Wild Child

Moderne "Hanni und Nanni"-Version für Teenies - Eine alte Geschichte neu erzählt, aber nicht gut

Wild Child
Foto: dpa

Poppy ist süße 16, Kalifornierin und eine extrem verwöhnte Göre. Dank Papas Kreditkarten hat sie den Tod der Mutter in Saus und Braus verarbeiten können und dabei immer tüchtig über die Stränge geschlagen; bis der Bogen überspannt war.

Deshalb ist Poppy nun nach England verfrachtet worden und soll im altehrwürdigen Eliteinternat von Abby Mount auf Zucht und Ordnung hin getrimmt werden. Die Mitschülerinnen rekrutieren sich aus Mädchen, die ganz nett sind, wenn man sie erst mal näher kennen gelernt hat. Aber es gibt auch die alteingesessenen Diven, die keine Konkurrenz dulden.

Neu ist diese Grundidee von "Wild Child" nun wahrlich nicht. Da aber jede Teen-Generation ihr Anrecht auf neue, eigene Bildungsromänchen hat, kommt nun eben Version 2008.2 der Widerspenstigen Zähmung auf die Leinwände. Der etatmäßige Schnittmeister Nick Moore legt in seinem Regiedebüt die Dinge gemäß Drehbuch betont eindeutig an. Poppy Superstar fährt in Amerika Luxuscabrio, trägt Designergarderoben und eine Überdosis Make-up und verfügt über jegliches HighTech-Equipment, sofern es in eine Prada-Handtasche passt.

Das Internat dagegen ist eine Art Hogwart's ohne Hexer, ein düsterer Backsteinbau mit schweren, dunklen Holzmöbeln, wo die Mädchen graue Uniformen tragen und ihre Handys gleich in der ersten Stunde nach der Ankunft abgeben müssen. Da aber die Rektorin eine Liebenswerte ist und zudem von Natasha Richardson gespielt wird, kommt es für Poppy (Emma Roberts) doch nicht so schlimm wie erwartet; wohl aber fürs Publikum.

Während im Spätsommer die Girls von St. Trinian in ihrem ureigenen Update noch dem Affen tüchtig Zucker geben durften, ist Poppys Weg hin zum angepassten, aber selbstredend immer noch sehr individualistischen Mustergirl nach präzisem Schnittmuster aus dem amerikanischen Lifestyle-Katalog geschnitzt. Dagegen ist an sich nichts zu sagen, wäre es nicht als Film so schludrig erzählt, erbärmlich in Szene gesetzt.

(Kino-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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