7. Staffel der TV-Musikshow Nico Santos erzählt über seine Teilnahme bei „Sing meinen Song“

Bonn · Der deutsche Sänger Nico Santos wirkt in der siebten Staffel der TV-Show „Sing meinen Song“ mit und hat zudem ein neues Album am Start.

 Sänger Nico Santos.

Sänger Nico Santos.

Foto: Universal

Der Kerl hat einfach ein Gespür für griffige Melodien. Nico Santos (27), der mit seinen deutschen Eltern auf Mallorca aufwuchs, ist seit zwei, drei Jahren mit Hits wie „Rooftop“, „Unforgettable“ oder ganz aktuell „Like I Love You“ in den Radiosendern sehr präsent, zurzeit wirkt er außerdem in der TV-Musikshow „Sing meinen Song“ mit. In seiner Findungsphase hat der gebürtige Bremer zunächst Tontechnik in Köln studiert und als Co-Autor für andere Künstler gearbeitet. Mit Nico Santos sprach Steffen Rüth.

GA: Nico, mit der Frage „Der Sänger Nico Santos ist der Sohn des Darstellers welcher berühmten Werbefigur?“ haben Sie es kürzlich sogar in die Sendung „Wer wird Millionär?“ geschafft. Wie war das?

Nico Santos: Megakrass! Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Textnachrichten bekommen wie an jenem Abend. Ich hatte das Gefühl, alle meine Freunde haben das gesehen.

GA: Ist das für Sie ein Zeichen, in der Popkultur angekommen zu sein?

Santos: Ein Stück weit schon. Dass über mich öffentlich außerhalb meiner Musik geredet wird, war eine neue Erfahrung. Aber es war immerhin die 32 000-Euro-Frage. So berühmt bin ich dann wohl doch noch nicht (lacht). Und die Kandidatin hat die Antwort nicht gewusst.

GA: Sie lautet: „Melitta-Mann“. Ihr Vater, der Schauspieler Egon Wellenbrink, lebt seit langer Zeit auf Mallorca. Wie geht es der Familie?

Santos: Papa ist 75. Zum Glück ist meine kleine Schwester auch dort und versorgt meine Eltern. Es waren dramatische zwei Monate. Meine Schwester durfte nicht mal raus, um meinem Vater einen Käsekuchen zu kaufen. Sondern nur, wenn sie auch Sachen kauft, die man wirklich braucht, Kartoffeln und so. Du musstest den Kassenbon vorzeigen, um deine Einkäufe zu belegen. Es war wirklich verrückt und entspannt sich jetzt allmählich. Zum Glück haben meine Eltern einen Hund, mit dem durften sie drei Mal am Tag für jeweils 20 Minuten aus dem Haus.

GA: Und das wird kontrolliert?

Santos: Wir wohnen in einem ganz kleinen Dorf mit 700 Menschen. Da kann man sich nicht gut heimlich davonschleichen. Mallorca war in diesem Frühling gespenstisch. Hoffentlich wird der Sommer besser.

GA: Wie haben Sie selbst die Corona-Auszeit verbracht?

Santos: Ich lerne gerade viel für meine theoretische Führerscheinprüfung.

GA: Das fällt Ihnen aber früh ein.

Santos: Ich bin ja auf Mallorca aufgewachsen und erst mit 20 nach Deutschland gezogen. Ich war zwei Jahre in Köln, und seitdem ich in Berlin lebe, hatte ich keine Zeit mehr. Bis jetzt.

GA: Sie bringen das zweites Album raus und sind wöchentlich in „Sing meinen Song“ zu sehen. Wie haben Sie die Dreharbeiten in Südafrika Anfang März in Erinnerung?

Santos: Das war die mit Abstand schönste Zeit meines Lebens. Wirklich. Die Luft, die Sonne, die Sonnenuntergänge, und all die großen Gefühle, wenn man auf diesem Sofa sitzt und mit den Kollegen Musik macht – alles war absolut großartig. Auch privat war die Zeit richtig geil. Max Giesinger und ich sind zum Beispiel richtig gute Kumpels geworden.

GA: Große Emotionen prägen auch Ihr Album. Vor allem bei den langsamen Songs haben Sie so richtig viel Dramatik in der Stimme. Gibt es ein Vorbild?

Santos: Das habe ich mir bei Michael Jackson abgeschaut. Michael ist mein größtes Vorbild. Seine Songs und seine Stimme haben mich schon als Kind absolut gepackt. Und sie tun es bis heute.

GA: Sie haben, bevor 2018 Ihr Debütalbum „Streets Of Gold“ veröffentlicht wurde, zunächst als Songwriter gearbeitet und etwa an Mark Forsters „Wir sind groß“ sowie an Stücken von Lena und Sido mitkomponiert. Woher stammt das besonderes Gespür für Melodien?

Santos: Interesse und jahrelanges Training. Ich liebe es, die Songs anderer Leute regelrecht zu analysieren. Die Lieder von Michael Jackson oder Stevie Wonder kenne ich in- und auswendig, aber auch neue Sachen sind spannend. Ein Ed Sheeran schreibt ganz anders als eine Billie Eilish, und doch haben beide riesigen Erfolg.

GA: Gibt es eine Formel, die einen Song garantiert zum Hit macht?

Santos: Nein. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Entscheidend ist, Spaß an der Musik zu haben, sich permanent mit ihr zu befassen und zu üben, üben, üben.

GA: Aktuelle Mainstream-Popmusik ist oft ganz schön hohl und oberflächlich. Sie hingegen sprechen in „Walk In Your Shoes“ über den Tod Ihres besten Freundes. Was ist mit ihm passiert?

Santos: Er ist mit 15 beim Skateboarden überfahren worden. An dem Tag, an dem er gestorben ist, hatte er sich Schuhe gekauft. Die gleichen Schuhe hatte ich unabhängig von ihm auch anprobiert. Als ich ein paar Tage später bei seinen Eltern war, haben sie mir seine Schuhe geschenkt. So gehe ich quasi mit ihm durchs Leben.

GA: Haben Sie die Schuhe noch?

Santos: Natürlich. Sie haben allerdings Größe 41 und passen leider nicht mehr.

GA: Wie persönlich sind die Liebeslieder auf dem Album?

Santos: Mal mehr, mal weniger. Einige sind mir sehr wichtig. Das sind meine Therapiesongs. Im Idealfall helfen sie nicht nur mir durchs Leben, sondern auch den Hörern.

GA: Welcher ist ein Therapiesong?

Santos: „Low On Love“ zum Beispiel. Ich war viereinhalb Jahre in einer Beziehung, seit Anfang des Jahres ist das vorbei. Mit diesem Song habe ich versucht, die Trennung zu verarbeiten. Und zwar so, dass möglichst viele Leute eine Verbindung zu dem Stück aufbauen, es für sich selbst nutzen, können.

GA: Sie beschreiben darin, dass Ihrer Ex-Freundin die Liebe abhanden gekommen ist. War es so?

Santos: Die Trennung ging schon von uns beiden aus. Es war ein ziemlich langes Auf und Ab. Als ich „Low On Love“ schrieb, waren wir sogar noch zusammen.

GA: Sie hatten also damals schon kein gutes Gefühl?

Santos: Genau das hatte sie mich auch gefragt. Ich habe ausweichend geantwortet. Aber es war wohl so.

GA: Über welche Woche singen Sie in „7 Days“?

Santos: Über unseren letzten gemeinsamen Urlaub. Direkt am Tag danach war es endgültig vorbei. Die Melodie zu diesem Song basiert auf einem selbstgeschriebenen Schlaflied, das meine Mama, die ebenfalls Sängerin ist, mir immer vorgesungen hat. Und auf „Changed“ spielt mein Papa ein Saxofonsolo. Meine Eltern sind sowieso die Allerbesten. Anstatt mir den Traum, Musiker zu werden, auszureden, haben sie mich immer voll unterstützt.

GA: Bevor Sie nach Köln gezogen sind, haben Sie als Animateur in einem Clubhotel auf Mallorca gearbeitet. Was lernt man da?

Santos: Deutsche Pünktlichkeit. In der Schule wurde das eher locker gehandhabt. Und es ist echt ein Knochenjob. Ich habe an sechs Tagen die Woche von morgens neun Uhr bis Mitternacht geschuftet. Da lernst du auch, für nicht besonders viel Geld echt alles zu geben.

GA: In Köln haben Sie Tontechnik studiert. Was war der Karriereplan?

Santos: Ich wollte meine eigene Musik machen und mich durch nichts davon abbringen lassen. Ich bin ganz allein nach Deutschland gegangen, ich kannte niemanden in Köln. Dieser Sprung ins kalte Wasser hat mir sehr viel gebracht.

GA: In „Play With Fire“ geht es darum, für seine Leidenschaft alles zu riskieren.

Santos: Genau. Diese Metapher passt auch insgesamt auf meine Karriere. Ich habe wirklich jeden Tag gearbeitet, mich nicht beirren lassen und alles auf diese Karte gesetzt. Und ich bin sehr glücklich darüber, wie es gerade läuft.

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