Film zu drehen.

Foto: Weltkino Filmverleih GmbH

Eigentlich darf der Iraner Jafar Panahi keine Filme drehen. Eigentlich. Denn trotz des Berufsverbots gelingt es dem Regisseur seit Jahren, immer wieder neue Werke zu schaffen und sie irgendwie auch ins Ausland zu bringen.

2011 schmuggelte er etwa die Dokumentation "Dies ist kein Film" auf einem USB-Stick aus seiner Heimat, und 2015 gewann er mit "Taxi Teheran" den Goldenen Bären der Berlinale. Nun folgt sein nächster Film: "Drei Gesichter".

Der beginnt mit dem Handyvideo einer jungen Frau: Marziyeh soll verheiratet werden und ihren Traum von einer Schauspielkarriere aufgeben. Aus Verzweiflung dreht sie eine eindringliche Botschaft an die bekannte und von ihr sehr verehrte Schauspielerin Behnaz Jafari - dann bricht der Film ab und es bleibt offen, ob sich Marziyeh umgebracht hat. Gemeinsam mit ihrem guten Freund, dem Regisseur Jafar Panahi (von Panahi gespielt), fährt Behnaz Jafari in das Dorf des Mädchens und versucht, es zu finden.

Während Panahi das als Komödie inszenierte "Taxi Teheran" fast ausschließlich im Auto drehte, nimmt er sich nun mehr Freiheiten. "Drei Gesichter" scheint er relativ offen in einem Dorf gefilmt zu haben - doch wie viel davon spontan improvisiert und gedreht wurde, bleibt auch hier wieder unklar. Immerhin spielen sich in diesem Werk mit klaren Überschneidungen zur Wirklichkeit Panahi und die Frauen selbst. Außerdem ruft einmal auch Panahis Mutter auf dem Handy an und fragt, ob er wieder einen Film produziert.

Es ist bemerkenswert, wie kreativ der Regisseur das ihm im Dezember 2010 auferlegte 20-jährige Arbeitsverbot immer wieder neu umgeht - und welch unterschiedliche Filme er trotz der Restriktionen dabei kreiert. Denn anders als sein Landsmann, der Oscarpreisträger Asghar Farhadi, der seine Dramen wie "Nader und Simin - Eine Trennung" mit einer unverkennbaren Handschrift dreht, bleiben Panahis Werke inszenatorisch eine Überraschung.

Außerdem erweist er sich als der kritischere Filmemacher, der Missstände offener - wenngleich subtil - anspricht. Dieses Mal geht der 58-Jährige sogar einen Schritt weiter: Zuletzt drehte Panahi viel in Teheran und zeigte eine Gesellschaft, in der sich die Menschen trotz der staatlichen Einschränkungen viele Freiheiten nehmen. Nun wendet er sich mit "Drei Gesichter" dem deutlich entbehrungsreicheren Leben auf dem Land zu, wo die Realität gerade für Frauen eine ganz andere ist. Denn sie sind den repressiven Regeln der Dorfgemeinschaft ausgesetzt. Dazu gehört auch, dass junge Frauen arrangierte Ehen eingehen müssen und nicht ihren eigenen Wünschen folgen dürfen.

All dies zeigt "Drei Gesichter" quasi nebenbei und anhand der Erlebnisse von Behnaz Jafari und Panahi in dem Dorf. Sie, die gefeierte Fernsehschauspielerin aus Teheran, wird hier verehrt und zugleich mit den Vorurteilen der Bewohner und den Einschränkungen für Frauen konfrontiert. Außerdem spielt dabei später noch eine dritte Schauspielerin eine Rolle: eine ältere Dame, die ausgestoßen am Rand der Dorfgemeinschaft lebt. "Drei Gesichter" veranschaulicht so auch den Kampf verschiedener Frauen-Generationen um Anerkennung - und wird damit zu einem eindringlichen Appell für die Gleichberechtigung im Iran.

Drei Gesichter, Iran 2018, 100 Min., FSK ab 12, von Jafar Panahi, mit Behnaz Jafari, Jafar Panahi, Marziyeh Rezaei

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