Bilanz zu Pützchens Markt 19 Messer bei 1055 durchsuchten Personen entdeckt
Update | Pützchen · Nach den Messerangriffen in Solingen und Siegen hatte die Bonner Polizei die Sicherheitsmaßnahmen auf Pützchens Markt verschärft. Am Mittwoch zogen die Einsatzkräfte eine Bilanz.
Die Bonner Polizei hat am Mittwoch ihre abschließende Einsatzbilanz zu Pützchens Markt vorgestellt. Der Markt gilt als einer der größten Kirmesveranstaltungen Deutschlands, kurz vor Beginn der Veranstaltung hatten die Einsatzkräfte das Sicherheitskonzept noch einmal verschärft. In einem Erlass hatte die Landesregierung kurz zuvor zudem klargestellt, dass bei Volksfesten auch Messer sichergestellt werden dürfen, die nicht unter das Waffengesetz fallen. Zudem sind auf der Kirmes in diesem Jahr deutlich mehr Beamte unterwegs als in den vorherigen Jahren. Mit Erfolg, wie sich nun abzeichnet.
Seit Beginn der Kirmes am Freitag bis zum Feuerwerk am Dienstagabend hat die Polizei nach eigenen Angaben 1471 Personen kontrolliert, von denen 1055 Personen durchsucht wurden. Wie die Polizei angab, wurden dabei 485 Taschen oder Rucksäcke durchsucht, in denen 19 Messer sichergestellt wurden.
Insgesamt 81 Personen haben einen Platzverweis erhalten, zumeist wegen übermäßiger Alkoholisierung. Da fast alle der Betroffenen diesen nach Polizeiangaben auch nachkamen, seien laut den Beamten nur vier Personen in Gewahrsam genommen worden. Die Polizei leitete insgesamt 36 Ermittlungsverfahren ein, darunter sechs wegen Diebstählen und acht wegen Körperverletzungen. Schon zu Beginn der Kirmes am Freitag hatte die Polizei von einem „überwiegend ruhigen Einsatzverlauf“ geschrieben. Und auch der Sonntag und der Abschlusstag seien aus Polizeisicht „weitestgehend ruhig“.
Am Sonntag hat die Polizei den 17-jährigen Tatverdächtigen eines Falles von Körperverletzung vom Vortag auf dem Gelände erkannt und ein Bereichsbetretungsverbot für die restlichen Tage von Pützchens Markt gegen ihn verhängt. Bei Zuwiderhandlung erwarte ihn nach Polizeiangaben ein Zwangsgeld von 250 Euro.
Pützchens Markt: Sieben Personen im Auto mit fünf Sitzen
Zudem stoppten Beamte im Umfeld von Pützchens Markt am Sonntagabend einen fünfsitzigen BMW, in dem sich sieben Personen aufhielten. Bei der Kontrolle gab der 43-jährige Fahrer nicht nur falsche Personalien an, sondern es stellte sich zudem heraus, dass der Mann mit zwei Vollstreckungshaftbefehlen wegen Betruges und des Vorenthaltens und der Veruntreuung von Arbeitsentgeld gesucht wurde. Darüber hinaus verwies ein erster Drogenschnelltest auf einen möglichen Kokainkonsum des Mannes, im Handschuhfach des BMW fanden die Beamten zudem ein Einhandmesser, welches nach dem Waffengesetz verboten ist. Den 43-Jährigen nahm die Polizei mit auf die Wache. Gegen ihn wird nun unter anderem wegen Verstößen gegen das Straßenverkehrsgesetz und das Waffengesetz ermittelt. Das Einhandmesser stellte die Polizei sicher.
Teenager wird am Samstag beraubt
Bereits am Samstagabend war ein 13-Jähriger gegen 19 Uhr von fünf teils gleichaltrigen Jugendlichen beraubt worden. Die Täter traten und schlugen ihn und nahmen schließlich fünf Euro aus seiner Hosentasche. Der 13-Jährige wurde ambulant behandelt. Die Täter wurden nicht mehr angetroffen. Die Bonner Polizei bittet mögliche Zeigen, sich unter der der Telefonnummer 0228-150 oder per Mail unter kk14.Bonn@polizei.nrw.de zu melden. Nach Angaben eines Polizeisprechers stehe dieser Fall allerdings nicht in Zusammenhang mit dem Fall des 17-jährigen Tatverdächtigen, welcher wegen des Verdachts auf Körperverletzung am Sonntag auf dem Gelände angetroffen worden war.
In der Nacht zu Samstag sollen zudem vier Personen einen Mann und eine Frau beleidigt haben. Auch ein Messer sei bei dem Streit zum Einsatz gekommen.
Ruhige Situation am Montag
Am Montag war das Marktgelände nach Angaben der Polizei tagsüber, wegen der Wetterlage weniger besucht als in den vergangenen Tagen. Schon früh am Abend hätten viele Besucher das Gelände verlassen. Das Bayernzelt war aufgrund der dort stattfindenden After-Job-Party gut besucht. Nach Ende dieser Veranstaltung, gegen 1 Uhr, leerte sich das Zelt jedoch schnell und auch verbliebenen Festplatzbesucher verließen zügig das Gelände. Am Montag wurden rund um das Marktgelände 27 Fahrzeuge kontrolliert.
Reul auf Pützchens Markt: „Das Sicherheitsgefühl ein Stück erhöhen“
Nach den jüngsten Messerattacken bei Volksfesten hatten NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Innenminister Herbert Reul (beide CDU) am Wochenende demonstrativ Pützchens Markt besucht.
„Die Menschen verlangen zu Recht, dass wir das Sicherheitsgefühl ein Stück erhöhen“, sagte Reul bei seinem Besuch am späten Samstagabend. „Der Terrorismus und diese Typen dürfen nicht gewinnen, indem wir vor lauter Angst nicht mehr auf die Feste gehen. Es ist ganz wichtig, weiterzufeiern und draußen zu sein.“
In Solingen waren bei einem mutmaßlich islamistischen Messerattentat am 23. August drei Menschen getötet und acht verletzt worden. Ein 26-jähriger Syrer sitzt wegen der Tat in Untersuchungshaft. In Siegen war eine Deutsche überwältigt worden, sie soll sechs Menschen in einem Bus mit einem Messer zum Teil schwer verletzt haben.
Mehr Polizeipräsenz auf Pützchens Markt
„Wir haben unter Berücksichtigung der aktuellen Lage zusätzliche Kräfte im Einsatz. Im letzten Jahr hatten wir etwa 100 Kräfte im Einsatz, dieses Jahr sind es an den Spitzentagen 140 bis 150“, sagte Bonns Polizeipräsident Frank Hoefer.
NRW-Ministerpräsident Wüst dankte den Sicherheitskräften im ganzen Land für ihre Arbeit. „Volksfeste wie Pützchens Markt stehen für pure Lebensfreude“, sagte Wüst. „Unsere Polizistinnen und Polizisten tragen einen erheblichen Teil dazu bei, dass das so sein kann. Sie strahlen Sicherheit aus, sorgen für Schutz und sind wachsam. Das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je.“
Die Landesregierung sei fest entschlossen, die Sicherheit auch auf großen Volksfesten mit allen möglichen Mitteln zu schützen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Menschen sich aus Angst vor Gewalttaten nicht mehr zu solchen Festen trauten.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach den Angriffen in Solingen und Siegen per Erlass mehr Polizeipräsenz und Personenkontrollen auch ohne konkrete Gefahr bei Volksfesten angeordnet. Jedes Messer, das bei einer Personen- oder Taschenkontrolle sichergestellt werde, bedeute eine potenzielle Gefahr weniger.