Vier Tage vor Pützchens Markt / MIT VIDEO Große Backstage-Tour: Hinter den Kulissen von PüMa

Pützchen · „Das war ja nur eine Lightversion“, meinten Hildegard Herbertz und Doris Klemme lachend: Die beiden 74 und 77 Jahre alten Rentnerinnen saßen gemeinsam mit 18 weiteren GA-Lesern auf der Riesenschaukel Nessy und wurden im krassen Gegensatz zum Betrieb während des Festes nur ganz sanft durchgeschaukelt.

Vier Tage bevor zwischen Marktschule und Adelheidbrunnen der alljährliche Ausnahmezustand ausgerufen wird, hatten zwanzig Leser des General-Anzeigers Gelegenheit, sich im Rahmen einer „Backstage-Tour“ von den Schaustellern selbst erzählen zu lassen, welcher Aufwand nötig ist, um die Fahrgeschäfte in Betrieb zu nehmen. Fachkundig führte der Bonner Schausteller Hubert Markmann, der auch im Vorstand des Freundeskreises Pützchens Markt tätig ist, die Besucher über das Marktgelände.

„Nessy ist Kult, aber eine echte Fahrt können wir Ihnen heute nicht bieten“, so Markmanns Neffe Hans-Peter Markmann, der den Teilnehmern der Führung die Besonderheiten der Riesenschaukel erläuterte. Aus Sicherheitsgründen gebe es keine Ausnahmen; erst am Freitagmittag dürfen die Fahrgeschäfte ihren Betrieb aufnehmen. Und auch Bier gibt's vorher keines, beschieden die Schausteller einem Teilnehmer auf dessen nicht ganz ernst gemeinte Frage nach Bewirtung.

Das größte transportable Riesenrad der Welt

Vor dem größten transportablen Riesenrad der Welt mit offenen Gondeln hatte sich die interessierte Truppe eine halbe Stunde zuvor getroffen: „Das erstrahlt in diesem Jahr erstmals komplett in LED-Beleuchtung“, so Markmann. Und weil der Betrieb somit deutlich günstiger sei als mit der konventionellen Technik, werde das Wahrzeichen des Marktes in diesem Jahr auch an der Ennertseite beleuchtet. Weiter ging's zur Geisterbahn: Es seien aber leider keine Jobs mehr zu vergeben, bedauerte dessen Inhaber Emil Lehmann scherzhaft.

Mit insgesamt 15 Lastwagen – zwölf für die Bahn und weiteren drei für die Wohnwagen und das Personal – ist der Stuttgarter Schausteller an den Ennert gereist: „Mit meinen acht Aushilfen bin ich locker drei Tage beschäftigt, um alles aufzubauen“, erklärte er seinen Besuchern.

Weitere Stationen der Führung waren der Event-Tower, ein 30,5 Meter hoher Aussichtsturm, den Carmen Blume betreibt und dessen Plattform laut Mitarbeiter Georg Adamczyk sogar für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, sowie zum Abschluss das Fahrgeschäft Predator des Münchner Schaustellerbetriebs Kaiser.

„Die Laterne hier hat uns beim Aufbau schon ein wenig Kopfzerbrechen bereitet“, so Adamczyk zu den Herausforderungen des Aufbaus. Die habe im Weg gestanden, und alle Teile habe man deshalb extra darüber heben müssen.

Merkwürdige Zeichen auf dem Boden

Gegenüber dem Event-Tower begann Markmann dann merkwürdige Zeichen auf den Boden zu zeichnen: „Auf dieser Ecke wird später das 50 Tonnen schwere Herzstück des Polypen Oktopussy stehen“, erklärte er: „Die Straßenfluchten müssen ja beim Aufbau genau beachtet werden, damit später alles gut aussieht“, erläuterte er seine Malerarbeiten. Bei allen Aufbauarbeiten seien halt neben Fahr- immer auch Messkünste gefragt.

Besonders freuten sich die Teilnehmer der Führung übrigens über ein Stück echter Nostalgie: Markmanns wassergekühlter Deutz- Dreizylinder-Traktor sorgte in seinem ersten Leben in den 1950er Jahren mit einer Riemenscheibe für den Notstrom einer Autoscooteranlage.

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