Fast wie Karneval Jecke Stimmung beim Start des 650. Pützchens Markt

Beuel · Das Jubiläumsvolksfest "650 Jahre Pützchens Markt" ist eröffnet. Kostümierte Jecken und Musikbands sorgen dabei im Bayernzelt für beste Stimmung.

Gibt es im Rheinland einen Unterschied zwischen Karneval und Kirmes? Wer am Freitag die Eröffnung des Jubiläumsvolksfests „650 Jahre Pützchens Markt“ miterlebt hat, dem fällt nur eine Antwort ein: Nein. Kostümierte Menschen im historischen Festumzug und im Bayernzelt, die Musikbands Querbeat und Brings auf der Bühne, närrisch-ausgelassene Stimmung im Festzelt: Das ist rheinisches Brauchtum pur – fröhlich, friedlich, feierfreudig. Und diese Attribute sind die Erfolgsgaranten für Schausteller und Karnevalisten gleichermaßen.

Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds (DSB), sagte deshalb am Eröffnungstag: „Ein Dank an die Stadt und ihre Bürger, dass solche Traditionen derart im Stadtleben verankert sind. Bonn und das Brauchtum sind unzertrennbar.“ Was folgte, war eine spontane Aufforderung, die die 3500 Menschen im Bayernzelt für wenige Sekunden zum Innehalten veranlasste: „Wer nach Berlin und Barcelona ein Zeichen für Freiheit, Frieden und Toleranz setzen will, der erhebe sich von seinem Platz.“ Für kurze Zeit standen alle im Zelt.

Eröffnung von Pützchens Markt im Bayernzelt

Für den Fassanstich muss Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan wohl heimlich geübt haben: Er benötigte in seinem zweiten Amtsjahr nur einen Schlag. Damit war der Jahrmarkt dann auch offiziell eröffnet und dauert bis einschließlich Dienstag, 12. September. Ob es am Jubiläum oder an der bevorstehenden Bundestagswahl lag, konnte niemand wirklich ehrlich beantworten. Jedenfalls war die Zahl der Ehrengäste – angeführt von Vize-NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) – so groß wie selten. Auch Politiker des Rhein-Sieg-Kreises mit Landrat Sebastian Schuster an der Spitze waren stark vertreten.

Tausende Menschen verfolgten den Festzug

Ein entscheidender Unterschied zum Vorjahr: 2016 zeigte das Thermometer 35 Grad Celsius, und die Sonne schien. Am Freitag waren es gerade mal 18 Grad, und leichter Nieselregen tropfte vom grauen Himmel. Echte Kirmesfans lassen sich aber von etwas Nass von oben nicht abschrecken. Mehrere Tausend Menschen standen am Wegesrand und verfolgten den fast einen Kilometer langen Umzug.

Historischer Festumzug beim 650. Pützchens Markt

Ältester Teilnehmer war Jakob Schliefer. Seine knatternde, aber nicht minder eindrucksvolle Zugmaschine stammte von 1936. Wer wohl älter war? Viel Beifall erhielt das Scooter-Team aus Linz. Drei Kostümierte rasten wie Go-Kart-Fahrer auf dem Asphalt und drehten rasante Kurven.

Beuels designierte Wäscherprinzessin Franzi I. (Sprenger) saß mit ihren Wäscherinnen in Dirndln in einem cremefarbenen US-Oldtimer von 1959. Bonns neuer Prinz Dirk II. (Vögeli) hatte sich im Umzug unter die Schwarz-Gelben-Jonge gemischt.

Bei all dem Spektakel stand einer gedankenversunken und zufrieden mitten im Bayernzelt: Von Marktleiter Harald Borcherts Schultern war merklich viel Last gefallen. Das furiose Konzert des Beethoven Orchesters mit den Bläck Fööss am Donnerstagabend und der fröhliche Eröffnungstag am Freitag stimmten ihn zuversichtlich für die nächsten vier Kirmestage. Worauf er sich besonders freut: Auf den Besuch von Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Kirmessonntag. Zuerst wird sich das Kirchenoberhaupt um 9 Uhr unter die Pilger mischen und die Augen am Adelheidisbrünnchen waschen. Anschließend zelebriert er ab 10 Uhr die Festmesse im Bayernzelt.

Am Ende des Tages gab es noch ein Lob aus berufenem Mund. NRW-Kirmeskönigin Daryl Fee I. aus Essen sagte dem GA: „Pützchens Markt ist eine prächtige Mischung aus Tradition und Moderne. Bonn kann Kirmes.“

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