Bilanz des Wochenendes Schon 900.000 Besucher bei Pützchens Markt

Bonn · Fast 900.000 Gäste haben Pützchens Markt an den ersten drei Tagen besucht. Am Sonntag fand eine Festmesse mit Kardinal Rainer Maria Woelki im Bayernzelt statt. Am Dienstag endet der Markt mit einem Höhenfeuerwerk.

Wenn der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki an einem Sonntag die Domstadt verlässt, muss andernorts etwas ganz Besonders stattfinden. Das Oberhaupt des Erzbistums reiste sehr früh am Morgen rheinaufwärts nach Bonn, um sich dort im Wallfahrtsort Pützchen in die Schar der Pilger einzureihen. Am Brunnen der Heiligen Adelheid, also am geschichtlich überlieferten Ursprungsort von Pützchens Markt, wusch er sich die Augen. Das Wasser des Pütz' soll die Sehkraft der Augen stärken.

Nach der Augenwaschung ging Woelki zu Fuß durch die Budengassen ins Bayernzelt, um dort mit Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher, Schaustellerpfarrer Sascha Ellinghaus und der Ortsgeistlichkeit die Festmesse anlässlich 650 Jahre Pützchens Markt zu zelebrieren. 3500 Gäste füllten das Zelt und hörten die Worte des Kardinals: „Kirmes in Pützchen beinhaltet viele Facetten. Dazu zählen Feiern, Innehalten, Beten und Wallfahrten.“

Seine Eminenz gestand: „Ich bin zum ersten mal auf Pützchens Markt, obwohl es mein zweiter Anlauf ist. Beim ersten Mal stand ich so lange auf der Autobahn im Stau, dass ich an der Abfahrt Pützchen vorbei gefahren bin. Dieses kulturelle Defizite werde ich heute ausgleichen.“

Was Woelki an diesem Sonntag sichtlich schätzte: Die vielen Kontakten mit den Bürgern auf dem Markt. Selfies, Fotos, Gespräche, Händeschütteln, Zurufe – Kölns Erzbischof gab sich entspannt, das Bad in der Menge tat ihm und den Bürgern gut. Der fünfjährige Luis aus Sankt Augustin war traurig, dass er nicht bis zum Kardinal durchkam. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan bekam diese Enttäuschung mit, nahm ihn an die Hand und ging mit ihm zu Woelki.

Der beugte sich zu Luis hinunter, legte ihm seine Hand auf den Kopf und sprach mit ihm über seinen Kindergarten. Der Junge strahlte und lief glücklich zu seinem Vater zurück. Die Beueler Stadtsoldaten überbrachten dem Erzbischof einen Teller ihrer legendären Erbsensuppe, gut verpackt nach dem Motto „Soup to go“. Die Geste war gedacht als Dank dafür, dass beim Gottesdienst im Zelt an den jüngst verstorbenen Ehrenkommandanten Egon Peffekoven gedacht wurde.

Obwohl Woelki anmerkte, dass er nicht schwindelfrei sei, fuhr er mit dem City Skyliner. In einer Höhe von fast 80 Metern blickte Woelki auf den Kölner Dom. „Pützchens Markt ist ein Ort der Einheit, der Freude. Er verbindet Menschen“, sagte der Kardinal. Wie wahr: Laut Marktleiter Harald Borchert besuchten bis Sonntagabend fast 900.000 Menschen das Volksfest.

Der hohe Besuch aus Köln und die große Anzahl an Prominenz bescherten der Bonner Polizei nach einem langen Samstagabend eine Frühschicht. Besondere Ereignisse erfordern eben besonderen Einsatz. Wiewohl die Sicherheitskräfte in diesem Jahr bislang einen besonders guten Job machen – das attestieren ihnen jedenfalls die Schausteller, die Stadt und viele Kirmesfreunde.

Wegen der angespannten Sicherheitslage hat die Polizei für das Volksfestjubiläum die Zahl der Kräfte gegenüber dem Vorjahr nochmals erhöht und die Sicherheitsvorkehrungen intensiviert. An den Hauptzufahrtsstraßen sollen etwa bis zu vier Tonnen schwere Betonblöcke einen Terroranschlag durch mit hohem Tempo heranrasende Lieferwagen verhindern. Auch die Beamte verschiedener Einsatzhundertschaften sichern die Zuwege zum Marktgelände mit Schnellfeuerwaffen ab.

„Durch unsere Präsenz auf dem Marktgelände und im Außenbereich des Jahrmarkts wollen wir den Kirmesbesuchern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Wir stehen stets als Gesprächspartner zur Verfügung, beantworten Fragen und helfen gerne weiter“, erklärte Einsatzleiter Gerd Mainzer dem GA. Der Erste Polizeihauptkommissar und Leiter der Wache Ramersdorf trägt zum vierten und letzten Mal die Verantwortung für die Sicherheit auf Pützchens Markt. Am Kirmessamstag feierte er seinen 62. Geburtstag und scheidet zum Monatsende aus dem aktiven Dienst aus. Sein Nachfolger wird Gerd Peter.

Obwohl das Wetter am Freitag und Samstag Kapriolen schlug und sich immer mal wieder die Wasserschleuse am Himmel öffnete, waren die Schausteller mit dem Verlauf der ersten drei Kirmestage zufrieden. Peter Barth, Vorsitzender des Schaustellervereins Bonn: „Pützchens Markt hat ein sehr treues Publikum. Von leichten Regenschauern lassen sich Kirmesfans nicht abhalten.“

Rheinischer Abend mit Cat Ballou im Bayernzelt

Profiteur der wechselhaften Witterung war das Bayernzelt. An allen Abenden tummelten sich Tausende Menschen in der Festhalle. Das lag allerdings auch an dem musikalischen Spitzenprogramm. Am Sonntag gibt es noch ein Geschenk für die Bürger: Der Stadtbezirk Beuel und der Freundeskreis Pützchens Markt servieren bei freiem Eintritt einen Rheinischen Abend der Spitzenklasse. Höhepunkt wird der einstündige Auftritt der jungen Mundartband Cat Ballou sein. An diesem Montag stehen ab 10.30 Uhr der Heim- und Waisenkindertag mit Ehrengast Marc Zwiebler und ab 18 Uhr die After-Job-Party im Bayernzelt auf dem Programm. Dieses Trachtenfete ist seit Wochen ausverkauft.

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