Interview mit Polizeihauptkommissar Gerd Mainzer Pützchens Markt ist sein Revier

Beuel · Gerd Mainzers Einsatzgebiet reicht von Beuel bis Bad Honnef. Der Leiter der Polizeiwache Ramersdorf bereut es keine Sekunde, Polizist geworden zu sein, sagt er Interview.

Gerd Mainzer und seine Teams haben ein Auge auf insgesamt etwa 145.000 Einwohner. Auch nach fast 40 Dienstjahren mit Stationen in Brühl, in Wesseling, in Köln, in Bonn und jetzt in Ramersdorf würde der Erste Polizeihauptkommissar niemals einen anderen Beruf wählen. Mit ihm sprach Jutta Specht.

Sie haben Ihre Wurzeln an der Ahr. Wo genau?

Gerd Mainzer: Ich wurde 1955 in Walporzheim geboren. Dort bin ich aufgewachsen und noch heute immer gern. Selbstverständlich hat die Gegend mein Verständnis für Wein geprägt. Schöne Erinnerungen habe ich an meinen Onkel Alois Grimminger. Die anderen nannten ihn Rebell von der Ahr, weil er schon in den 60er Jahren Wein trocken ausgebaut hat. Er machte einen der besten deutschen Weine im Kräuterberg unterhalb von Hohenzollern.

Sind Sie ehrgeizig?

Mainzer: Ja, ich bin ehrgeizig. Aber nur, was die Sache angeht. Ich will sie anpacken und zu Ende bringen. Das ist etwas anderes, als der Beste sein zu wollen und in Konkurrenz mit anderen zu stehen.

Haben Sie eine Lebensweisheit?

Mainzer: Es gibt einen Tag, an dem man stirbt, die restlichen Tage lebt man!

Sie haben 40-jähriges Dienstjubiläum. Würden Sie den Polizeiberuf wieder wählen?

Mainzer: Ich bereue keine Sekunde. Zuerst hatte ich mich für zwei Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet. Mit 23 ging ich zur Polizei. Der Auftrag, mit Menschen für Menschen zu arbeiten, gefiel mir und kam meinem sozialen Engagement entgegen. Meine erste Station hatte ich als Polizeiwachtmeister in Brühl.

Als Polizist im Einsatz sind Sie Gefahren ausgesetzt. Wann wurde Ihnen das zum ersten Mal bewusst?

Mainzer: In Brühl bei der ersten Festnahme. Diebe hatten Benzin abgezapft. Sie waren zu dritt, wir zu zweit. Da muss man eine überzeugende Autorität entwickeln. Anders, viel bedrohlicher, wirkte dagegen der Terror der RAF. Wir sollten einen Wagen anhalten, in dem mutmaßliche RAF-Mitglieder sitzen sollten. Da wurde mir die todernste Seite meines Dienstes bewusst.

Und heute, sind Polizisten noch sicher?

Mainzer: Das Bedrohungspotenzial für Ordnungskräfte hat zugenommen. Die Akzeptanz ist gesunken, Respektlosigkeit gestiegen. Allerdings stelle ich das in meinen Zuständigkeitsbereich nicht so extrem fest, wie es Kollegen in anderen Städten erleben. An der Tagesordnung, aber für mich nicht akzeptabel ist, dass wir geduzt werden. Also die verbale Respektlosigkeit wie „Ey, Mann, was willst Du.“ Hinzu kommt eine provozierende Körpersprache, bei der man in jedem Fall ruhig bleiben muss. Was stark zunimmt, sind die vielen Beschwerden über jeden und jedes. Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen könnte ich manchmal die Krise bekommen.

Für junge Leute, die in den Polizeidienst wollen: Was macht einen guten Polizisten aus?

Mainzer: Sie müssen Menschen mögen, soziale Kompetenz haben, die gesellschaftliche Ordnung anerkennen und für sie einstehen wollen. Und sie müssen unbedingt physisch und psychisch belastbar sein.

In Bad Godesberg ist die Polizei nach Übergriffen und anderen schweren Delikte verstärkt im Einsatz. Wie sieht es in Beuel aus?

Mainzer: In Beuel verzeichnen wir zunehmend Sachbeschädigung, Einbruchs- und Rauschgiftdelikte. Die verschärften Kontrollen in Bad Godesberg führen dazu, dass die Klientel auch nach Beuel ausweicht. Das haben wir im Blick, Wir arbeiten eng mit den Kollegen der anderen Wachen zusammen und greifen frühzeitig ein. Mit Blick auf Pützchens Markt haben wir als Präventionsmaßnahme bereits 54 Betretungsverbote ausgesprochen. Es betrifft Intensivtäter, die in der Vergangenheit wegen Körperverletzung, Raubüberfällen und Sexualstraftaten in Verbindung mit großen Veranstaltungen aufgefallen sind.

Pützchens Markt ist eröffnet. Wie sichern Sie den unbeschwerten Aufenthalt der rund eine Million Besucher?

Mainzer: Die gemeinsame Wache mit Ordnungsdienst und Feuerwehr in der Markschule hat sich bewährt. Von dort werden die Einsätze auf dem rund 80 000 Quadratmeter großen Gelände koordiniert. Wir sind ständig in Doppelbesetzung mit dem Ordnungsamt auf Streife. Das verstärkt unsere Präsenz. Wir sind im Zugriff schneller, weil wir alle Infos zeitgleich bekommen. Die Erfahrung aus den zurückliegenden Jahren zeigt, dass wir es hauptsächlich mit betrunkenen Jugendlichen, Schlägereien und Diebstahl zu tun haben.

Sie arbeiten mit den Schaustellern zusammen. Wie funktioniert das genau?

Mainzer: Schausteller haben einen Funkgeber bekommen. Wenn wir uns bei ihnen melden, schalten sie die Musik aus, und wir können mit Durchsagen oder Warnungen den größten Teil des Marktes beschallen.

Welche Beobachtungen sollten Kirmesbesucher der Polizei melden?

Mainzer: Die meisten kommen seit Jahren auf Pützchens Markt. Sie kennen das Geschehen und ihnen fällt sicher auf, wenn sich etwas tut, das da nicht hingehört. Dann sollen sie sich melden. Entweder bei einer Streife, gut zu erkennen durch die weißen Mützen, oder auf der Marktwache.

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